Düsseldorf: Ratsmehrheit für Neubau der Oper wackelt

Stand: 16.05.2023, 20:03 Uhr

Die Stadt Düsseldorf empfiehlt nach jahrelanger Debatte, die geplante neue Oper am Standort der alten zu bauen. Unterdessen wenden sich bisherige Unterstützer nun gegen die Pläne.

Von Benjamin Sartory und Peter Hild

Blick auf die Fassade der Oper am Rhein in Düsseldorf.

Das baufällige aktuelle Opernhaus

"Der Standort an der Heinrich-Heine-Allee ist der ideale Abschluss der Königsallee", sagte Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) am Dienstag auf einer Pressekonferenz. Das sei auch das Ergebnis eines Ideenwettbewerbs. Die Stadtspitze legt sich für das Mammutprojekt also jetzt fest.

Aus ihrer Sicht sollte das alte und marode Opernhaus am Hofgarten abgerissen und dort neu gebaut werden. Zuletzt war als alternatives Grundstück noch der frühere Kaufhof-Standort am Düsseldorfer Wehrhahn im Rennen gewesen. Der wäre damit raus.

Rat muss über Standort entscheiden

Endgültig entscheiden soll über den Standort aber noch der Düsseldorfer Stadtrat, und zwar am 15. Juni. Gleichzeitig soll dort beschlossen werden, dass für den Neubau ein Architektenwettbewerb gestartet wird.

Außerdem steht eine Machbarkeitsstudie auf der Tagesordnung, um auszuloten, wo die Opernaufführungen während der Bauzeit stattfinden könnten.

Grüne nun gegen den Neubau

Ob es aber tatsächlich einen Opern-Neubau geben wird, erscheint jedoch plötzlich deutlich ungewisser. Die Düsseldorfer Grünen wollen kommenden Dienstag noch ihre Mitglieder zu den Neubauplänen befragen. Und die Parteispitze will nun in Abstimmung mit der Ratsfraktion empfehlen, die Pläne zum jetzigen Zeitpunkt abzulehnen.

Entwurf für das neue Opernhaus in Düsseldorf am Standort Heinrich-Heine-Allee

Weiterer Entwurf von Henning Larsen Architects, München mit Meyer Architekten, Düsseldorf

"Schon die Baukosten würden voraussichtlich eine Milliarde Euro und mehr betragen, so dass Zinskosten in der Größenordnung einer weiteren Milliarde Euro über die nächsten 50 Jahre dazukämen. Das halten wir aufgrund der drastisch veränderten Situation für nicht vertretbar", heißt es in einer Stellungnahme des Kreisverbands am Dienstagnachmittag.

Durch die Folgen des Ukraine-Kriegs und der schlechter gewordenen Haushaltslage der Stadt könne die sich in den aktuellen Zeiten kein solches Milliarden-Projekt leisten, argumentieren die Grünen, die mit der CDU eine Ratskooperation bilden. Bisher werden die Kosten für einen Neubau auf mindestens 716 Millionen Euro geschätzt.

Wackelt Ratsmehrheit für einen Neubau?

Und auch die SPD, die vor anderthalb Jahren im Rat ebenfalls noch für einen Neubau gestimmt hatte, sieht den inzwischen deutlich skeptischer. In einem parteiinternen Online-Forum am Dienstagabend wollten die Mitglieder über ihre Position zur neuen Oper debattieren. Zu hören ist, dass die bisherigen Pläne in der aktuellen Situation so nicht bleiben könnten.

Sollten SPD und Grüne nun eine Kehrtwende vollziehen, wäre die Ratsmehrheit für das größte Düsseldorfer Bauprojekt in diesem Jahrzehnt weg. Eine weitere Sanierung des derzeitigen, sanierungsbedürftigen Opernhauses, wie sie die Grünen präferieren, ist bisher für die Stadtspitze keine Option.

In den kommenden Wochen dürfte es daher zwischen Stadtverwaltung und Parteien noch jede Menge Diskussionen geben.

Eröffnet neue Oper 2032?

Düsseldorfs Oberbürgermeister Keller räumt ein, dass endgültige Klarheit zum Beispiel über die Kosten erst dann herrscht, wenn die Oper fertig gebaut ist und sagt: "Ich habe großes Verständnis dafür, dass man sich diese Entscheidung nicht leicht macht."

Aus Sicht des CDU-Mannes ist das Mammutprojekt aber wichtig für die Strahlkraft der Landeshauptstadt. Außerdem würde die Finanzierung über viele Jahre verteilt werden. Wegen der neuen Oper würden keine Kita und keine Schule weniger gebaut werden, so Keller.

Sollte der Rat im Juni zustimmen und die weiteren Schritte auch nach Plan verlaufen, könnte das neue Düsseldorfer Opernhaus nach Einschätzung der Stadt Ende 2032 eröffnet werden.

Über dieses Thema berichten wir auch am 16.05.2023 in der Lokalzeit Düsseldorf um 19.30 Uhr und in den WDR2 Regionalnachrichten.