Widerstand gegen Thomy-Werksschließung in Neuss geht weiter

Lokalzeit aus Düsseldorf 05.05.2025 00:45 Min. Verfügbar bis 05.05.2027 WDR

Widerstand gegen Thomy-Werksschließung in Neuss geht weiter

Stand: 05.05.2025, 19:49 Uhr

Rund 150 Beschäftigte sollen im Sommer nächsten Jahres ihren Job verlieren. So der Plan der Thomy-Muttergesellschaft Nestlé.

Von Frank Büsdorf

Am Montagnachmittag hängten Mitarbeiter ein 12 Meter breites Protestbanner vor der Thomy-Verwaltungszentrale in Neuss auf: "Missmanagement vernichtet Arbeitsplätze" steht darauf. Die Wut der Beschäftigten ist groß. Sie prangern die Profitgier von Nestlé und anderer Großkonzerne an. Michaela Amanatidis arbeitet seit 1983 für Nestlé in Neuss. Sie ist damit die Dienstälteste hier.

Zu sehen ist Michaela Amanatidis, die seit 1983 für Nestlé arbeitet.

Mitarbeiterin Michaela Amanatidis vor der "Wand der Solidarität"

"Ich habe als Auszubildende vor 42 Jahren hier angefangen und das tut schon weh, wenn sich jetzt der Konzern dazu entschlossen hat, uns die Arbeitsplätze wegzunehmen. Wenn die Lichter hier ausgehen, bin ich 59 Jahre alt und dann werde ich bestimmt nicht woanders was Neues finden."

Unterstützung aus der Politik

Als vor sechs Wochen das Aus bekannt wurde, hatte der Neusser Bürgermeister angekündigt, sich für den Erhalt des Werkes einzusetzen. Heute kam Arbeitsminister Karl-Josef Laumann vorbei. "Ich finde, es ist Aufgabe eines Arbeitsministers auch zu werben: Lasst doch mal die Tassen im Schrank, was die Renditen angeht. Natürlich muss ein Unternehmen schwarze Zahlen schreiben, ein Unternehmen muss investieren können, muss die Löhne zahlen können. Aber es gibt, finde ich, in der sozialen Marktwirtschaft auch eine Verantwortung gegenüber den Menschen, die über viele Jahrzehnte mit ihrer Arbeitskraft den Erfolg des Konzerns möglich gemacht haben."

Zu sehen ist ein Mann, der sich mit seinem Handabdruck auf der "Wand der Solidarität" verewigt.

Helfer verewigen sich auf der "Wand der Solidarität"

Laumann und die DGB-Vorsitzende Anja Weber verewigten sich vor dem Werkstor mit ihren Händen auf einer sogenannten "Wand der Solidarität". Hier können alle Helfer ihren Handabdruck hinterlassen, um den Beschäftigten ihre Unterstützung zu zeigen.

Tradition geht zu Ende

Im Thomy-Werk in Neuss stellen die Mitarbeiter seit Jahrzehnten Mayonnaise und Senf her, das in Gläsern oder Tuben abgefüllt wird. Ganz genau seit 1913. Nun das Aus. Nestlé begründet das unter anderem mit gestiegenen Kosten.

Die Produktion soll nun ins Maggi-Werk nach Lüdinghausen bei Münster verlegt werden. Hoffnung, dass das Werk in Neuss erhalten bleibt, gibt es nicht mehr, so der Betriebsrat.