Proteste: Mietervereine demonstrieren gegen Vonovia
Lokalzeit Ruhr. 24.01.2025. 01:55 Min.. Verfügbar bis 24.01.2027. WDR. Von Julia Stotz.
Vonovia-Übernahme: Mieterverbände befürchten deutlich höhere Kosten
Stand: 24.01.2025, 17:36 Uhr
Vonovia besitzt durch die Übernahme von Deutsche Wohnen nun fast 500.000 Wohnungen. Das könnte sich negativ für Mieter auswirken.
Von Peter Hild
Mit der Übernahme des zweitgrößten Wohnungsunternehmens Deutsche Wohnen steigt der Bochumer Konzern Vonovia zum mit Abstand größten privatwirtschaftlichen Wohnungseigentümer bundesweit auf. Fast eine halbe Million Wohnungen gehören dann zu seinem Bestand, vor allem in Berlin und Nordrhein-Westfalen.
Mieterverbände sehen darin eine "unzumutbare Marktkonzentration". Vonovia steht seit Jahren wegen umstrittener Geschäftspraktiken in der Kritik. Diese Praktiken könnten jetzt hunderttausende weitere Mieterinnen und Mieter zu spüren bekommen.
Vonovia besitzt jede fünfte privatwirtschaftliche Wohnung
In Deutschland gehören laut jüngstem Zensus von 2022 rund 2,7 Millionen Wohnungen privatwirtschaftlichen Wohnungsunternehmen. Mit einem Bestand von nun knapp 500.000 Einheiten und einem Anteil von knapp 20 Prozent hat Vonovia eine Vormachtstellung. "Im von Kleinvermietern geprägten Markt hat der Konzern so auch mehr Macht, die Preise zu bestimmen", sagt Hans-Jochem Witzke vom Deutschen Mieterbund NRW.
Vonovia sei weit entfernt von einer Marktkonzentration, sagen dagegen Experten des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. Selbst in Berlin, wo Vonovia und Deutsche Wohnen jeweils mehr als 100.000 Wohnungen besitzen, liege ihr Anteil am Gesamtbestand nur bei rund zehn Prozent. Auch große Synergieeffekte seien nicht zu erkennen, heißt es weiter. Auf den Gesamtwohnungsbestand in Deutschland betrachtet - rund 43,1 Millionen - vermietet Vonovia nur gut ein Prozent aller Wohnungen.
Vonovias Ziel: Hoffen auf politischen Einfluss?
Warum also der Zusammenschluss? Von Vonovia heißt es dazu, es gehe um "eine einfachere Führungsstruktur im Konzernverbund von Vonovia und Deutsche Wohnen. Der Vertrag erhöht die Geschwindigkeit von Entscheidungen und stärkt die Rechtssicherheit." Experten des IW vermuten eher, dass Vonovia auf einen stärkeren Einfluss in der Wohnungspolitik hofft.
Vonovia steht bei vielen Mietern in der Kritik
Hans-Jochem Witzke vom Mieterbund NRW vermutet anderes: "Kommunen und Lieferanten werden so erpressbar. Der Konzern sammelt gigantische Mieterdaten an und erzielt durch Skalierungseffekte enorme Gewinne." Dienstleister etwa für Strom und Gas gehörten zum Teil zum Konzern. Der kaufe dann zu großen Mengenrabatten ein, die er aber nicht an die Mieter weitergebe, so Witzke. So werde der Profit weiter hochgetrieben.
Mieter müssen mit deutlich höheren Kosten rechnen
Der Konzern sei bei der Mietgestaltung "alles andere als zurückhaltend", kritisieren Mieterbündnisse. Er würde regelmäßig Preise am oberen Ende des Mietspiegels ansetzen. Dazu würden in mehreren Bundesländern immer wieder unnütze und nicht nachvollziehbare Nebenkosten Mietern in Rechnung gestellt, etwa für die Prüfung von Brandschutztüren.
Jüngster Aufreger ist die Installation von Rauchmeldern, die auch andere Daten, etwa zur Luftfeuchtigkeit im Raum, an den Konzern senden sollen, ohne Zustimmung der Mieter, unter anderem in Hessen und Baden-Württemberg. Der Konzern und die Betreiberfirma bestreiten das. Auch Reparaturen oder Bauarbeiten zögen sich oft in die Länge, beklagen Mieter.
Klagen über horrende Nebenkosten bei Vonovia
Langjährige Vonovia-Mieter berichten von jährlich horrenden Nachforderungen bei den Nebenkosten - bis zu 300 Prozent könnten anfallen. "Und das Ganze ohne nachvollziehbaren Grund. Ich habe mich dagegen gewehrt, dann wurde das ohne Rückfragen wieder reduziert. Die meisten Mieter nehmen das aber vermutlich einfach so hin", erzählt ein Vonovia-Mieter in Köln. Seiner Partnerin in einer Vonovia-Wohnung in Bremen sei es ähnlich gegangen.
"Die durch die Übernahme hinzukommenden Mieter der Deutsche Wohnen sind dann auch diesen Geschäftspraktiken der Vonovia ausgesetzt", befürchtet Hans-Jochem Witzke vom Mieterbund NRW.
Unsere Quellen:
- Deutscher Mieterbund NRW
- Vonovia-Mieter
- Vonovia
- Institut der Deutschen Wirtschaft Köln
- Geschäftsbericht Vonovia 2023
- Geschäftsbericht Deutsche Wohnen 2023
- Zensus 2022