Kölner Museum kauft Werke von Künstlern mit Behinderung

03:22 Min. Verfügbar bis 29.06.2024

Kölner Museum kauft Werke von Künstlern mit Behinderung

Stand: 29.06.2023, 18:31 Uhr

Als erstes deutsches Museum sammelt das Museum Kolumba Arbeiten von Menschen mit Beeinträchtigung. Ab August sind die Werke auch in der neuen Jahresausstellung zu sehen.

Von Judith Levold

Kölner Museum kauft Werke von Künstlern mit Behinderung

Die Künstlerin benutzt einen dicken Filzstift für ihr Werk

Nicole Baginski führt den sehr dicken schwarzen Edding über eine Filzunterlage. Ein Bogen, ein zweiter Bogen, ein kleiner Kreis in der Mitte, Wimpern - hochkonzentriert entsteht mit ihrem speziellen Strich ein großes Auge. Die 48-Jährige ist bei der Arbeit im Kat18, einer Atelier- und Galeriegemeinschaft für Kunstschaffende mit geistiger Beeinträchtigung.

Augen sind für Nicole Baginski ein zentrales Motiv. Kat18-Leiterin Jutta Pöstges kommt zu ihr in die Atelierkoje. "Die Augen, die gesehen werden, das ist ja ein superwichtiges Thema für dich", beginnt Pöstges das Gespräch. Nicole Baginski nickt.

Endlich sichtbar

Kölner Museum kauft Werke von Künstlern mit Behinderung

Das Kat18 arbeitet mit dem Museum Kolumba zusammen

Früher, da machte sie Kunst noch in einem Gewerbegebiet am Stadtrand, in der Kreativabteilung der Gemeinnützigen Werkstätten Köln. "Damals waren wir unsichtbar. Da waren wir ja abgeschnitten von der Welt", erinnert sie sich. Hier aber, mitten im angesagten Kölner Viertel Südstadt, ist sie mit ihrer Arbeit endlich sichtbar.

Seit einigen Jahren schon arbeitet das Kat18 mit dem Museum Kolumba zusammen. Für dessen Jahresaustellungen haben Kat18-Kunstschaffende mehrfach Arbeiten beigesteuert. Jetzt hat das Museum einige ihrer Werke auch angekauft.

Bewahrung der Kunst

Kölner Museum kauft Werke von Künstlern mit Behinderung

Die Werke von Nicole Baginski werden im Depot des Museums gelagert

Kolumba nimmt sie damit offiziell in seine Sammlung auf, und auch Positionen von Nicole Baginski sind darunter. Zum Beispiel ihre Anteile an der Gemeinschafts-Arbeit "Büro" aus der Jahresausstellung 2021. Im Depot des Museums lagern sie neben den Werken von namhaften Kunstschaffenden und werden genau wie diese kuratorisch bewahrt. Für Nicole Baginski ein riesen Erfolg.

"Das hätte ich niemals gedacht, dass sowas mal passieren würde in meinem Leben." Nicole Baginski, Künstlerin Kat18

Kuratorin Barbara von Flüe hat für das Kolumba Museum die Projekte mit dem Kat18 betreut und zusammen mit den Künstlerinnen und Künstlern auch eine Broschüre entwickelt: Erfahrungsbericht und Handlungsempfehlung für mehr selbstbestimmte Teilhabe im Kunstbetrieb.

Warum nicht?

Sie findet es selbstverständlich, Kat18-Kunstschaffende auch zu sammeln. Die Frage nach dem 'Warum' stelle sich ihr nicht. Die Frage sei eher: Warum nicht? Denn es handele sich um Kunst, für die das Museum die selben Kriterien wie bei anderen Kunstschaffenden auch anlege.

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