Neues Hebammenhaus Rhein-Sieg in Troisdorf vorgestellt

00:57 Min. Verfügbar bis 02.08.2026

Neues Hebammenhaus Rhein-Sieg in Troisdorf vorgestellt

Stand: 02.08.2024, 18:27 Uhr

Immer mehr Schließungen von Geburtsstationen und Kreißsälen erfordern einen Systemwechsel. Fünf Hebammen, eine psychologische Beraterin und eine Finanzexpertin gründen eine Initiative.

Von Uwe Fohrmann

Fast wirkt es so, als seien die anwesenden Gründerinnen des Hebammenhauses Rhein-Sieg aufgeregter als werdende Eltern. Dabei müsste sich doch durch ihre Erfahrung mit Neugeborenen eine gewisse Gelassenheit entwickelt haben. Aber was sie gemeinsam mit dem Bürgermeister der Stadt Siegburg vorstellen, ist so elementar wichtig für den Rhein-Sieg-Kreis, dass die Gründerinnen durchaus angespannt sein dürfen.

Es gibt immer weniger Geburtskliniken im Rhein-Sieg-Kreis

Die Situation für klinische und außerklinische Geburten ist extrem schwierig. Bei rund 600.000 Einwohner in 19 Gemeinden gibt es gerade noch zwei Geburtskliniken in Troisdorf und Sieglar. Zudem gibt es immer weniger Hebammen im Kreis.

Aus Kostengründen haben sich viele Krankenhausträger zu massiven Einsparungen entschieden. Zum Leid für werdende Eltern. Nicht nur, dass sie ewig lange zu einer Geburtenstation fahren müssen, teilweise werden sie wegen Platzmangels sogar abgelehnt, beklagt Bürgermeister Stefan Rosemann.

Deswegen hat für ihn das neue Hebammenhaus in Troisdorf eine hohe Priorität. Er unterstütze das Projekt, wo es nur geht.

Team Hebammenhaus - auf der Suche nach Geld

Man spürt, mit welcher Leidenschaft das Team im Hebammenhaus bei der Sache ist. Allein die Fotowand im Flur mit hunderten Babyfotos aus den vergangenen Jahren versprüht so viel Glück und ebenso ganz viel Erfahrung. Jetzt soll noch etwas viel Größeres entstehen.

Die vier Gründerinnen vor der Fotowand

Die vier Gründerinnen vor der Fotowand

Und man geht es professionell an. Mit Sylvia Nogens ist sogar eine Finanzexpertin an Bord. Bis zur Eröffnung gehen auch die weiteren Teammitglieder Alexandra Weis, Karin Streu, Sylvia Schneider und Claudia Schlich Klinken putzen. Die Räumlichkeiten im historischen ehemaligen St. Josef Hospital konnten bereits günstig angemietet werden.

"Wir ziehen durchs Land und suchen nach Geld" Hebamme und Mitgründerin Karin Streu

Und das funktioniert. Durch Geld- und Sachspenden geht es mit der Renovierung ordentlich voran. Die Räumlichkeiten im historischen ehemaligen St. Josef Hospital könnten günstig angemietet werden.

Die Gründerinnen und der Bürgermeister bei der Scheck-Übergabe

Die Gründerinnen und der Bürgermeister bei der Scheck-Übergabe

"Das Meisterteam" aus Bonn, ein von Handwerkern gegründeter Verein, hat eine große Spende angekündigt, andere Handwerker arbeiten umsonst und berechnen nur das Material. Rund 120.000 Euro sind schon zusammengekommen. Das Hebammenhaus braucht ungefähr 260.000 Euro, um in frisch und vollständig renovierten Räumen starten zu können.

Am Freitag folgte eine weitere Spende in Höhe von 5.000 Euro von der Johann Sebastian Stiftung.

Anfang Januar 2025 soll es losgehen

Das Hebammenhaus Rhein-Sieg soll nicht nur ein reines Geburtshaus sein. Vielmehr wünscht man sich eine zentrale Anlaufstelle für Schwangere und junge Familien zu sein. Es geht um eine ganzheitliche und individuelle Begleitung der Frauen in einem geschützten Rahmen.

Neben Schwangerenvorsorge, Geburtshilfe und Wochenbettbetreuung sollen vielfältige Kursangebote sowie eine psychologische Beratungsstelle Platz angeboten werden. Ab Januar 2025 will das Gründungsteam soweit sein und dem Trend der schließenden Geburtskliniken entgegenwirken.

Mit der Zulassung wird dann vom Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen eine Betriebskostenpauschale bezahlt. Auf werdende Eltern, die sich zu einer nichtklinischen Geburt entscheiden, kommen Kosten von rund 750 Euro zu. Inklusive ist dann eine mehrwöchige Betreuung und Vorbereitung im neuen hebammenhaus Rhein-Sieg.

Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Hebammenhaus

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