Düsseldorf: Obdachlosenzeitung "fiftyfifty" mit neuer Online-Ausgabe
02:30 Min.. Verfügbar bis 26.11.2026.
Düsseldorf: Obdachlosenzeitung "fiftyfifty" mit neuer Online-Ausgabe
Stand: 26.11.2024, 17:18 Uhr
Mit einer neuen Online-Version will die Zeitung Kunden gewinnen. Besondere Aktionen sollen den Online-Verkauf ankurbeln.
Von Peter Hild
Mit einer neuen, smartphonefähigen Online-Ausgabe will die Düsseldorfer Obdachlosenzeitung "fiftyfifty" die sinkenden Verkaufszahlen der gedruckten Ausgabe auf der Straße auffangen. Am Dienstag stellten die Verantwortlichen das neue Konzept vor.
Um die Einführung der Online-Version zu unterstützen und neue Zielgruppen zu erschließen, winken den Käuferinnen und Käufern eines Onlinezugangs zugleich besondere Gewinne bei einer Verlosung.
Rubbellos bei Straßenverkäufern
Um die neue Online-Ausgabe zu erhalten, müssen Interessierte für knapp drei Euro ein Rubbellos bei einem der rund 400 Straßenverkäufer von fiftyfifty kaufen, die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkäufer selbst.
In dem Los gibt es einen Zugangscode für die neue Online-Ausgabe, den man einen Monat lang nutzen kann. Und man erfährt, ob man bei der Verlosung gewonnen hat.
Toten Hosen und Helge Schneider als Unterstützer
Um den Online-Verkauf anzukurbeln, verlost die Zeitung zum Start besondere Stücke: Eine von allen Bandmitgliedern signierte Gitarre der Toten Hosen und unterschriebene Katzenklo-Grafiken von Helge Schneider, die es sonst nicht zu kaufen gibt.
Hubert Ostendorf von fiftyfifty
Für die kommenden Monate seien weitere Besonderheiten geplant, sagt fiftyfifty-Gründer und -Geschäftsführer Hubert Ostendorf. Bisher würden pro Monat noch bis zu 20.000 Exemplare auf der Straße verkauft, zu Spitzenzeiten waren es laut Ostendorf bis zu 40.000 Printausgaben.
Ziel: Neue Kunden und Zielgruppen gewinnen
Bisher haben rund 2000 Menschen ein Digital-Abo der Obdachlosenzeitung abgeschlossen: "Das ist schon eine sehr gute Entwicklung", betont Ostendorf. Die Digital-Abonnenten zahlen etwas mehr pro Ausgabe, finanzieren damit die jährlichen Kosten für die gedruckte Zeitung von rund 300.000 Euro zu einem Drittel mit, und damit auch eine Grundlage für die Straßenverkäuferinnen und -verkäufer.
Bisher bekamen diese Abonnenten einmal im Monat eine PDF-Datei zugeschickt, nun bekommen sie eine neue, fürs Smartphone geeignete Online-Version mit Links und Videos - gestaltet vom eigenen Team in Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern und Programmierern, so Ostendorf. "Ich kann mir vorstellen, dass wir da auch andere, neue Zielgruppen erreichen können, weil die Leute etwas Besonderes gewinnen können."
Fiftyfifty besonders aktiv auf TikTok
Immer weniger Printausgaben werden verkauft
Selbst jungen Menschen seien Digital-Abos heute schwierig zu vermitteln, meint der fiftyfifty-Geschäftsführer, weil viele nicht bereit seien, für redaktionelle Inhalte auch zu bezahlen. "Die Erwartung ist bei vielen, dass es digital und kostenlos sein muss", sagt Ostendorf. Deswegen sei fiftyfifty neben Instagram auch besonders intensiv auf der Plattform TikTok aktiv.
Nach einem Jahr will Ostendorf eine Zwischenbilanz der neuen Online-Ausgabe ziehen. Die Zeitung hat Kunden aus ganz Europa, 60 Prozent ihrer Abonnenten kommen laut Ostendorf nicht aus dem Raum Düsseldorf. Überregional bekannt ist sie aber vor allem durch ihre Kunstgalerie, in der regelmäßig namhafte Künstler wie Thomas Ruff oder Andreas Gursky ausstellen.
Unsere Quellen:
- Initiative "fiftyfifty"
- WDR-Interview mit Geschäftsführer und Gründer Hubert Ostendorf