30 Jahre "Arsch huh": Köln solidarisiert sich mit Iran-Protest
Stand: 11.11.2022, 07:43 Uhr
Gänsehaut in der Lanxess-Arena: Mit einem Konzert ist des legendären "Arsch huh"-Konzerts vor 30 Jahren gedacht worden. Etwa 15.000 Menschen kamen in die Arena, um Flagge zu zeigen für Menschenrechte - und gegen Hass und Gewalt.
Von Oliver Köhler
Als die Gitarrenriffs der Hymne durch die Kölner Arena schallen, hält es viele nicht mehr auf ihren Sitzen: "Arsch huh – Zäng ussenander" - Hintern hoch und Mund aufmachen. Wolfgang Niedeckens BAP war am Abend zugeschaltet von einer Tournee aus Leipzig. Niedecken sang und mit ihm viele Tausende.
Kölner Musiker am 09.11.1992 auf dem Chlodwigplatz.
Wolfgang Niedecken ist einer der Gründer von Arsch-Huh. 1992 stand er bei dem legendären Konzert auf dem Kölner Chlodwigplatz, sang dieselbe Hymne – 100.000 Menschen strömten damals in die Kölner Südstadt, demonstrierten gegen Anschläge auf Wohnheime von Asylbewerbern.
Eine Welle von Gewalt hatte Deutschland erschüttert. Wolfgang Niedecken und viele andere Kölner Künstler wollten ein Zeichen setzen gegen die Gewalt.
30 Jahre später in der Kölner Arena treffen sich die Künstler von damals wieder. Aber nicht um sich selbst zu feiern, sondern weil es wieder an der Zeit sei, wachzurütteln. Hass und Gewalt seien wieder Teil des Alltags, sagt Arsch huh Sprecher Herrmann Rheindorf in einer kurzen Rede zur Eröffnung der Arsch huh Kundgebung: "Wir werden es nach wie vor und auch in Zukunft nicht hinnehmen, dass Menschen in unserer Mitte rassistisch beschimpft, drangsaliert oder angegriffen werden."
Who is who der Kölner Musikszene
Damals wie heute mit dabei: Wolfgang Niedecken.
45 Kölner Bands und einzelne Künstlerinnen und Künstler spielen an diesem Abend auf der Bühne in der Kölner Arena – Songs, die von Vielfalt erzählen, die sich gegen Hass richten, nachdenklich machen oder einfach pure Lebensfreude verbreiten. Brings sind dabei, Kassalla, Bläckföss, Erdmöbel, Cat Balou, Miljö, Eko Fresh – das Who is who der Kölner Musikszene. Das Publikum ist begeistert: "Ich liebe die kölsche Musik und hier stehen viele zusammen für gemeinsame Ziele", sagt eine Frau die 1992 auf dem Kölner Chlowigplatz dabei war. Ein Mann, der noch keine 30 ist, findet es "wichtig, dass hier ein politisches Statement abgegeben wird". Ein anderer etwa im gleichen Alter sagt: "Ich bin für Offenheit und Toleranz. Ich finde das klasse hier".
Solidarität mit iranischen Protesten
Unten Tränen singt die iranische Sängerin Sogand die Hymne der iranischen Protestbewegung "Baraye".
Im Publikum sind viele iranische Fahnen zu sehen, grün-weiß-rote Farben in Gesichtern – Zeichen des Protests gegen die Gewalt im Iran. Es steht eine zweite Hymne auf dem Programm des Arsch huh Konzerts: "Baraye Azadi" – "Für die Freiheit". Ein Lied zusammengefügt aus Social-Media-Posts aus dem Iran, gesungen an diesem Abend von Sogand, geboren im Iran, aufgewachsen in Deutschland.
Ein Gänsehaut-Moment an diesem Abend in der Kölner Arena und viele Tränen über das Leid im Iran.
30 Jahre Arsch huh, das ist Musik. Das sind aber auch sehr viele Menschen, die zusammenstehen und daran glauben, dass sich Dinge zum Besseren wenden lassen, wenn man den Hintern hoch kriegt und den Mund aufmacht oder wie Wolfgang Niedecken es mit seinen Worten sagt: "Arsch-huh – Zäng ussenander – wachsam bleiben."