Neue Entbindungsmöglichkeiten im Rechtsrheinischen gegen Versorgungslücken
Stand: 01.03.2024, 18:46 Uhr
Weite Wege für werdende Eltern - das ist vor allem im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis ein bekanntes Problem. Geburtshäuser und eine neue Petition wollen die Situation verbessern.
Von Märte Burmeister
Hebamme Karin Streu hat genug von geschlossenen Geburtsstationen. Seit vielen Jahren betreut sie in ihrer Praxis in Troisdorf Schwangere vor und nach der Geburt. Jetzt will sie hier zusammen mit fünf Kolleginnen auch Geburten ermöglichen und die Räume zum "Hebammenhaus Rhein-Sieg" ausbauen.
Tatsächlich gibt es im rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreis nur noch in Troisdorf die Möglichkeit, im Krankenhaus zu entbinden. Früher war das auch in Sankt Augustin, Siegburg, Eitorf und Bad Honnef möglich.
Bedarf nach persönlicherer Betreuung
Doch der Bedarf nach Entbindungmöglichkeiten ist da. Viele Schwangere wünschen sich auch eine persönlichere Betreuung, als sie in den großen Kliniken möglich ist. "Im Krankenhaus ist es immer wuselig", sagt eine Schwangere in der Hebammenpraxis, "man weiß nicht, wer für einen zuständig ist."
Karin Streu (rechts) in ihrer Praxis im Gespräch mit der schwangeren Marlis Schneider.
In Geburtshäusern geht es persönlicher zu. Doch ihre Gründung und Eröffnung ist mitunter ein langer Weg: Karin Streu und ihren Kolleginnen fehlt noch Geld, um die Räume neben der Praxis zum Hebammenhaus auszubauen. Sie sind auf Spenden angewiesen.
Geburtshaus Siebengebirge: Probleme mit der Immobilie
Weiter südlich in Königswinter hat das Team des "Geburtshaus Siebengebirge" zwar das Geld beisammen, aber Probleme mit der Immobilie, beziehungsweise der notwendigen Zufahrt von Feuerwehr und Rettungsdienst:
Eine Rampe sollte den Liegendtransport im Notfall ermöglichen - würde in der vorgeschriebenen Breite aber in den öffentlichen Raum ragen. Das genehmigt die Stadt nicht. Auf der Rückseite des Hauses sorgt das Wegerecht für Ärger - und für einen Rechtsstreit vor dem Bonner Landgericht.
Petition für Wiedereröffnung von Krankenhausstationen
Aber auch zwei neue Geburtshäuser im Rhein-Sieg-Kreis würden nur einen Teil der Lücke schließen, die durch die weggefallenen Krankenhausstationen entstanden ist. Denn die Entbindungsalternativen können nur Frauen aufnehmen, deren Schwangerschaft und Geburt komplikationslos verläuft.
Im Notfall muss eine Geburtsstation im Krankenhaus schnell erreichbar sein - gerade im östlichen Rhein-Sieg-Kreis wird das schwierig. Das Gesundheitsbündnis Bonn/Rhein-Sieg startet deshalb am 2. März die Petition "Rettet die Geburtshilfe im Rhein-Sieg-Kreis".
Darin fordern die Unterzeichnenden unter anderem, Geburtsstationen in Krankenhäusern wiederzueröffnen, damit die Wege im Notfall kürzer sind.
Quellen: Hebammenhaus Rhein-Sieg, Geburtshaus Siebengebirge, Gesundheitsbündnis Bonn/Rhein-Sieg