Stunk am Eigelstein: Neues Gutachten zu Geruchsbelastung durch Grill-Restaurants
Lokalzeit aus Köln. 20.03.2024. 03:10 Min.. Verfügbar bis 20.03.2026. WDR. Von Oliver Köhler.
Anwohner fordern sofortige Stilllegung von Restaurant-Grills in der Kölner Innenstadt
Stand: 20.03.2024, 15:07 Uhr
Laut einem Gutachten und einer Untersuchung sind Anwohner im Eigelstein-Viertel in Köln zu hohen Geruchsbelästigungen und zum Teil krebserregenden Abgasen von Grillrestaurants ausgesetzt.
Von Oliver Köhler
Das Gutachten eines Geruchsexperten und die Untersuchung des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik sind zu diesem Ergebnis gekommen. Bewohner fordern nun eine sofortige Stilllegung der Grills in den Restaurants und haben exemplarisch einen Grillbetreiber auf Unterlassung verklagt.
Grillgeruch ist den ganzen Tag wahrnehmbar
Durch das Kölner Eigelsteinviertel ziehen schon am Vormittag Rauchwolken. Wenn die fünf Grillrestaurants im Zentrum des Viertels gegen elf Uhr am Vormittag ihre Küchen in Betrieb nehmen, beginnt es in den Straßen nach Grillkohle und verbranntem Fett zu riechen. Bis weit nach Mitternacht qualmt es aus den Abzügen der Restaurants.
Filteranlagen sollten Besserung bringen
Eigentlich hatten die Betreiber der Grillrestaurants im vergangenen Jahr Besserung gelobt. Nach einem ersten Geruchsgutachten der Stadt Köln hatten sie Filteranlagen eingebaut, die angeblich bis zu 96 Prozent der Geruchsbelästigungen aus dem Grillrauch herausfiltern.
Die Filteranlagen führten nicht zu dem gewünschten Effekt
Nachdem die Anlagen im vergangenen Frühjahr installiert waren, stellte sich heraus: Es qualmt und stinkt weiter.
Kinderarzt berichtet von Atemwegserkrankungen
Kinderarzt Christian Döring behandelt nach wie vor Kinder mit geröteten Augen und Atemwegserkrankungen
Kinderarzt Christian Döring hat es in seiner Praxis weiter mit Kindern zu tun, "die unter geröteten Augen und Atemwegserkrankungen leiden", berichtet der Mediziner dem WDR. "Die Eltern sagten mir, es habe sich trotz der Filter nichts an dem beißenden Qualm aus den Grillrestaurants geändert."
Alarmierendes Geruchsgutachten
Das Geruchsgutachten der Stadt stellt fest, dass die Filter höchstens 30 Prozent der Geruchsstoffe aus der Abluft der Grills ziehen. Ein Restaurant stieß sogar mehr Geruchspartikel aus, als vor dem Einbau des Filters. Keines der fünf Grillrestaurants erreichte die geforderte Luftreinigung von 95 Prozent.
In der Untersuchung des Fraunhofer-Instituts heißt es, „dass es einen direkten Zusammenhang zwischen den Geruchseinheiten und den erhöhten Konzentrationen an Luftschadstoffemissionen wie z. B. BTEX bzw. benzolringhaltige Kohlenwasserstoffe gibt. Benzol ist krebserregend und führt bei langfristiger Aufnahme zusätzlich zu Schädigungen der inneren Organe und des Knochenmarks.“
Forderung an die Wirte
Um die Geruchsbelästigung zu mindern, müssten neue Filter eingebaut werden
Im Auftrag einer Anwohnerin hat Rechtsanwalt Wolfram Sedlak exemplarisch Klage gegen einen der Wirte eingereicht. Sedlak hat den Wirt aufgefordert, die Belastung der Luft mit Gerüchen und Schadstoffen zu unterlassen. "Entweder muss der Wirt den Grill stilllegen oder Filter einbauen, mit denen er die geforderten Grenzwerte einhält", sagt Anwalt Sedlak.
"Eigentlich muss die Stadt Köln jetzt eingreifen und den Restaurants den Betrieb der Grills sofort untersagen", fordert Ruth Wennemar vom Bürgerverein Eigelstein. "Aber wir sind weiter Geruchs- und Schadstoffen ausgesetzt". Die Stadt erklärt in einer Stellungnahme an den WDR sie prüfe jetzt "die Einleitung von ordnungsbehördlichen Maßnahmen."
Der WDR hat auch Betreiber der Grillrestaurants um Stellungnahme gebeten. Noch haben sie sich aber nicht zu den Vorwürfen geäußert.
Unsere Quellen:
- Geruchsgutachten der Stadt Köln
- Fraunhofer-Institut für Bauphysik
- WDR-Reporter vor Ort