Prozess: Bonner Jugendgang soll Jagd auf Homosexuelle gemacht haben

Stand: 12.09.2022, 19:23 Uhr

Vor dem Bonner Landgericht hat am Freitag der Prozess gegen drei Jugendliche begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen bewaffneten Raub und schwere Körperverletzung vor. Die Jugendgang soll gezielt Jagd auf Homosexuelle gemacht haben.

Der Vorwurf lautet gefährliche Körperverletzung und schwerer Raub: Die Angeklagten - zwei sind 18, einer ist 19 Jahre alt - sollen sich mehrmals im Internet mit Männern zum Sex verabredet haben. Wenn diese am verabredeten Treffpunkt auftauchten, wurden sie übel misshandelt und ausgeraubt. Zur Tatzeit waren die Angeklagten noch minderjährig.

Die drei Jugendlichen wirken entspannt im Gerichtssaal, feixen ein wenig mit Freunden, die als Zuschauer gekommen sind. Doch die Anklage hat es in sich. Mindestens zwei Mal sollen sie sich über eine bei Homosexuellen beliebte Dating-Plattform mit Männern verabredet haben, um sie auszurauben und brutal zusammenzuschlagen.

Opfer leidet bis heute

Dennis ist eines der beiden Opfer. Im Sommer 2020 macht er sich auf den Weg zum Sportpark Nord in Bonn zu einem vermeintlichen Sex-Treffen. Dort wird er ausgeraubt und schwer verletzt. Erst nach Stunden findet ihn eine Passantin mit schweren Kopfverletzungen. Der heute 45-Jährige kann sich an nichts mehr erinnern. Mehrere Monate verbringt er im Krankenhaus und in der Reha-Klinik.

Fassungslosigkeit über Motiv

Bis heute ist er durch die Attacke stark eingeschränkt. Dass er all das offenbar nur wegen seiner sexuellen Orientierung erleiden musste, ist für ihn unfassbar: "Wir haben so lange gebraucht, dass wir heute frei leben können und dass viele Sachen sich positiv entwickelt haben und dann passiert so was, was uns in die Steinzeit zurückversetzt. Ich tue ja nichts, wofür ich mich schämen müsste."

Angeklagte bestreiten Hass auf Homosexuelle

Der Kopf der Bande soll der 19-jährige Sandro P. sein. Er ist bei der Polizei schon länger bekannt und soll die Idee zu den Überfällen auf Homosexuelle gehabt haben. Die Ermittler finden mehrere Accounts auf der Dating-Plattform, die er eingerichtet haben soll. Er ist wegen beider Attacken angeklagt. Die anderen beiden wegen einer. Sie zeigen sich zum Auftakt geständig. Die sexuelle Orientierung ihrer Opfer habe keine Rolle gespielt, erklärt einer.

Aktuell sitzen die drei Angeklagten in Untersuchungshaft und daran wird sich auch bis Ende September nichts ändern. Frühestens dann wollen die Richter ihr Urteil sprechen.