Protestaktion am Tagebau Hambach geplant
Lokalzeit aus Aachen. 22.11.2024. 03:17 Min.. Verfügbar bis 22.11.2026. WDR. Von Stephan Pesch.
Nach Hambacher Forst - Wieder Streit um Wald am Tagebau Hambach
Stand: 22.11.2024, 14:28 Uhr
Am Tagebau Hambach bei Kerpen soll das etwa sechs Hektar große sogenannte Manheimer Sündenwäldchen gerodet werden, damit RWE dort Sand und Kies für den geplanten Hambacher See abgraben kann. Der Naturschutzverband BUND will mit einer Menschenkette für den Erhalt des kleinen Waldes demonstrieren.
Von Stephan Pesch
Michael Zobel atmet tief durch und zeigt auf eine alte Buche, die mit neon-grüner Farbe markiert ist. Der Baum steht im sogenannten Manheimer Sündenwäldchen, einem kleinen Wald am Rand des Tagebaus Hambach.
Baummarkierung Fledermaus Quartier
Die Markierung, so erklärt der Aachener Naturführer und Waldpädagoge, weise auf ein Fledermausquartier hin. Das etwa 6 Hektar große Sündenwäldchen ist voll davon. "Hier sind Bäume markiert, die bewohnt sind von Fledermäusen. Hier in diesem kleinen Wäldchen in Manheim und auch im Hambacher Wald gab und gibt es Fledermäuse, die hier ihr Sommerquatier haben. Die beziehen Höhlen in alten Bäumen und das heißt: Das ist ein Baum, in dem Fledermäuse im Sommer ihre Zeit verbringen", ergänzt Michael Zobel. Deshalb will auch er am Sonntag für den Erhalt des kleinen Waldes demonstrieren.
Aus Tagebau soll Hambacher See werden
Nicht weit vom Manheimer Sündenwäldchen entfernt gräbt sich eine großer Schaufelradbagger durch den Boden. Er gräbt jedoch keine Braunkohle ab, sondern Sand und Kies. Bevor der etwa 350 Meter tiefe Tagebau Hambach über eine Pipeline mit Wasser aus dem Rhein gefüllt werden kann, muss RWE erst einmal für eine stabile Seeböschung sorgen. Dafür werden mehrere hundert Millionen Tonnen Sand und Kies gebraucht.
Das Material will der Energiekonzern auch am Rand des Tagebaus abgraben - in Höhe des früheren Orts Kerpen Manheim. Davon sind nur noch die Kirche, ein paar Häuser und das Manheimer Sündenwäldchen übrig. Die Bäume seien jedoch Lebensraum für viele geschützte Tierarten, wie beispielsweise die Bechsteinfledermaus, sagt Dirk Jansen, Geschäftsführer der nordrhein-westfälischen BUND. Der Naturschutzverband fordert die NRW-Landesregierung auf, die geplante Rodung des Manheimer Sündenwäldchens zu stoppen.
Braunkohleplan liegt NRW Landesregierung vor
Tagebau Hambach: Bagger gräbt Sand und Kies ab
Wie beim Protest für den Erhalt des Hambacher Forsts sollen die Demonstranten auch diesmal rote Kleidung tragen. Mit einer Menschenkette sollen sie am Sonntag eine symbolische rote Linie bilden. Der Tagebaubetreiber RWE will dazu nichts sagen und verweist auf den neuen Braunkohleplan. Der wurde vor wenigen Wochen vom zuständigen Braunkohleausschuss bei der Bezirksregierung Köln genehmigt und liegt jetzt der NRW-Landesregierung vor.
Der Plan regelt, wie aus dem Tagebau Hambach der Hambacher See werden soll. Der BUND will Änderungen. Sand und Kies für die Seeböschung soll RWE vollständig aus dem Tagebau nehmen. Das Sündenwäldchen müsse bleiben, fordert auch Waldpädagoge Michael Zobel: "Wenn ich hier reinkomme, dann geht mir das Herz auf. Ich sehe diese alten Bäume. Ich sehe die Fledermausquartiere. Ich sehe diesen fantastischen Herbst und wir können nicht immer wieter Wälder abholzen. Wir sehen Bilder aus Valencia! Aus Kalifornien! Aus den Philipinen! Wir müssen aufhören mit diesem Zerstören und Roden. Wir müssen unsere Lebensgrundlagen schützen und dazu gehört dieser Wald."
Unsere Quellen:
- BUND NRW
- RWE
- Bezirksregierung Köln