Kölner Stadtrat entscheidet: Straßen sollen künftig nach Frauen benannt werden
Stand: 15.06.2023, 06:00 Uhr
Gendergerechtigkeit auch bei Straßennamen. Ob sie in Zukunft vor allem nach Frauen benannt werden, berät der Kölner Stadtrat in einer Sitzung. Eine Untersuchung zeigt: Bislang ist der Anteil der Frauennamen auffallend gering.
Von Sabine Büttner
Der Kölner Frauengeschichtsverein hat vor einiger Zeit gezählt, wie viele Straßen hier den Namen einer Frau tragen: Rund zehn Prozent. So ist zum Beispiel ein Park nach der verstorbenen Volksschauspielerin Trude Herr benannt, am Rhein erinnert das "Agrippinaufer" an die Stadtgründerin und im Szeneviertel Rheinauhafen tragen gleich mehrere Straßen Frauennamen – doch das ist die Ausnahme.
"Keine Chance" für Frauennamen
"In manchen Stadtvierteln weigern die sich einfach, Straßen nach Frauen zu benennen", erzählt Irene Franken vom Frauengeschichtsverein. Immer wieder hätte der Verein bei Neubenennungen Vorschläge eingereicht, doch: "keine Chance", so die Historikerin.
Stadt will Gendergerechtigkeit
Das könnte sich nun ändern: Der Stadtrat berät am Donnerstag, ob die Richtlinien für die Neu- und Umbenennung von Straßen und Plätzen geändert werden. Künftig sollen die bevorzugt nach Frauen benannt werden – zur "Förderung der Gendergerechtigkeit", so heißt es in der Ratsvorlage. Denn in den vergangenen 100 Jahren wurden überwiegend Männer mit einer Straßenbenennung geehrt.
"Männer machen Geschichte"
Bettina Bab (li.) und Irene Franken vom Kölner Frauengeschichtsverein setzen sich für mehr Frauen-Straßennamen in Köln ein.
"Frauen sollten einfach überhaupt kein Thema sein", erzählt Franken. "Die Historiker haben im 19. Jahrhundert gesagt: Männer machen Geschichte - und damit war die Sache klar." Das ging so weit, dass eine Straße den Namen "Seidmachergäßchen" trug – obwohl Seide im Mittelalter nur von Frauen hergestellt wurde, Köln mit den Seidenmacherinnen sogar eine europaweit einzigartige eigene Frauenzunft hatte, so Franken. Ende der 1980er Jahre erreichte der Verein schließlich, dass die Straße in "Seidenmacherinnengäßchen" umbenannt wurde.
Tina Turner-Platz für Köln?
Auch für die Zukunft gibt es in Köln schon viele Ideen – etwa, eine Straße nach Tina Turner zu benennen. Der Vorschlag kommt aus den Reihen der Grünen, denn die verstorbene Rocksängerin hat einige Jahre in einer Villa im Stadtteil Marienburg gelebt. Vorgabe ist allerdings, dass erst zwei Jahre nach dem Tod einer Person vergehen müssen, bis eine solche Namensgebung stattfinden kann.
Wenn der Stadtrat die neue Richtlinie verabschiedet, haben Frauen aber auf lange Sicht Vorrang: Es heißt, das Verhältnis von Männer- und Frauen-Namen soll ausgeglichen werden – bis das erreicht ist, wird es einige Zeit dauern.
Bettina Bab vom Frauengeschichtsverein betont, es sollten dabei möglichst Frauen aus allen Lebenslagen mit einem Straßennamen geehrt werden: "Prominente, weniger prominente; Vorbilder, aber auch Frauen, bei denen nicht immer alles glatt lief. Wir wollen einfach zeigen, dass Frauen das Leben genauso prägten wie Männer!"
Über dieses Thema berichten wir am 15.06.2022 auch in der Lokalzeit aus Köln im WDR Fernsehen.