Bundespräsident Steinmeier auf Staatsbesuch in Bonn

Lokalzeit aus Bonn 15.11.2023 Verfügbar bis 15.11.2025 WDR Von Sebastian Tittelbach

Wie zu Bonner Hauptstadtzeiten: Präsidentenbesuch in Villa Hammerschmidt

Stand: 16.11.2023, 14:52 Uhr

Nach vielen Jahren gab es in der Villa Hammerschmidt wieder einen Empfang eines Staatsoberhaupts. Der finnische Präsident Sauli Niinistö ist zu Besuch bei Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Von Jörg Sauerwein

Polizeieskorten, gesperrte Straßen, Fotografen und Kameraleute – viele Bonner fühlen sich zurückversetzt in alte Zeiten, als es regelmäßig Staatsbesuche am Rhein gab. "Das ist schon schön, das sowas auch noch in Bonn stattfindet", freut sich zum Beispiel Simon Heßdörfer beim Anblick des vorbeifahrenden Fahrzeugkonvois mit den Staatsflaggen an den Autos. Denn das erinnere auch an die Hauptstadtzeit, die "einfach ein Teil der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland" sei.

Auch in der Innenstadt lassen sich die beiden Präsidenten mit ihren Ehefrauen am frühen Mittwochabend blicken. Nach einem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt im Alten Rathaus gehen sie begleitet von vielen Kameras und neugierigen Blicken der Menschen zu Fuß ins Beethovenhaus, dem Geburtsort des berühmten Komponisten.

Hintergrund des Besuchs

Der Anlass für den zweitägigen Besuch in Bonn: 50 Jahre offizielle diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Finnland sollen gewürdigt werden. Dabei will Steinmeier seinem Amtskollegen die schönen Plätze der Stadt und der Region zeigen. Deshalb sind am zweiten Tag unter anderem auch eine Fahrt über den Rhein und ein Ausflug ins herbstliche Siebengebirge geplant.

Aktuelle Krisen überschatten den feierlichen Anlass

Aber es geht auch um ernste Themen. Die aktuellen Krisen spielen in den Gesprächen der beiden Präsidenten immer wieder eine Rolle. Zum einen sei es wichtig, die Ukraine nach dem russischen Angriff auch weiter zu unterstützen, betonen beide. Zum anderen sei eine große Gefahr, dass die Lage im Nahen Osten eskaliere.

Die Frau des finnischen Präsidenten schreibt ins Goldene Buch der Stadt Bonn

Sauli Niinistö wird von Bundespräsident Steinmeier empfangen.

Steinmeier betont, dass Deutschland an der Seite Israels stehe und das Recht zur Selbstverteidigung habe. Das bestätigt Niinistö, räumt aber auch ein, dass es dabei auch um Verhältnismäßigkeit gehen müsse. Deshalb sei die Situation in Gaza und Israel "äußerst schwierig".

"In Bonn vielleicht am allerzufriedensten"

Von den Gesprächen über diese ernsten Themen bekommen die Bonner allerdings nichts mit. Stattdessen werden Handys gezückt und Fotos und Videos gemacht, wenn die Staatsoberhäupter vorbeikommen. Andere bleiben gelassen. "Das ist mir total egal", sagt eine Bonnerin, als sie hört, wer da gerade für Aufsehen sorgt. Ein anderer meint, es sei natürlich schön, "wenn Bonn als ehemalige Bundeshauptstadt mal wieder wahrgenommen wird, aber die Musik spielt in Berlin".

Auf die Frage, ob er nicht doch lieber in Berlin zu Gast gewesen wäre, sagt Niinistö, er sei bei seinen insgesamt 14 Besuchen in Deutschland immer äußerst zufrieden gewesen. Dann ergänzt er zur Freude vieler Anwesender: "In Bonn vielleicht am allerzufriedensten." Der Besuch in Bonn ist für ihn zugleich auch ein Abschied. In wenigen Monaten endet die Amtszeit des finnischen Staatsoberhaupts.

Über dieses Thema berichtet der WDR am 15.11.2023 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit aus Bonn und im Radio auf WDR 2.

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