Reporter Per Quast aus Düsseldorf zur Verleihung der Rettungsmedaille durch Ministerpräsident Wüst
Aktuelle Stunde . 03.05.2024. 24:54 Min.. UT. Verfügbar bis 03.05.2026. WDR.
Sie retten Menschen das Leben: Wüst zeichnet mutige Helfer aus
Stand: 03.05.2024, 20:41 Uhr
Sie sind in brennende Häuser gelaufen, haben sich Angreifern in den Weg gestellt und anderen das Leben gerettet. 14 Menschen haben am Freitag die Rettungsmedaille des Landes bekommen.
Einer von ihnen ist Mohamad Al Hasan aus Mülheim. Er machte als Paketbote gerade seine Tour, als er sieht, wie ein Passant eine 81-jährige Frau an einem Kiosk mit einem Messer in den Rücken sticht. Er eilt zur Hilfe. "Als ich das Messer in ihrem Rücken gesehen habe, war ich geschockt. Ich hatte Angst, dass sie umfällt und das Messer sich dann noch tiefer in ihren Rücken bohrt", erinnert sich der Mülheimer.
Mohamad Al Hasan aus Mülheim.
Als die Frau versorgt wird, fährt er dem Täter hinterher und stellt sich dem Mann mutig gegenüber - verhindert so vermutlich Schlimmeres. Damit hat er seine Tochter Rama sehr beeindruckt. "Ich bin so richtig, richtig stolz", sagt sie über ihren Papa.
Frau auf Brücke umklammert
Kushtrim Hetemi mit Ministerpräsident Hendrik Wüst.
Kushtrim Hetemi aus Würselen bei Aachen rettete 2021 eine Frau von einer Autobahnbrücke. Sie hatte erst ihr Leben beenden wollen, als sie es sich doch anders überlegte, konnte sie nicht mehr aus eigener Kraft zurück. Der damals 32-Jährige steigt aus dem Auto und versucht sie zu retten. "Ich hab durchs Geländer gegriffen und ihr Handgelenk umschlossen. Für mich war nur wichtig, egal was, es einfach festhalten", erzählt er.
Wie lange das dann gedauert hat, weiß er nicht mehr. Nur, dass es sehr anstrengend war. Irgendwann kann er nicht mehr, lässt los. Doch da ist die Feuerwehr bereits da und die Frau landet im Sprungtuch. Kushtrim Hetemi hat ihr das Leben gerettet. Er ist ein Held - aber auch traumatisiert von diesen Eindrücken, die er nie vergessen wird.
Rein ins brennende Haus
Senad Bajraj erhält die Rettungsmedaille des Landes.
Senad Bajraj aus Stadtlohn im Münsterland rannte in eine brennende Wohnung, um eine gehbehinderte Frau dort herauszuholen. "Ich würde auch sagen, dass ich da selber einen Schutzengel hatte, denn die Situation war sehr gefährlich. Es war alles verraucht, dichter schwarzer Qualm. Die Flammen haben an den Seitenwänden hochgeschlagen, der Dachstuhl ist komplett ausgebrannt", beschreibt er die dramatische Rettung.
Er ist glücklich, am Freitagabend den Preis entgegennehmen zu dürfen. "Es ist richtig geil. Es ist einfach schön. Man kann stolz auf seine Tat sein, weil es eine unbeschreiblich gute Tat ist, für einen selbst, aber auch für die Gesellschaft."
Hilfe unter Einsatz des eigenen Lebens
Alle Retter haben eins gemeinsam: sie haben sich selbst in Gefahr gebracht, um andere zu retten. Einer von ihnen hat dabei tragischerweise sein Leben verloren. Jochen Naßmacher aus Lengericht half 2022 einer Kollegin, die von einem Mann belästigt wurde. Dabei wurde er selbst angegriffen und mit einem Messer so schwer verletzt, dass er kurz darauf starb. Die Auszeichnung wurde daher am Freitag seinem Sohn und seinem Bruder überreicht.
Insgesamt ehrte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst in diesem Jahr 14 Menschen für ihre Zivilcourage mit der Rettungsmedaille des Landes - neben Mohamad Al Hasan, Kushtrim Hetemi, Senad Bajraj und Jochen Naßmacher auch diese Menschen:
- Michael Klein aus Leverkusen rettete im Mai 2021 mehrere Menschen aus einer brennenden Wohnung.
- Tobias Lindekamp aus Hünxe und Pascal Weißenfeld aus Duisburg retteten im Juni 2021 mehreren Menschen nach einem schweren Unfall das Leben.
- Günter Wagner aus Blankenheim ging im Dezember 2021 dazwischen, als eine Frau von ihrem Hund angegriffen und schwer verletzt wird.
- Polizeioberkommissar Fabian Heeke aus Osnabrück (damals Hörstel) rettete im April 2022 einen Mann vor dem Ertrinken.
- Simone ter Haar aus Köln rettete im April 2022 einer Seniorin das Leben, die mit einer Schere angegriffen wurde.
- Jan Piosik aus Hückelhoven rettete im September 2022 zwei ältere Herren aus einem brennenden Haus.
- Sandra Brandhofer aus Dortmund, Melissa Abraham aus Memmingen (damals Herne) und Mahir Günes aus Gladbeck retteten im November 2022 über 30 Patientinnen und Patienten aus einem brennenden Krankenhaus in Gelsenkirchen.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter vor Ort
- Pressemitteilung der NRW-Landesregierung