Bistum Aachen: Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs
Lokalzeit aus Aachen. 18.10.2023. Verfügbar bis 18.10.2025. WDR. Von Silvia Andler.
Sexueller Missbrauch: Bistum Aachen veröffentlicht Liste mit 53 mutmaßlichen Tätern
Stand: 18.10.2023, 20:00 Uhr
Der Aachener Bischof Helmut Dieser ist am Mittwoch vor die Presse getreten, um über den Stand der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt im Bistum zu informieren.
Thema der Pressekonferenz waren Fälle von sexualisierter Gewalt im Bistum Aachen. Das Bistum hatte eine konsequente Fortsetzung der Aufarbeitung angekündigt. Dem folgte nun die Veröffentlichung von 53 Namen der Täter und mutmaßlichen Täter. Auch der 1986 gestorbene Weihbischof August Peters steht auf der Liste, die auf der Internetseite des Erzbistums eingesehen werden kann.
Pressekonferenz mit Bischof und Generalvikar
Helmut Dieser, Bischof im Bistum Aachen
In den vergangenen Monaten hatte sich das Bistum mehrfach gegen die Veröffentlichung von Namen einzelner gesperrt. Der Schritt jetzt kam daher überraschend. Der Aachener Bischof Helmut Dieser sagte vor Journalisten: "Wir machen für keinen mutmaßlichen Täter eine Ausnahme, ganz gleich, welchen Rang er zeitlebens einnahm." Mit der Veröffentlichung der Namen sollen weitere bislang noch unbekannte Betroffene ermutigt werden, sich zu melden.
Bundesweit einmalige Aktion
Bei der Nennung der Namen handle es sich um eine bislang bundesweit einmalige Aktion, so Dieser. Nach langem Abwägen war dieser in Abstimmung mit den zuständigen Gremien erfolgt. Unter den Namen, die auf der Internetseite des Bistums aufgeführt sind, finden sich 52 Priester und ein Nicht-Kleriker. Sie alle sollen nachweislich oder mutmaßlich sexualisierte Gewalt gegen Minderjährige und Schutzbefohlene ausgeübt haben.
Bei den genannten Personen handelt es sich um Geistliche, die seit mindestens zehn Jahren verstorben sind. Im Bistum stehen insgesamt 126 Geistliche im Verdacht sich sexuell an Minderjährigen vergangen zu haben. Das wäre annähernd jeder zehnte der knapp 1300 Priester, die seit 1930 im Dienst des Bistums Aachen standen.
Bischof unter Druck?
Erst am Montag hatte die Lokalzeit Aachen über einen Mann aus Nettetal berichtet, der in den 1960er Jahren in Geilenkirchen von einem katholischen Geistlichen missbraucht worden war. Der Mann hatte eine Entschädigung von 10.000 Euro erhalten. Doch er ist damit nicht zufrieden und hat deshalb Klage beim Landgericht Aachen eingereicht. Der Mann ist das erste Missbrauchsopfer im Bistum Aachen, das gegen die Diözese klagt. Das Bistum Aachen aber lasse ihm keine andere Wahl, sagte er.
Über dieses Thema berichten wir am 18.10.2023 in der Lokalzeit Aachen im WDR Fernsehen sowie im Radio auf WDR 2.