Nach tödlichem Verkehrsunfall: Prozess gegen Autofahrer wegen Mordes

Lokalzeit aus Aachen 10.06.2024 02:40 Min. Verfügbar bis 10.06.2026 WDR Von Thomas Wenkert

Nach tödlichem Verkehrsunfall: Prozess gegen Autofahrer wegen Mordes

Stand: 10.06.2024, 12:55 Uhr

Ein 19-jähriger Mann soll trotz roter Ampel eine schwangere Frau in Hückelhoven überfahren haben. Die Staatsanwaltschaft Mönchengladbach wirft dem Angeklagten Mord vor.

Zu Beginn des Prozesses vor dem Landgericht Mönchengladbach hat sich der Angeklagte entschuldigt. "Ich denke jeden Tag an die Opfer und die Familie", sagte der 19-Jährige am Montag.

Der junge Mann soll im November 2023 betrunken und unter Drogeneinfluss Auto gefahren sein. Dabei soll er in Hückelhoven bei Tempo 70 eine rote Ampel überfahren und auf dem Fußgängerüberweg eine hochschwangere Frau erfasst haben. Die 31-Jährige wurde schwer verletzt und starb kurz darauf im Krankenhaus. Auch das ungeborene Kind konnte nicht gerettet werden.

Angeklagter gibt Alkoholkonsum zu

In seiner Aussage gab der 19-Jährige zu, am Nachmittag des Unfalltages Alkohol getrunken zu haben. In einer selbst verlesenen Erklärung sagte er, er könne sich an die Tat nicht mehr erinnern und bat bei der Familie der Opfer um Entschuldigung. "Ich schäme mich jeden Tag in Grund und Boden", sagte der 19-Jährige. 

Der Lebensgefährte der bei dem Unfall tödlich verletzten Frau war Augenzeuge des Geschehens. Er sagte unter Tränen, er und die 31-Jährige hätten an dem Abend nach dem Essen einen Spaziergang durch den Ort gemacht. Da es schon dunkel gewesen sei, habe man nicht den Weg durch den Park genommen, berichtete der Mann. 

Frau wurde auf Fahrbahn geschleudert

An einem Fußgängerüberweg, etwa 50 Meter von der Wohnung entfernt, habe das Paar gewartet, bis die Fußgängerampel Grün zeigte. Er habe das nahende Auto bemerkt und zwei schnelle Schritte gemacht. Dann habe er über die Schulter zu seiner kurz hinter ihm gehenden Freundin geblickt und gesehen, wie sie durch das Auto erfasst wurde. Die 31-Jährige wurde auf die gegenüberliegende Fahrbahn geschleudert. Sofort seien Augenzeugen gekommen, um Hilfe zu leisten.

Zum Prozessauftakt waren zahlreiche Bekannte und Familienangehörige der 31-Jährigen im Gerichtssaal. Viele hatten bei den Schilderungen Tränen in den Augen. Der Angeklagte soll nach dem Aufprall Fahrerflucht begangen haben, um das Fahren unter Alkoholeinfluss zu verdecken. Eine Augenzeugin war dem 19-Jährigen gefolgt und hatte ihn gestellt.

Der Angeklagte war zeitweise in Untersuchungshaft und kam dann unter Auflagen wieder auf freiem Fuß. Ihm droht im Fall einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe. Drei weitere Termine sind in dem Prozess vor der großen Jugendkammer geplant.

Nach tödlichem Verkehrsunfall: Prozess gegen Autofahrer wegen Mordes

WDR Studios NRW 10.06.2024 00:42 Min. Verfügbar bis 10.06.2026 WDR Online


Quellen:

  • WDR-Recherche
  • dpa

Über das Thema berichten wir auch im WDR Fernsehen in der "Lokalzeit aus Aachen" ab 19.30 Uhr.