Betrug mit Mietwohnungen
Lokalzeit aus Köln. 20.11.2023. Verfügbar bis 20.11.2025. WDR. Von Oliver Köhler.
Betrug bei der Wohnungssuche
Stand: 20.11.2023, 20:00 Uhr
Mit einer ausgefeilten Masche betrügen professionell organisierte Täter Wohnungssuchende um hohe Geldbeträge. Ein Schwerpunkt der Fälle ist Köln. Die Täter konzentrieren sich aber offenbar bundesweit auf Großstädte.
Von Oliver Köhler
Jan ist mit seiner Freundin seit Monaten in Köln auf Wohnungssuche. "Hier etwas Passendes zu finden und dann auch noch zu einem vernünftigen Preis, das ist sehr schwer", berichtet Jan dem WDR. Deshalb war er überrascht und freute sich sehr, als ihn ein Hausverwalter anrief und einen Besichtigungstermin in einer Wohnung in der Kölner Innenstadt anbot. Etwa 800 Euro kalt für eine Wohnung mit 63 Quadratmetern in guter Lage. Das schien ein Glücksfall zu sein.
"Die Hausverwaltung wirkte sehr professionell", sagt Jan. "Die haben eine gut gemachte Homepage mit Impressum. Im Internet gibt es gute Bewertungen für die Verwaltung".
Erste Zweifel
Die Hausverwaltung warb damit, dass sie hauptsächlich digital arbeitet. So machten sich Jan und seine Freundin zunächst auch keine Gedanken, als es hieß, die Wohnungsbesichtigung werde kontaktlos ablaufen. Sie sollten sich das Objekt ohne Begleitung eines Verwalters ansehen. Der Schlüssel sei in einem Schlüsselsafe in der Nähe der Wohnung deponiert. "Es kam uns ein wenig merkwürdig vor, dass sich der Schlüsselsafe nicht direkt an dem Haus befand, sondern am Zaun eines Spielplatzes etwa 100 Meter entfernt", sagt Jan.
Letztlich wischte das Paar die Bedenken beiseite. Denn die Kommunikation mit der Verwaltung wirkte bis dahin sehr vertrauenswürdig. Nach der Besichtigung bekamen die beiden einen Mietvertrag zugeschickt. Sie unterzeichneten und sollten dann innerhalb von 10 Tagen die Kaution, die erste Miete und Abstand für Möbel überweisen, insgesamt 5.000 Euro.
Warnung kommt zu spät
Vermieter warnt vor Betrugsversuch
Nur wenige Tage, nachdem sie das Geld überwiesen hatten, kam von einem Bekannten die erschreckende Nachricht: An der Tür des Mehrfamilienhauses war eine Warnung angebracht. "Ich konnte das kaum glauben", sagt Jan. "Der Eigentümer der Wohnung warnte vor Betrügern, die seine Wohnung unerlaubt zur Vermietung anbieten".
Jan und seine Freundin versuchten Kontakt mit der Hausverwaltung aufzunehmen, ohne Erfolg. Schließlich erstatteten sie Anzeige. Sie waren nicht die ersten, die sich bei der Polizei gemeldet haben. Nach bisherigen Erkenntnissen der Kölner Polizei sind allein im Fall der Wohnung in der Kölner Innenstadt 25 Mietinteressenten auf die angebliche Hausverwaltung hereingefallen. Die Polizei ermittelt wegen Betruges. Wegen der laufenden Ermittlungen sollen vorerst keine weiteren Details bekannt werden.
Hoher Schaden allein im Fall der Kölner Wohnung
Der echte Hauseigentümer hatte von den Betrügereien mit seiner Wohnung lange Zeit nichts gewusst. Er hatte die möblierte Wohnung an einen Mann vermietet, der sich als Bauleiter ausgab. "Er sagte mir, er käme aus Dresden und müsse ein Projekt in Köln betreuen. Er bräuchte für 18 Monate eine möblierte Wohnung in Köln", berichtet der Eigentümer dem WDR.
Der angebliche Bauleiter brachte einen Gehaltsnachweis eines Unternehmens in Ostdeutschland mit, Referenzen seiner Vermieter in Dresden und einen tschechischen Personalausweis. "Alles gut gemachte Fälschungen", sagt der Hauseigentümer heute.
Bundesweite Vorfälle
Online Wohnungen angeboten
So kam die Betrüger-Organisation an den Schlüssel der Kölner Wohnung und fing sofort an, das Objekt im Internet zur Miete anzubieten. Die Homepage der Hausverwaltung ist ebenfalls ein Fake. Bekannt ist, dass die Täter neben der Wohnung in Köln in den vergangenen Wochen Wohnungen in Hamburg und Berlin angeboten haben. Auf einigen der Homepages heißt es, es seien noch Besichtigungstermine frei – Mietinteressenten könnten sich per Onlineformular bewerben.