Aufgenommen mit einer Drohne: Drei Spezialtrucks untersuchen die Bodenschichten in Krefeld.

Schlummernde Energie in der Tiefe: Forscher im Rheinland suchen nach Geothermie

Stand: 12.10.2022, 15:08 Uhr

Aktuell rollen Vibrotrucks durch die Straßen und Felder im Rheinland – und suchen nach unterirdischem, heißem Wasser. Das soll großflächig als erneuerbare Energiequelle erschlossen werden.

Schnell kommen die drei Spezialtrucks nicht voran bei ihrem Vorhaben. Sie halten an, rütteln kräftig und fahren dann langsam weiter. Das wiederholt sich alle 40 Meter – auf einer Strecke von 70 Kilometern von Schwalmtal über Krefeld und Düsseldorf bis Duisburg. Bringt die Messung den gewünschten Erfolg, sollen Betriebe, Privathaushalte oder Industriestätten in Teilen der Region von fossilen Brennstoffen auf Fernwärme umsteigen können.

Neue Energiequelle für die Kommunen?

Bei den Stichworten "Erneuerbare Energien" fallen einem vor allem die Klassiker ein: Wind- und Solarenergie oder auch Wasserkraft. Nicht weniger interessant sind aber auch geothermische Energiequellen – die gibt es auch unter dem Rheinland, aber in ausreichender Menge?

Eine Grafik zeigt den Verlauf der Schallwellen. Sie werden von Geophonen an der Erdoberfläche wieder aufgefangen und so gemessen.

Das Echo der Schallwellen wird von Geophonen an der Erdoberfläche wieder aufgefangen und so gemessen.

Um genau zu erschließen, wo sich wasserspeichernde Kalksteinschichten befinden, hat das Land NRW seismische Messungen beim Geologischen Dienst beauftragt. Dafür senden die Speziallaster Schallwellen in den Untergrund. Verschiedene Gesteinsschichten reflektieren die Wellen unterschiedlich stark und schnell. Sogenannte Geophone, die entlang der gesamten Strecke liegen, messen das Echo, das aus dem Boden zurückdringt.

Zwei Gesteinsschichten besonders interessant

"Wir suchen nach zwei ganz bestimmten Kalksteinschichten, weil wir davon ausgehen, dass eben da ausreichend heißes Wasser enthalten ist", erklärt Projektleiter Ingo Schäfer. Er spricht von Massenkalk und Kohlenkalk, doch in welcher Tiefe und wo sich die Schichten genau befinden, ist noch unklar. Vermutet wird, dass die Schichten bis in eine Tiefe von 3.500 Metern reichen.

Endprodukt ist also eine Karte, auf der die Kommunen oder Energieversorgungsunternehmen aufbauen können. Sind die Kalksteinschichten groß genug, könnten sie mit Probebohrungen erschlossen, an das Fernwärmenetz angeschlossen werden – und so dafür sorgen, dass mehr Privathaushalte oder Unternehmen auf fossile Energieträger verzichten. Klarer Vorteil der Erdwärme: Sie ist zeit- und witterungsunabhängig und steht zudem regional zur Verfügung.

Truck am Mittwoch auf Düsseldorfer Schadowplatz

Einer der speziell ausgerüsteten Trucks von der Seite. Der Wagen sendet Schallwellen in den Boden aus. Die verschiedenen Erdschichten reflektieren den Schall unterschiedlich stark.

Die speziell ausgerüsteten Wagen senden Schallwellen in den Boden. Verschiedene Erdschichten reflektieren den Schall unterschiedlich stark.

Wer nicht auf sein Glück vertrauen will, dass er zufällig vor seiner Haustür über Vibrotrucks auf ihrem Weg durch Krefeld, Düsseldorf oder Duisburg stolpert, kann sich so einen Wagen am Mittwoch genau anschauen. Für die Infoveranstaltung des Geologischen Diensts auf dem Düsseldorfer Schadowplatz hat sich auch NRWs Klimaschutz- und Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Bündnis 90/Die Grünen) angekündigt.

Für das Projekt waren die Wissenschaftler auch schon im Münsterland unterwegs, die Ergebnisse sind bereits veröffentlicht. Für das Rheinland sollen die Daten laut Geologischem Dienst Ende 2023 vorgestellt werden. Vielleicht ja mit erfreulichen Nachrichten für die Kommunen und ihre Energieversorgung.

Über dieses Thema berichtet auch das WDR-Fernsehen in der Lokalzeit aus Düsseldorf am 12.10.2022 um 19.30 Uhr.