Biotop im Steinbruch

Bergische Universität forscht zu Artenschutz im Steinbruch

Stand: 07.10.2022, 13:21 Uhr

Eigentlich ist ein Steinbruch ein extremer Eingriff in die Natur. Doch auf den vielen ungenutzten Flächen eines Steinbruchs finden sich zahlreiche seltene Frösche, Schlangen und Molche. Damit beschäftigt sich ein Forschungsprojekt.

Das Projekt der Bergischen Universität hilft bei der Untersuchung von Schlangen und Amphibien: Am frühen Sonntagmorgen stehen Madeleine Köder und Alexa Müller mit Gummistiefeln fast knietief im Wasser eines kleinen Teiches am Steinbruch in Wuppertal-Dornap. Zusammen mit anderen Lehramtsstudentinnen und -studenten der Bergischen Universität ziehen sie selbst gebaute Reusen und Fangkäfige aus dem Wasser, die sie vor wenigen Tagen hier ausgebracht hatten. Der Fang ist überschaubar. In einer Reuse finden sie einen Teichfrosch, der sofort gewogen und vermessen wird.

Abstrich vom Frosch

Projekteilnehmerinnen im Steinbruch

Bevor er wieder in den Teich gesetzt zurück kann, nehmen die beiden jungen Frauen noch einen Abstrich. "Diese Probe wird auf den Chytridpilz untersucht, ein Pilz, von dem viele Amphibienbefallen werden und an dem sie auch sterben können," so Alexa Müller – bevor sie den zweiten Fang aus der Reuse in Augenschein nimmt, eine Quappe, die sich in den nächsten Tagen zu einer Geburtshelferkröte verwandeln wird.

Projekt der Uni Wuppertal

Teichfrosch in Biotop

Die beiden Studentinnen sind seit Anfang des Projekts vor einem Jahr dabei. Für angehende Biologielehrerinnen und –lehrer ist solch ein wissenschaftliches Projekt der Ausnahmefall. Normalerweise forschen Lehramtsstudenten in ihrem Studium eher selten. Umso motivierter waren die Projekteilnehmerinnen – und teilnehmer, als die Dozentin Dr. Sabrina Bleidißel das Angebot machte, Amphibien und Reptilien im Steinbruch Oetelshofen zu erforschen. "Von der ersten Minute an waren die Studentinnen und Studenten begeistert von der Artenvielfalt in dem Steinbruch," so die Doktorin der Biologie. Fast das komplette Jahr über legten sich die Artenschützer meist abends auf die Lauer, kartierten Gewässer und zählten, so gut wie möglich, den Amphibien- und Reptiliennachwuchs.

Steinbruch ideal für bedrohte Amphibien

Geländewagen

Dass es in dem zerklüfteten Gelände des Steinbruchs derart viele Amphibien gibt, hält Till Iseke, einer der Geschäftsführer des Steinbruchs Oetelshofen für plausibel: "Diese Tiere brauchen Rohböden, wie sie nach dem Abbau von Gestein hier vorkommen. Auf den Feldern und Äckern, die kleinteilig bewirtschaftet werden, gibt es diese Böden längst nicht mehr. Deshalb existieren hier viel eher seltene Krötenarten aber auch bodenbrütende Vögel."

Leben in kleinen Pfützen

Geburtshelferkröte vor der Metamorphose

Dass das Projektteam hier hauptsächlich sonntags vom Juniorchef persönlich im geländegängigen Wagen durch den Steinbruch gefahren werden, ist nur eine der positiven Erfahrungen der Studierenden. Ein anderer ist die Vorleistung des Steinbruchbetreibers: Er füllt bei großer Trockenheit manche Tümpel und Teiche auf dem riesigen Gelände auf, um die Eier und Quappen dort nicht durch Austrocknung zu gefährden. Dafür helfen Alexa Müller und Madeleine Köder an diesem Vormittag bei der Umsiedlung von Geburtshelferlarven. Diese haben sich in einer unscheinbaren Pfütze unterhalb eines Förderbands angesiedelt. "Weil diese Gebiet jedoch Abbaugebiet werden soll, siedeln wir alle Larven und Quappen, die wir finden in ein anderes Gewässer um,“ sagt die Studentin - bevor sie Larven aus einer kleinen Reuse nimmt und in einen Eimer setzt. "Die kommen jetzt in ihr neues Zuhause – und vermehren sich im nächsten Frühjahr hoffentlich kräftig."

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