Verteidiger und Angeklagter im Gerichtssaal

Kölner soll Eltern zum Missbrauch ihrer Kinder angestiftet haben

Stand: 27.08.2024, 12:44 Uhr

Das Kölner Landgericht muss sich mit einem außergewöhnlichen Fall beschäftigen: die Anstiftung zum schweren sexuellen Missbrauch.

Von Markus Schmitz

Der Mann aus Köln soll mit Eltern auf den Philippinen gechattet haben und sie zu sexualisierter Gewalt gegen ihre Kinder angestiftet haben. Der Hinweis kam aus den USA. Der Angeklagte arbeitete zuletzt als Betreuer in einer Schule.

Der 54-Jährige hält sich eine Kladde vor sein Gesicht als er den Saal betritt. Den Beobachtern war schon zu diesem Zeitpunkt klar, dass die Vorwürfe gegen ihn sehr schwer sind. Als die Staatsanwältin die Anklagepunkte vorträgt schütteln viele mit dem Kopf.

Anweisungen an die Eltern via Skype-Chat

Innerhalb von eineinhalb Jahren soll der Mann aus seiner Wohnung in Köln über ein bestimmtes Portal mit Eltern auf den Philippinen über Skype gechattet haben. Sein Ziel war dabei "seine sexuelle Befriedigung", sagt die Staatsanwältin. Er soll den Müttern der Kindern im Alter von fünf Monaten bis 15 Jahren Anweisungen gegeben haben, was die Erwachsenen mit den Kindern machen sollen.

Die Details dazu machen fassungslos: "Dabei soll so gut wie nichts ausgelassen worden sein", sagt ein mit dem Prozessbeteiligter dem WDR. Dabei geht es auch um Exkremente und Tiere.

Sexualisierte Gewalt für 23 Euro

Der Angeklagte habe dabei die Armut der Menschen ausgenutzt, sagt die Staatsanwältin. Für das Ausführen seiner Anweisungen hat er Geld gezahlt. Laut Anklage waren es öfter 1500 Philippinische Pesos. Das entspricht aktuell einem Gegenwert von 23 Euro.

Aufgefallen sind die Straftaten nach eigenen Angaben den amerikanischen Ermittlungsbehörden. Die Verteidiger des Angeklagten sagen, dass die US-amerikanische Heimatschutzbehörde auf den Fall aufmerksam wurde. Diese Institution wurde nach den Terroranschlägen von 2001 gegründet und ihre Hauptaufgabe besteht darin, die US-amerikanische Bevölkerung zu schützen.

Den Ermittlern ging ein Mann von den Philippinen ins Netz, der an die USA ausgeliefert wurde. Gleichzeitig übermittelten die Amerikaner ihre Ermittlungsergebnisse nach Deutschland. Offenbar gab es Hinweise auf 15 Beschuldigte. Der Kölner Angeklagte ist einer von ihnen.

Mann war Betreuer im offenen Ganztag

Der jetzt 54-Jährige Angeklagte war bis zu seiner Festnahme im vergangenen November als Betreuer in einer Kölner Schule tätig. Über einen Träger war er nach WDR-Informationen im offenen Ganztag beschäftigt. Es habe dort aber nie Annäherungsversuche bei Schülern gegeben, sagen seine Verteidiger.

Der Mann hat selber zwei Kinder und ist geschieden. Zu den Vorwürfen äußerte er sich am ersten Prozesstag nicht. Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. Die Verteidiger fordern eine Aussetzung des Verfahrens, weil ihnen wichtige Informationen fehlen.

Zum Beispiel die Frage, woher konkret die Informationen zu den Chatverläufen kommen. Ein Ausschluss der Öffentlichkeit während der Verlesung der Anklageschrift hatte das Gericht abgelehnt. "Das öffentliche Interesse an diesem Fall sei höher zu bewerten als die Schutzwürdigkeit des Angeklagten", so die zuständige Kammer.

Quellen:

  • Landgericht Köln
  • Reporter vor Ort