Ein Falschfarbenbild vom Weltraum.

Der Blick zurück bis zum Urknall: Kommt das Einsteinteleskop?

Stand: 07.03.2024, 08:24 Uhr

Das Einsteinteleskop soll die größte Forschungsinvestition im Dreiländereck seit Jahrzehnten sein. Es geht um 2 Milliarden Euro. Die Frage ist: Wird es gebaut? Noch in diesem Jahr, so beteiligte Wissenschaftler, könnte die Frage beantwortet werden.

Von Jens Tervooren

Was ist eigentlich das Einsteinteleskop? Auch wenn es so genannt wird - ein Teleskop, wie das Hubble- oder das James Webb-Teleskop, das Licht von Sternen einfängt, ist es nicht. Das Einsteinteleskop ist ein gigantisches Messinstrument. Und gemessen werden sollen damit Gravitations- oder einfacher Schwerkraft-Wellen.

Die entstehen, wenn Sterne kollidieren oder schwarze Löcher entstehen. Dann bebt der Raum, die Schwerkraft-Wellen jagen mit Lichtgeschwindigkeit durchs Weltall und verbiegen alles, was sie treffen. Auch Sterne und auch die Erde. Allerdings sind die Ausschläge so klein, dass man riesige Instrumente braucht, um sie zu messen.

Einstein - der Vater des Teleskops

"Albert Einstein hat Gravitationswellen 1915 vorhergesagt, erst 2015 haben wir die zum ersten Mal gesehen", sagt Stefan Hild von der Universität Maastricht. Allerdings haben die Forscher damals nur an der Oberfläche gekratzt. Einmal pro Woche kam ein Signal, das zeigte, dass vor Milliarden Jahren zwei schwarze Löcher zusammengestoßen sind. "Und mit dem Einsteinteleskop soll das alles anders werden. Jetzt, wo wir wissen, die Gravitationswellen existieren, wollen wir richtig viele von diesen Signalen sehen", so Hild.

Teststation: ET-Pathfinder

Technische Gerätschaften im Labor.

ET-Pathfinder: Das Einsteinteleskop in klein

In Maastricht wird gerade der ET Pathfinder aufgebaut. Das ist ein Einsteinteleskop in klein. Das Prinzip ist das gleiche: Ein Laserstrahl wird zwischen Spiegeln hin und her geschickt. Trifft eine Gravitationswelle auf die Erde, verändert sich der Strahl. Diese Veränderung können die Forscher messen. Damit das aber gelingt, muss viel Aufwand betrieben werden.

Um den ET-Pathfinder überhaupt betreten zu dürfen, müssen Menschen und Material über eine Luftschleuse rein und raus. In den meterhohen, massiven Türmen und in den Röhren wird ein Vakuum hergestellt. Jedes Luftmolekül würden den Laserstrahl beeinflussen. Am ET-Pathfinder wird all die Technik getestet, die später mal im großen Einsteinteleskop eingebaut werden soll.

Underground - Dimensionen die begeistern

Das Einsteinteleskop ist ein europäisches Projekt über Landesgrenzen hinweg: Ein zehn Kilometer langes Dreieck aus Röhren und Türmen zwischen Maastricht, Lüttich und Aachen. Es soll 200 Meter unter der Erde gebaut werden. Dort unten sollen eigentlich keine Umwelteinflüsse mehr ankommen. Ein Problem könnten noch Windkraftanlagen bereiten.

Doch Achim Stahl, Physiker an der RWTH-Aachen, ist sich sicher: mit dem riesigen Know-How von all den Wissenschaftlern, die am Einsteinteleskop mitarbeiten, bekommt man das auch noch in den Griff. "So kann man dann direkt noch die Windkraftanlagen verbessern, widerstandsfähiger machen."

Bundesforschungsministerium muss noch entscheiden

Eine Baustelle mit schwerem Gerät.

Die Niederländer sind die Antreiber, wenn es um das Einsteinteleskop geht. In Zeiten niedriger Zinsen hatte der Staat 20 Milliarden Euro Schulden aufgenommen und die Bevölkerung gefragt, was damit geschehen soll, um die Niederlande zukunftssicher zu machen. Ein Teil davon soll ins Einsteinteleskop fließen. "Das kann man sich fast gar nicht vorstellen", freut sich Stefan Hild. "Darüber haben wir 870 Millionen Euro bekommen, um das Einsteinteleskop zu bauen, wenn es hier in der Region gebaut wird und gleichzeitig haben wir jetzt schon 42 Millionen." Für all die Arbeiten, die bis zum Startschuss noch anfallen.

Im Moment hängt die Entscheidung, ob das Teleskop überhaupt zwischen Aachen, Lüttich und Maastricht gebaut wird, am Bundesforschungsministerium. "Ich bin ziemlich sicher, dass die politische Entscheidung in diesem Jahr fällt", sagt der Aachener Physiker Achim Stahl. Dann könnten die Wissenschaftler aus dem Dreiländereck zurückblicken - bis zum Urknall.

Der Blick zurück bis zum Urknall: das Einsteinteleskop

WDR Studios NRW 07.03.2024 00:41 Min. Verfügbar bis 07.03.2026 WDR Online


Unsere Quellen:

  • WDR-Reporter vor Ort
  • Stefan Hild, Universität Maastricht
  • Achim Stahl, RWTH-Aachen