Prozessbeginn in Mönchengladbach um Brandserie - Geständnis teilweise widerrufen

00:31 Min. Verfügbar bis 10.09.2026

Prozessbeginn in Mönchengladbach um Brandserie - Geständnis teilweise widerrufen

Stand: 10.09.2024, 12:47 Uhr

Eine Serie von 40 Bränden hatte die Menschen in Mönchengladbach und Viersen in Atem gehalten. Im Dezember 2023 wurde der mutmaßliche Täter festgenommen.

Von Martin Höke

Am Dienstagmorgen hat vor dem Landgericht Mönchengladbach der Strafprozess gegen den 26-jährigen Mann begonnen. Nach der Anklageverlesung sorgte der Verteidiger des Angeklagten für eine faustdicke Überraschung.

Vernehmung nach Festnahme nicht verwertbar

Der Anwalt Carsten Arts erklärte, dass das Geständnis, das sein Mandant bei der ersten Vernehmung abgelegt hatte, nicht verwertet werden dürfe. Der 26-Jährige, so Arts, habe sich damals in einer Ausnahmesituation befunden und sei von den beiden vernehmenden Beamten nur irreführend über seine Rechte belehrt worden.

Erstes Geständnis wertlos – jetzt nur noch vier Taten eingeräumt

Die Polizei hatte am Tag nach der Festnahme, am 12. Dezember 2023, mitgeteilt, dass der junge Mann aus Mönchengladbach “vollumfänglich gestanden” habe.

Das stimme so nicht, betont der Verteidiger. “Mein Mandant räumt nur vier der angeklagten Taten ein.” Dabei handele es sich um die Brände, die nach dem Tod seines Freundes und Mittäters bis Dezember 2023 gelegt wurden.

45 Taten angeklagt

Die Anklage wirft dem 26-Jährigen vor, zwischen Juli 2022 und Dezember 2023 meist gemeinsam mit einem Freund aus Viersen über 40 Brände gelegt zu haben. Der 24-jährige Mittäter hat sich im Oktober 2023 umgebracht. “Aus Solidarität mit ihm hat mein Mandant bei der Vernehmung die Schuld für alle auf sich genommen”, sagt Verteidiger Carsten Arts. Angaben dazu, ob der Angeklagte bei den anderen Brandstiftungen dabei war, wollte der Verteidiger nicht machen.

Meist Autos angezündet

Meist sollen von dem Angeklagten und seinem Komplizen Autos angezündet worden sein. Im Juli 2023 sogar ein mit sieben Neufahrzeugen von BMW beladener Autotransporter. Dabei, so das Gericht, war der mit 600.000 Euro höchste Einzelschaden entstanden. Der durch die Serie an Brandstiftungen entstandene Gesamtschaden wird auf knapp eine Million Euro beziffert.

Brandstiftung aus Geltungssucht?

Angeklagter im Gerichtssaal

Der Angeklagte (l.) im Gerichtssaal.

Wie es aus Justizkreisen heißt, soll der Mönchengladbacher in seiner Vernehmung bzgl. eines Motivs von Geltungssucht und Liebe zu Feuer gesprochen haben. Die beiden jungen Männer "wollten wohl Grenzen austesten“.

Gefängnis bei Verurteilung

Dem 26-Jährigen droht bei einer Verurteilung eine mehrjährige Haftstrafe. Für den Prozess gegen den Brandstifter sind bis Anfang November sieben Verhandlungstage angesetzt. Am 1. Oktober wird weiter verhandelt.

Prozess um Serie von mehr als 40 Brandstiftungen in MG und Viers

WDR Studios NRW 10.09.2024 00:44 Min. Verfügbar bis 10.09.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Staatsanwaltschaft Mönchengladbach

Über dieses Thema berichtet der WDR am 10.09.2024 auch im Fernsehen in der Lokalzeit aus Düsseldorf um 19:30 Uhr.