FC-Präsident setzt nach Ausschreitungen von Nizza auf Dialog

Stand: 15.09.2022, 14:09 Uhr

Nach den schweren Ausschreitungen in Nizza beim Spiel des 1. FC Köln in der Conference League hat sich Präsident Werner Wolf zum ersten Mal zu den Ereignissen geäußert.

Von Jochen Hilgers

Er zeigte sich "tief betroffen über sie unsäglichen Ereignisse" und sprach davon, es sei eine rote Linie überschritten worden. In Nizza hatten Gewalttäter im FC-Trikot im Stadion randaliert. Umgekehrt kam es auch zu massiven Übergriffen auf friedliche FC-Fans.

Wer als Randalierer identifiziert werde, bekomme ein Stadionverbot und würde gegebenenfalls seine Dauerkarte verlieren und aus dem Verein ausgeschlossen, so die klare Ansage von Werner Wolf. Am kommenden Montag treffe er sich mit Kölns Polizeipräsident Falk Schnabel, um sich über den Stand der Ermittlungen zu informieren. Am Tag danach ist die jährliche Mitgliederversammlung des FC. Er habe noch vor einer Woche mit einer eher kurzen Versammlung gerechnet. Jetzt wolle das Präsidium das Forum nutzen, um mit den Mitgliedern ausführlich auch über die Ereignisse in Nizza zu sprechen.

Dialog alternativlos

Werner Wolf setzt vereinsintern weiter auf Gespräche - auch mit den Ultras, die sich am vergangenen Sonntag auf einem Transparent mit an der Randale beteiligten Gewalttätern aus Paris solidarisiert hatten. Das Transparent habe ihn schockiert. Es erfordere jetzt aber dennoch einen breiten Dialog, um die Geschehnisse aufzuarbeiten. Ein Treffen von Vereinsvertretern mit Abgesandten der Ultras habe es bereits gegeben. Gegenseitiges Schweigen sei auch keine Konfliktlösung, sagte Wolf dazu. Der FC-Präsident zog dabei aber auch eine klare Grenze: Mit Gewalttätern gebe es keine Zusammenarbeit. "Wenn Du rote Linien überschreitest, ist der Dialog beendet", sagte Wolf wörtlich.

Auch der Präsident hatte Angst

FC-Präsident Werner Wolf schilderte auch seine persönlichen Erfahrungen. Im Gespräch gibt er offen zu, im Stadion Angst gehabt zu haben. Andere aber hätten noch viel mehr Angst gehabt. Er habe viele Eltern mit ihren Kindern um sich herum gesehen und mag sich gar nicht ausdenken, was in deren Köpfen vorgegangen sein müsse. Völlig verständnislos zeigte er sich über die offenbar nicht vorhandenen Sicherheitsvorkehrungen im Stadion. Er könne nicht verstehen, wie man zum Beispiel mit einem E-Scooter ins Stadion kommen könne, der dann als Wurfgeschoss gedient hätte. Aschenbecher mit Betonfüßen und volle Flaschen aus Weinkühlern seien als Wurfmaterial verwendet worden.

FC-Fans reisten traumatisiert nach Hause

Unhaltbare Zustände nennt Wolf das. Und schildert auch, dass viele friedliche FC-Fans zu Opfern von gezielten Attacken vor und nach dem Spiel wurden. Selbst Freitag seien noch Fans in Nizza Ziel von Übergriffen geworden. Viele seien traumatisiert nach Hause gereist. Werner Wolf wartet nun darauf, wie die UEFA die Vorfälle wertet und mit welchen Konsequenzen zu rechnen ist. Vermutlich werde es für die nächsten Auswärtsspiele keine Tickets für FC-Fans geben, vermutet Werner Wolf.

Über dieses Thema berichten wir im WDR am 15.09.2022 auch im Fernsehen: WDR aktuell, 16 Uhr.

Weitere Themen