Neusser Vereine kämpfen um Martinszug-Tradition
03:11 Min.. Verfügbar bis 15.10.2026.
Neusser Vereine kämpfen um Martinszug-Tradition
Stand: 06.11.2024, 12:31 Uhr
Immer mehr Vereine haben Probleme, den Martinszug zu finanzieren. Auch in Neuss fehlen Sponsoren und ehrenamtliche Helfer.
Von Paula Gerhardus
Die Finanzierung der Martinszüge in der Region wird zunehmend schwierig. Die ehrenamtlichen Vereine, die die Tradition in den Kommunen erhalten wollen, sind auf Spenden angewiesen. Die sind in den vergangenen Jahren nach Aussage vieler Vereinsvorsteher aber immer weniger geworden.
Kosten steigen, Spenden sinken
Michael Buschmann vom Bürger- und Schützenverein Neuss-Erfttal
Neben steigenden Rohstoffpreisen bei den Bäckereien, die traditionelle Weckmänner backen, werden auch die Musikkapellen für die Züge zunehmend teurer. "Wir reden hier von Musikkostensteigerungen von 30 Prozent im Jahr, was für so einen Umzug auch mal schnell eine gute vierstellige Summe ausmacht, die Tütenpreise schwanken auch sehr, sodass wir jedes Jahr von unserem Verein aus unserer Vereinskasse noch jeweils über 1.000 Euro dazu tun, um dem Ganzen jetzt gerecht zu werden", sagt Michael Buschmann vom Bürger- und Schützenverein Neuss-Erfttal, der den Martinszug dort organisiert.
Philip Benning ist Präsident des Martins-Komitees Neuss-Altstadt
An der Tradition festhalten wollen die Vereine aber trotzdem. "Ich glaube, dass das halt Generationen verbindet und ganz tief in der Gesellschaft verbunden und verwurzelt ist. Und wir wollen unser Möglichstes tun, damit das auch noch lange so bleibt", sagt Philip Bennings, der seit 17 Jahren Präsident des Martins-Komitees Neuss-Altstadt ist. Um den Zug zu finanzieren, hat er sich an Händler in der Innenstadt gewandt und diese als neue Sponsoren gewonnen.
Denn private Spenden für die Martins-Tradition werden immer weniger, wie die Vereine klagen. Die bedauern die Entwicklung und versuchen, die Tradition zu retten.
"Der Weckmann ist Pflicht"
Unverzichtbar ist neben dem Zug auch der traditionelle Weckmann. Das sehen auch die Organisatoren in Neuss-Erfttal so und packen sogar ganze Tüten für die Kinder: "Es ist ein Muss für die, es sind ja nicht nur Süßigkeiten. Es ist ja der Weckmann, es ist Obst drin, also wir legen da schon Wert darauf, dass das ausgewogen ist. Und der Weckmann ist Pflicht!“, betont Jennifer Zahn, Beisitzerin St. Martin im Komitee des Bürger- und Schützenverein Neuss-Erfttal.
Jennifer Zahn vom Bürger- und Schützenverein Neuss-Erfttal
Trotzdem habe sich in den vergangenen Jahren Vieles verändert. Viele Kinder würden gar nicht mehr singend mit ihren Laternen von Tür zu Tür gehen. "Es werden nicht mehr so wie früher mit den großen Schüsseln an der Tür die Kinder empfangen", so Zahn.
Ehrenamtler dringend gesucht
Schwierig wird die Organisation der Martinszüge auch durch fehlende Ehrenamtler, die den Martinszug zum Beispiel als Ordner begleiten. Oft wären es jedes Jahr dieselben Helfer, heißt es von den Vereinen. Deshalb wird vielerorts noch Unterstützung gesucht, auch in umliegenden Städten wie zum Beispiel Mönchengladbach.
Unsere Quellen:
- St. Martins-Komitee Neuss Altstadt
- Bürger- und Schützenverein Neuss Erfttal
- Stadt Mönchengladbach
Über dieses Thema hat der WDR am 15.10.2024 im Fernsehen in der Lokalzeit aus Düsseldorf berichtet.