Nizza gegen Köln: Nach den Ausschreitungen drohen dem 1. FC Köln Konsequenzen

Stand: 09.09.2022, 18:33 Uhr

Nach den schweren Ausschreitungen in Nizza drohen dem 1. FC Köln gravierende Konsequenzen durch die UEFA. Beim Conference League-Spiel in Nizza am Donnerstag waren bei Schlägereien zwischen Hooligans mehrere Menschen verletzt worden, einer davon lebensgefährlich.

Von Jochen Hilgers

Die UEFA leitete am Freitag eine Untersuchung der Vorfälle ein. Eine sechsstellige Geldstrafe gilt als wahrscheinlich. Die Fans wird aber eine weitere mögliche Sanktion viel härter treffen. Vermutlich muss der FC die nächsten Auswärtsspiele ohne seine eigenen Fans bestreiten. Das hatte die UEFA 2017 nach den Vorfällen von London angedroht für den Fall erneuter Randale.

Zahl der Verletzten auf 39 gestiegen

Derweil ist die Zahl der Verletzten auf 39 angewachsen. Das melden französische Medien. Darunter seien neun Polizisten. Beobachter kritisieren weiterhin, dass die Polizei schlecht aufgestellt gewesen sei. Zunächst waren lediglich Kräfte aus Nizza im Einsatz. Erst später am Stadion waren auch massivere Kräfte aus der Millionenstadt Marseille zu sehen.

Der 1.FC Köln hat angekündigt, entschieden gegen Gewalttäter vorzugehen. Die Rekonstruktion der Ereignisse ist aber zu diesem Zeitpunkt nicht einfach.

Anscheinend ist die erste Attacke vor dem Stadion von Fans aus Nizza ausgegangen. Etwa 50 vermummte Personen aus der südfranzösischen Stadt hätten, so berichten es viele Augenzeugen übereinstimmend, vor dem Stadion anreisende FC-Fans angegriffen und verprügelt. Dabei gab es die ersten Verletzten unter den Köln-Anhängern. Einige sagten dem WDR, sie hätten den Stadionbereich daraufhin unmittelbar verlassen, ohne das Spiel noch sehen zu wollen.

Erste Attacken von OGC-Fans

Die Aggression im Stadion soll dann aber offenbar zunächst von Gewalttätern im Trikot des 1.FC Köln ausgegangen sein. Was in einem deutschen Stadion wegen der Sektorentrennung unmöglich wäre, scheint 50 bis 80 vermummten Köln-Anhängern spielend gelungen zu sein. Sie stürmten aus ihrem Block mitten über die Haupüttribüne in den gegenüberliegenden Bereich, wo die OGC-Fans gerade ankamen.

Auf dem Weg dorthin, so erzählten es VIP-Gäste im Stadion, hätten sie Weinflaschen aus dem Ehrengastbereich geraubt, um sie als Wurfgeschosse einzusetzen.

Das war einfach nur nackte Gewalt. Steffen Baumgart
Trainer 1. FC köln

Auch der Kölner Trainer Steffen Baumgart, der aufgrund seiner Sperre das Spiel von der VIP-Loge aus verfolgen musste, ist fassungslos. "Das ist beängstigend, wenn man relativ dicht dran steht", sagte er. "Meine Familie saß auf den Sitzen, wo sie vorbeigelaufen sind. Da geht Einiges in einem ab."

Ausschreitungen beim Spiel Nizza gegen Köln

Dann prügelten die Chaoten offenbar mit verschiedenen Schlagwerkzeugen auf die gegnerischen Fans ein und beschossen sie mit Pyrotechnik. Die Polizei, die zunächst als nicht präsent wahrgenommen wurde, brauchte mehrere Minuten, um die Lage unter Kontrolle zu bringen.

Steffen Baumgart, der nur wenige Meter entfernt zusehen musste, hält sich selbst zwar nicht für einen ängstlichen Menschen, "aber das, was gestern passiert ist, wird mich sehr lange begleiten. Das war einfach nur nackte Gewalt. Es ging nur darum, Leuten zu schaden," so Baumgart weiter.

PSG und BvB-Fans unter den Kölnern

Ausschreitungen beim Spiel Nizza gegen Köln

Im Kölner Lager waren anscheinend auch Gewalttäter aus Paris und Dortmund, mit denen sie eine Fanfreundschaft haben. Paris und Nizza wiederum sind verfeindet. Dann dauerte es nicht lange, bis die OGC-Gewalttäter zum Gegenangriff übergingen. Auf der gegenüberliegenden Seite der Haupttribüne stürmten sie Richtung Gästeblock und befeuerten diesen mit Pyrotechnik. Auch unbeteiligte FC-Fans wurden dabei zum Ziel der Angriffe. Auch diesmal verließen einige das Stadion, ohne das Spiel zu sehen.

Anderthalb Stunden im Block eingesperrt

Nach dem Spiel mussten verärgerte FC-Fans mehr als anderthalb Stunden in ihrem Block ausharren, bis die Polizei sie aus dem Stadion ließ. So sollte ein erneutes Aufeindertreffen der rivalisierenden Gruppen verhindert werden.

Kritik gibt es an der französischen Polizei - die sei Fans und unabhängigen Beobachtern zufolge bei dem Einsatz massiv überfordert gewesen. Obwohl der FC im Vorfeld immer wieder darauf hingewiesen hatte, dass einige tausend Fans anreisen würden, schien die Polizei personell unterbesetzt zu sein.

Herrlicher bunter Tag in Nizza kippt

Dies trug mit dazu bei, dass ein zunächst friedlicher bunter Tag in Nizza im Chaos endete. "Es war ein herrlicher Tag und dann kommen ein paar Chaoten und machen alles kaputt." So fielen die meisten Stimmen nach dem Spiel aus.

Sauer waren sie aber auch auf die eigenen wenigen Fans, die das Ereignis für ihre Zwecke benutzt hatten, um Randale zu machen. Schon während der Ausschreitungen skandierten fast alle Fans in Richtung der vermummten Straftäter: "Wir sind Kölner! Und ihr nicht!".