Prozess: Messer-Attacke in Wuppertaler Zuwanderungsbehörde

Stand: 01.02.2023, 11:52 Uhr

Der Angriff auf eine Mitarbeiterein der Wuppertaler Behörde beschäftigt seit Mittwoch das Landgericht Wuppertal. Im August vergangenen Jahres soll ein damals 20-Jähriger die Sachbearbeiterin schwer verletzt haben.

Es ist kurz nach neun Uhr morgens, an diesem Tag im August 2022 im Wuppertaler "Haus der Integration", wo mehrere Ämter untergebracht sind. Die Schlange der Wartenden vor der Zuwanderungsbehörde ist lang - wie jeden Tag. Dann passiert laut Anklage das völlig Unerwartete: Ein 20 Jahre alter Mann zückt ein Messer und sticht auf eine Beschäftigte des Amtes ein, verletzt sie schwer an der Schulter. Sofort, so schildern es Zeugen, kommen Kolleginnen und Kollegen und helfen der Frau. Andere halten den Angreifer fest, bis die Polizei kommt.

Verlesung der Anklage

Die Staatsanwaltschaft sprach davon, dass der in Syrien geborene Angeklagte mit der Tat ein Zeichen senden wollte an Politik und Justiz, so nicht mit Flüchtlingen umzugehen. Er habe einen handgeschriebenen Zettel dabei gehabt. Zu dem Opfer habe er keinerlei Beziehungen gehabt. Als die Polizei kam, habe er sich widerstandslos festnehmen lassen.

Opfer sagt unter Tränen aus

Die 25-jährige Sachbearbeiterin sagte, dass sie sich beobachtet gefühlt habe, als sie im Kundengespräch gewesen sei. Dann habe sie beim ersten Stich gedacht, jemand gibt mir einen Klaps auf den Rücken. Beim zweiten Mal dachte sie, er hat mich geschlagen. Dann habe sie den Mann gesehen, der starr vor ihr stand. Er habe sie nicht weiter attackiert. Heute gehe es ihr schlecht. Sie brauche Hilfe in vielen Dingen, arbeiten könne sie immer noch nicht. Sie habe versucht das Gebäude zu betreten, habe aber von Kopf bis Fuß gezittert. Sie wolle dort gerne weiterarbeiten, so das Opfer weiter.

Schuldunfähigkeit des Angeklagten

Die Staatsanwaltschaft geht von einer tiefgehenden psychiatrischen Störung bei dem Angeklagten aus und, dass er während der Tat schuldunfähig war. Die Verteidigung erklärte, dass der junge Mann zurzeit in der Psychiatrie in Düren untergebracht ist. Bei einer Verurteilung steht er vor der dauerhaften Einweisung in eine Psychiatrie.

Eltern des Angeklagten sagten aus

Unter Tränen sagte die Mutter aus dass, ihr Sohn schon krank war, bevor sie aus Beirut nach Deutschland kamen. In Wuppertal habe er dann zwar vom Arzt Medikamente bekommen, doch es sei nur langsam besser geworden. Der Vater sprach von Geldsorgen, die kurz vor der Tat aufkamen. Unter anderem, weil das Jobcenter Fehler bei den Leistungen gemacht habe und Geld zurückgefordert habe. Sein Sohn habe sich schrittweise verändert und sei zum Teil aggressiv geworden.

Neue Qualität der Bedrohung

Einsatzkräfte vor dem Haus der Integration in Wuppertal

Viele Einsatzkräfte am Tatort

Die Tat schockiert die Stadt, vor allem aber die Mitarbeitenden der Stadtverwaltung. Probleme mit aggressiven Kunden und Kundinnen seien in vielen Ämtern an der Tagesordnung, von der Führerscheinstelle bis zum Sozialamt. Der Messerangriff aber übertreffe alles bisher Geschehene.

Folgen für viele Menschen

Die Konsequenzen auch: Seelsorger kümmern sich nach der Tat um die Mitarbeitenden im "Haus der Integration". Danach bleibt die Ausländerbehörde Tage lange geschlossen. Viele Kollegen und Kolleginnen der verletzten Sachbearbeiterin melden sich über Wochen krank, das Geschehen verfolgt sie offensichtlich. 

Mehr Sicherheit

Die Stadt Wuppertal selbst sagt, man habe nach der Tat das Sicherheitskonzept für die Ämter und Außenstellen überarbeitet. Direkt nach der Tat wurde der Sicherheitsdienst vor Ort ausgewechselt und personell aufgestockt. Die Zahl der Mitarbeitenden in der Zuwanderungsbehörde ebenso.

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