Missbrauchskomplex: Ermittler sagen aus

Stand: 05.05.2022, 18:03 Uhr

Im Prozess um den Missbrauchskomplex Wuppertal haben erstmals Ermittler der Polizei ausgesagt. Sie sprachen von erschütternden Funden bei dem Angeklagten aus Wetter an der Ruhr.

Von Wolfram Lumpe

Vor dem Wuppertaler Landgericht muss sich der 45-Jährige gemeinsam mit einem 22 Jahre alten Studenten aus Minden mit Wohnsitz in Wuppertal verantworten. Die Anklage: Schwerer sexueller Missbrauch und schwunghafter Austausch von Darstellungen Sexualisierter Gewalt gegen Kinder.

Gut "organisierter" Missbrauch

Der 45-Jährige habe sich in Chats oft mit zwei Alias-Namen angemeldet. Von denen habe er ohnehin viele gehabt. Da habe er sich mit anderen Männern über Missbrauch ausgetauscht oder dazu verabredet. Seine mutmaßlichen Perversionen lösen auch auf dem Gerichtsflur Abscheu aus. Die beiden Ermittlerinnen gingen heute nicht ins Detail. Es fielen aber die Worte „Sadismus“ und „sehr harter Missbrauch“.

"Die angeklagte Person kennen wir nicht"

Der Angeklagte habe über Kinder gesprochen "wie über Gegenstände". Ganz anders soll er in seinem privaten Umfeld aufgetreten sein. Menschen, die ihm nahe stünden, hätten gesagt: "Die Person, die jetzt angeklagt ist, kennen wir nicht."

Ängste einer Mutter bestätigen sich

Eine andere Ermittlerin berichtet über den Kontakt zu einer Mutter aus der Nachbarschaft in Wetter. Die habe Angst gehabt, ihr Nachbar könnte ihren Sohn missbraucht haben. Sie habe der Polizei Fotos des Kindes gegeben. Das Ergebnis habe ihr furchtbare Gewissheit gegeben. "Wir konnten die Fotos gefundenen Missbrauchsdarstellungen zuordnen".

Aussagen unter Ausschluss der Öffentlichkeit

Die beiden Angeklagten haben an den vergangenen Prozesstagen ausführlich, aber unter Ausschluss der Öffentlichkeit ausgesagt. Ob es Geständnisse gab, ist daher völlig unklar. Im Fall des 22-jährigen Angeklagten aus Wuppertal ist es aber sehr wahrscheinlich. Er soll schon während der Ermittlungen Stellung genommen haben. So konnten Ermittlungen gegen bundesweit 100 weitere Männer aufgenommen werden, mit denen er Kinderpornografie ausgetauscht haben soll.