Auf WDR-Anfrage teilt die Stadt Dortmund mit, dass die Zahl der Sterbefälle, bei denen entweder keine bestattungspflichtigen Angehörigen bekannt sind oder diese sich nicht kümmern und die deshalb an das Ordnungsamt der Stadt Dortmund herangetragen werden, in den letzten Jahren stetig gestiegen sei.
Menschen werden immer älter
Insgesamt sei auch die Anzahl der anonymen Beisetzungen generell angestiegen. 1.290 anonymen Bestattungen im Jahre 2007 stehen demnach 1.582 anonymen Bestattungen im Jahre 2022 gegenüber. Darin enthalten sind auch die ordnungsbehördlichen Bestattungen, also Bestattungen durch das zuständige Ordnungsamt.
Gründe für diesen Anstieg sind beispielsweise, dass die Menschen immer älter werden und häufiger allein leben.
Recherchen über Melderegister und Standesämter
Im Jahr 2012 wurden dem Ordnungsamt Dortmund demnach insgesamt 477 Sterbefälle gemeldet, im Jahr 2017 waren es 497 und im Jahr 2022 insgesamt 625 Sterbefälle. Durch bundesweite Recherchen über Melderegister und Standesämter sei es dem Ordnungsamt aber gelungen, Angehörige doch noch zu ermitteln, diese zu beraten und aufzuklären, sodass in einem Teil der Fälle letztlich der Bestattungsauftrag nicht durch die Ordnungsbehörde erteilt werden musste.
So musste ein Bestattungsauftrag für das Jahr 2012 letztlich doch nur in 312 Fällen durch das Ordnungsamt erteilt werden, im Jahr 2017 waren es 374 Fälle und im Jahr 2022 insgesamt 405 Fälle. Liegen dem Ordnungsamt in solchen Fällen keine Erkenntnisse vor, wonach der oder die Verstorbene noch zu Lebzeiten den ausdrücklichen Wunsch geäußert hat, in einer anderen Form bestattet zu werden, wird eine Feuerbestattung und anonyme Urnenbeisetzung veranlasst, schreibt die Stadt Dortmund.
Gefahrenabwehr durch Ordnungsamt-Bestattung
Nach dem Bestattungsgesetz NRW zählen Ehegatten, Lebenspartner, volljährige Kinder, Eltern, volljährige Geschwister, Großeltern und volljährige Enkelkinder zu den zur Bestattung verpflichteten Angehörigen. Kommen diese ihrer Verpflichtung nicht oder nicht rechtzeitig nach, hat die örtliche Ordnungsbehörde der Gemeinde, auf deren Gebiet der Tod eingetreten oder die oder der Tote gefunden worden ist, die Bestattung zu veranlassen.
Anonyme und ordnungsbehördliche Bestattungen sind dabei aber nicht gleichzusetzen. Für eine anonyme Bestattung können sich Angehörige ganz bewusst entscheiden. Auch ist es möglich, dass die verstorbene Person diesen Wunsch zu Lebzeiten selbst geäußert hat. Bei ordnungsbehördlichen Bestattungen erfolgt der Bestattungsauftrag durch das Ordnungsamt. Hintergrund ist die sogenannte Gefahrenabwehr – etwa bei übertragbaren Erkrankungen des oder der Verstorbenen – die durch die Bestattung einer Leiche durch das Ordnungsamt veranlasst werden muss.
"Gottesdienst für Unbedachte" wird abgehalten
Bei Menschen, die sich bewusst für eine anonyme Bestattung entscheiden, agiert die bestattungspflichtige Person wie bei einer nicht anonymen Bestattung und kümmert sich selbst um alle Dinge rund um die Bestattung, wie zum Beispiel Trauerfeier und Gottesdienst.
Zur Erinnerung an die Verstorbenen, die von der Stadt Dortmund bestattet werden, laden die Katholische und die Evangelische Kirche gemeinsam mit der Stadt Dortmund zu ökumenischen Gedenkgottesdiensten ein. In den sogenannten Gottesdiensten für Unbedachte wird der Verstorbenen namentlich gedacht, für Jede und Jeden wird eine Kerze angezündet.