Im weißen Anzug gegen das Vergessen
Lokalzeit aus Bonn. 15.07.2024. 04:39 Min.. Verfügbar bis 15.07.2026. WDR. Von Marius Reichert.
Im weißen Anzug gegen das Vergessen
Stand: 15.07.2024, 21:07 Uhr
Zum dritten Jahrestag der Flut hat ein Künstler eine besondere Performance auf die Beine gestellt. Menschen in weißen Anzügen wollen erinnern an das, was die Flut angerichtet hat. Der Ort dafür ist umstritten.
Von Marius Reichert
Sie haben kleine Zelte aufgebaut, um sich vor der Sonne zu schützen und um sich umzuziehen: Genau 49 Darsteller aus der Region sind es, die in einen weißen Anzug schlüpfen werden. In einen so genannten Morph-Suite.
Dennis Josef Meseg hat sich die Kunst-Aktion ausgedacht.
Dennis Josef Meseg ist Künstler aus Wesseling - und hat sich die Aktion zum Jahrestag der Flutkatastrophe ausgedacht: "Die Flutopfer sollen noch mal sehr deutlich sichtbar werden - man hört sonst immer nur die Zahl“, sagt er. Wenn man die Figuren sähe, würde die Katastrophe wieder präsent. "Gegen das Vergessen“.
Aktion an NRW-Gedenkstätte
Die Performance findet an der Zentralen Gedenkstätte des Landes NRW für die Opfer der Flut statt - in Blankenheimerdorf, Kreis Euskirchen. 49 Bäume hatte die Landesregierung hier Ende 2022 pflanzen lassen, dabei aber offenbar nicht bedacht, den Ort auszuschildern oder eine Sitzgelegenheit in Richtung der Bäume zu platzieren.
Zwischen zwei Bundesstraßen falle Gedenken und zur Ruhe kommen schwer, ist von Hinterbliebenen zu hören. Für sie ist dieser Ort "unwürdig“. "Die Politik besetzt Themen aber kümmert sich nicht drum“, findet Klaus Jansen vom Team "Gedenken Swisttal". Seit der Flut kümmert sich der ehemalige Polizeibeamte mit anderen um Hinterbliebene. Er hat die Aktion an der Gedenkstätte mit organisiert.
Gedenkstätte ist Thema im Landtag
Inzwischen hat das Team erreicht, dass die Bank richtig herum aufgestellt und dass die Gedenkstätte ausgeschildert wurde - aber sie wollen noch mehr: "Wir haben es geschafft, dass sich der Landtag nach seiner Sommerpause mit unseren Forderungen auseinandersetzen muss.“ Das Ziel müsse sein, dass Menschen hier parken könnten und Zugang zu einer Toilette bekämen.
In weißen Morph-Anzügen erinnerten die Darsteller an die Flut.
Zu den Darstellern haben sich Zuschauer gesellt. Sie kommen aus dem Dorf Blankenheimerdorf. "Wir haben davon gelesen und wollten wissen, was hier passiert“, sagt Alois Schmidt. Obwohl er wenige Kilometer entfern lebt, hatte er von der Gedenkstätte zuvor noch nie etwas gehört.
Langsame Bewegungen
Ganz langsam verteilen sich die Darsteller in ihren schneeweißen Anzügen. Pro Baum einer. Auf Kommando von Dennis Josef Meseg bewegen sie sich ganz langsam. Zwei Stunden lang. Mal sitzen sie, mal stehen sie, mal senken sie ihren Kopf. Es sind verschiedene Stimmungen, die Hinterbliebene und andere Betroffene der Flut wohl alle gut kennen.
Unsere Quellen:
- Reporter vor Ort
- Künstler Dennis Meseg
- Staatskanzlei NRW