Besuch des Justizministers in der JVA Rheinbach

Lokalzeit aus Bonn 10.01.2024 Verfügbar bis 10.01.2026 WDR

"Therapie statt Strafe" in Gefahr: NRW-Justizminister besucht JVA Rheinbach

Stand: 11.01.2024, 10:56 Uhr

Wer wegen einer Sucht straffällig wird, kann die Haft durch eine Langzeittherapie verkürzen. Doch eine neue Rechtsprechung sorgt für Geldprobleme beim Modell "Therapie statt Strafe". Das Land will das ändern.

Von Märte Burmeister

"NRW hat eine Bundesratsinitiative gestartet", erklärt Landesjustizminister Benjamin Limbach bei seinem Besuch in der JVA Rheinbach. Sie gehört zu den Justizvollzugsanstalten mit einer extra Wohngruppe für Täter mit Suchtproblemen.

Hier bekommen sie Einzelgepräche und Gruppentrainings, die sie auf eine stationäre Langzeittherapie draußen vorbereiten. Damit können sie die Zeit in Haft verkürzen. Wer clean ist und den Willen hat, das auch zu bleiben, hat die Chance, in die Wohngruppe aufgenommen zu werden.

WG mit mehr Freiheit

Die Wohngruppe liegt in einem abgetrennten Flur in der Anstalt, der mehr nach Jugendherberge als nach Gefängnis aussieht: An den Wänden hängen Bilder, blaue Türen führen in kleine Zimmer. Im Gegensatz zu den Zellen nebenan haben die eine separate Toilette in einem extra Raum und sind nicht immer abgeschlossen.

"Das hilft mir sehr, ich habe hier mehr Struktur, die Arbeit", urteilt ein Insasse über die Wohngruppe. Auch sei das Personal freundlicher. Das könnte auch daran liegen, dass die Wohngruppe nur 16 Plätze hat und mehr Zeit für jeden Einzelnen da ist.

Geldprobleme durch neue Rechtslage

Von hier aus geht es nach draußen in die Therapie - und zum Problem durch die neue Rechtsprechung: Die sagt nämlich, dass die Menschen, die das Modell "Therapie statt Strafe" wählen, während der Maßnahme kein Bürgergeld und Grundsicherungsleistungen bekommen. Früher war das üblich.

Das heißt dann für die ehemaligen Gefangenen: Sie sind draußen in der Therapieeinrichtung nicht krankenversichert und bekommen kein Geld für ihren Lebensunterhalt - zum Beispiel, um an Ausflügen der Einrichtung teilnehmen zu können oder auch einfach nur, um sich Zahnpasta zu kaufen.

Suchtprobleme nicht behandeln ist keine Alternative

Das muss sich ändern, finden Justizminister Limbach und die Landesregierung und setzen sich dafür beim Bund ein. Rund 40 Prozent aller Gefangenen haben Suchtprobleme. Durch die neue Rechtslage wird es immer schwieriger, Therapiewillige in Einrichtungen zu vermitteln.

Sie unbehandelt zu entlassen, sei eine Gefahr für die Gesellschaft, findet Caroline Ströttchen vom NRW-Justizministerium beim Besuch in Rheinbach - und keine wirkliche Alternative.

Unsere Quellen:

  • Reporterin-Besuch der JVA
  • Justizministerium NRW