Erster Gottesdienst für "Unbedachte" in Mönchengladbach
Stand: 16.06.2023, 15:20 Uhr
Auf dem städtischen Friedhof im Stadtteil Rheydt am Freitag der erste Gottesdienst für Verstorbene statt, die ohne Trauerfeier bestattet werden mussten.
Von Paula Gerhardus
Die christlichen Kirchen und die Friedhofsverwaltung der Stadt haben am Freitagmittag zum ersten Gottesdienst dieser Art in Mönchengladbach eingeladen. Bei den Verstorbenen handelt es sich oft um Wohnungslose, oder Menschen, die keine Angehörigen mehr hatten. In solchen Fällen übernimmt das Ordnungsamt die Organisation.
Während der Gedenkfeier wurde immer wieder Musik gespielt und gemeinsam gebetet. Insgesamt wurden 34 Namen von Personen vorgelesen, die in den ersten vier Monaten dieses Jahres ohne Trauerfeier bestattet wurden. Für jeden von ihnen wurde eine Kerze angezündet. Auf dem Friedhof hängt jetzt außerdem eine Liste mit Namen und Alter der Verstorbenen aus.
Pfarrer wollen den Verstorbenen die letzte Ehre erweisen
"Auch wenn vielleicht jemand an sie gedacht hat, sind diese Menschen auf eine sehr stille Weise begraben worden. Aber auch die Würde der Toten ist unantastbar", sagte Olaf Möller, Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Rheydt während der Feier. Gemeinsam mit Michael Schicks von der Pfarrei Herz Jesu hat er den Gottesdienst geleitet. Schicks hatte der Stadt vorgeschlagen, das Ganze ökumenisch zu gestalten, damit niemand konfessionell gebunden ist.
Besucher kamen aus unterschiedlichen Gründen
Im Anschluss an die Trauerfeier hatten die Teilnehmer noch die Möglichkeit, sich in ein Kondolenzbesuch einzutragen. "Ich kannte einen der Verstorbenen aus einem Gesprächskreis und da was es mir ein Anliegen heute herzukommen", erklärte eine von den rund 10 Besuchern.
Für eine andere Besucherin war es nicht das erste Mal: „Ich bekomme immer Bescheid, wenn es in meiner Gemeinde ein Sozialbegräbnis gibt und so habe ich auch hiervon erfahren. Ich besorge dann Blumen und eine Kerze und dann gehe ich hin, auch wenn ich die Leute nicht kenne“.
Gottesdienste sollen jetzt regelmäßig stattfinden
"Ziel ist es, durch diese Veranstaltungen irgendwann Menschen aus dem Umfeld der Verstorbenen zu erreichen", sagt Yvonne Tillmanns von den Mönchengladbacher Grün- uns Straßenbetrieben, die auch für die städtischen Friedhöfe verantwortlich sind.
Ab sofort sollen die Gottesdienste für Unbedachte einmal pro Quartal in Mönchengladbach stattfinden. Neben Rheydt gibt es zwölf weitere städtische Friedhöfe. Die nächste Gedenkfeier ist auf dem Hauptfriedhof geplant, ein Datum steht allerdings noch nicht fest.
Auch andere Städte organisieren Gottesdienste dieser Art, darunter zum Beispiel Essen und Köln.