Prozess um gefährliche Körperverletzung: Fünf Polizisten in Köln angeklagt
Lokalzeit aus Köln. 02.11.2023. Verfügbar bis 02.11.2025. WDR. Von Markus Schmitz.
Prozess um gefährliche Körperverletzung: Fünf Polizisten in Köln angeklagt
Stand: 02.11.2023, 06:59 Uhr
Zweieinhalb Jahre nach einem offenbar missglückten Einsatz der Polizei steht vor dem Kölner Landgericht die Aufklärung des Falls an. Fünf Beamte müssen sich seit Donnerstag wegen gefährlicher Körperverletzung verantworten.
Von Markus Schmitz
Es geht um einen Fall aus dem Jahr 2021: Im April hatten Polizisten einen 59 Jahre alten Mann vor seinem Wohnhaus in Köln-Bickendorf festgenommen. Er wurde aber nicht auf eine Polizeiwache, sondern ins Krankenhaus gebracht.
Die Diagnose: Rippenbrüche, Platz- und Schürfwunden. So steht es in der Anklage der Kölner Staatsanwaltschaft. Fünf Beamte sollen den Mann zu Boden gebracht, gefesselt, geschlagen und getreten haben.
Bonner Polizei ermittelt
Der Fall erregte viel Aufsehen. Mittlerweile sind die Polizisten wegen gefährlicher Körperverletzung angeklagt, einige von ihnen zudem wegen Verfolgung Unschuldiger. Sie sollen gegen den Geschädigten eine Anzeige wegen Widerstands geschrieben haben. Dabei sollen sie falsche Behauptungen aufgestellt und Fakten verschwiegen haben. In dem Fall ermittelte die Bonner Polizei aus Neutralitätsgründen.
Beamte suspendiert
Anfangs liefen die Ermittlungen auch unter einem anderen Vorwurf: Körperverletzung mit Todesfolge. Doch nach einem Gutachten der Kölner Rechtsmedizin kam die Staatsanwaltschaft zu einem anderen Ergebnis. Die Sachverständigen hatten festgestellt, dass die durch den Einsatz entstandenen Verletzungen die spätere Lungenentzündung und die daraus folgende, tödliche, Blutvergiftung verursacht haben können.
Weil der Mann aber, laut Staatsanwaltschaft, nicht mehr zum Arzt gegangen sei, um sich behandeln zu lassen, sind die Verletzungen des Einsatzes nicht der Grund für den Tod. Demnach könne es auch keinen "zurechenbaren Zusammenhang" zwischen dem Angriff der Polizisten und dem Tod des Mannes hergestellt werden, sagte der Sprecher des Kölner Landgerichts nach Anklageerhebung vor einigen Monaten dem WDR.
Angeklagte Polizisten außer Dienst
Die angeklagten Polizisten sind momentan außer Dienst. Ein Sprecher der Kölner Polizei sagte dem WDR, man wolle nun erst einmal das Strafverfahren abwarten und dann entscheiden, wie es weiter geht.
Für den Prozess sind zehn Verhandlungstage angesetzt. Mitglieder der Familie des gestorbenen Familienvaters werden das Verfahren als Nebenkläger begleiten. Der Verteidiger eines Polizisten glaubt an die Unschuld seines Mandanten. Der später Festgenommene habe randaliert, den Beamten Prügel angedroht und sei angetrunken gewesen.
Über dieses Thema berichten wir am 02.11.2023 im Hörfunk auf WDR 2.