Der Saal in der Gaststätte Biesenbach ist an diesem Abend voll. Mehr als 100 Einwohner wollen wissen, wie es mit dem Protest gegen die hohe Grundsteuer weitergeht. Fast alle haben die Online-Petiton unterschrieben, so wie Werner und Dorothee Kronenberg.
Grundsteuer wird immer teurer
Voller Saal in Lindlar auf dem Info-Abend zur hohen Grundsteuer
Das Ehepaar hat seit 40 Jahren ein Einfamilienhaus in Fenke, einem Ortsteil der 21.000 Einwohner großen Gemeinde Lindlar. Werner Kronenberg ärgert sich. Er zahlt jetzt jährlich 600 Euro mehr Grundsteuer, in der Summe sind das 1500 Euro pro Jahr. Dabei hatte das Finanzamt die Grundsteuermesszahl für sein Haus reduziert. Sie richtet sich nach Größe, Alter und Zustand des Hauses und dem Grundstückswert.
In der Bürgerversammlung wird Kronenberg wütend: “Das ist ungerecht und hinterhältig, weil die Gemeindevertreter es sozusagen hinter dem Rücken der Bevölkerung getan haben.“ Die Vertreter aus der Politik sehen das am Abend anders.
Kosten für das Eigenheim sind stark steigen
Werner Kronenberg regt sich über Grundsteuer auf
Werner und Dorothee Kronenberg sind seit einigen Jahren im Ruhestand. Als sie den Bescheid des Finanzamtes bekommen haben, dachten sie eher an eine Senkung als eine Erhöhung der Grundsteuer.
Das schon lange abbezahlte Eigenheim auf dem Dorf kostet sie jetzt mit der Grundsteuererhöhung, Gebäude- und Hausratversicherung, Strom, Gas und Wasser rund 1000 Euro im Monat - nur an Unterhalt.
"Wir wohnen fast am Ende der Welt, ohne dörfliche Infrastruktur, wie Geschäfte und Café", sagt Kronenberg. Aber sie wohnen noch im großen Haus, weil sie gerne ihre Kinder mit deren Familien empfangen.
Erhöhung der Hebesätze ist unanständig
Im ersten Satz der Online-Petition steht, dass die drastische Erhöhung unverhältnismäßig ist. Kronenberg: “Aber eine Erhöhung von 100 Prozent ist mit Sicherheit, selbst wenn sie rechtlich in Ordnung sein sollte, nicht nur unverhältnismäßig, sondern unanständig.“
Die Gemeinde Lindlar plant im Februar eine große Bürgerversammlung zur Grundsteuererhöhung. Der Rat hatte die Hebesätze erhöht, weil Geld fehlt. Andere Sparmöglichkeiten hatte die Politik verworfen.
Der Grundsteuerhebesatz in Lindlar liegt bei 1245 Prozentpunkten und ist einer der höchsten in NRW.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
- Gemeinde Lindlar
- Online-Petition