Wegweiser mit "Kinder haben ein Recht auf Meinungsfreiheit"

50 Jahre Kinderschutzbund in Remscheid

Stand: 05.09.2022, 10:13 Uhr

Pandemie, Krieg und Klimakatastrophe: gerade in Krisenzeiten gibt es für den Kinderschutzbund Remscheid viel zu tun. Seit 50 Jahren bietet der Ortsverein verschiedene Beratungsangebote und setzt sich für Kinder und Jugendliche ein.

Von Carsten Stein

Im Laufe der Jahre habe sich die Art der Gewalt gegen Kinder geändert: Die klassische, physische Gewalt gegen Kinder wie Prügel habe abgenommen, sagt Karl-Richard Ponsar, Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Remscheid. An deren Stelle ist die psychische Gewalt getreten: Aggressionen, Ablehnung, Brüllen und gerade auch das Gegenteil: Anschweigen, ignorieren. Dies hinterlasse ebenso tiefe Wunden an der Kinderseele.

Kinder sind "Blitzableiter"

Karl-Richard Ponsar, Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Remscheid.

Karl-Richard Ponsar, Vorsitzender des Kinderschutzbundes in Remscheid.

Fälle, die vor allem seit der Pandemie extrem zugenommen und den Kinderschutzbund beschäftigt hätten. Aktuell sind es die Preissteigerungen, die viele Eltern überfordern und die den Stress an die Kleinsten weitergegeben, "quasi als Blitzableiter!" Deswegen versucht der Kinderschutzbund Eltern darauf vorzubereiten, mit Konfliktsituationen umzugehen. Auch präventiv, heißt Eltern frühzeitig schon während der Schwangerschaft beraten. "Bevor das Kind in den Brunnen gefallen ist."

Kinderschutzbund fordert mehr Kinderrechte

Kinderrechte müssten im Grundgesetz verankert werden. Was das Kindern bringt, erklärt Karl-Richard Ponsar: "Zum Beispiel bei Scheidungen streiten Eltern oft um das Kind, als wäre es ein Gegenstand. Kinder müssen dabei auch gehört werden, ihre Wille Rechtskraft erhalten." Auch Politik und Verwaltung dürften nicht länger über Kinderköpfe hinweg entscheiden. Kinder und Jugendliche sollten etwa das Recht erhalten, bei der Stadtplanung ihre Vorstellungen mit einzubringen.

Remscheid Kinderschutzbund in Zahlen

Menschen auf einem Straßenfest

Das Fest zum 50-jährigen Bestehen des Kinderschutzbundes Remscheid.

Am 4. Juni 1972 wurde Kinderschutzbund Remscheid mit einem Startkapital von umgerechnet 10.000 Euro gegründet. Heute stehen dem Ortsverein fast 600.000 Euro zur Verfügung. Aus ehemals elf Ehrenamtlern wurden 21 Festangestellte und 60 Ehrenamtliche. War der Kinderschutzbund in seinen Anfängen Anlaufstelle für alle Krisensituation rund ums Kind, hat sich der Verein ab den achtziger Jahren auf die Beratung konzentriert: Beratung von Eltern, Alleinerziehenden, Flüchtlingen, Harz IV- Empfängern und natürlich mit dem Krisen- und Jugendtelefon auch jungen Heranwachsenden.

Was bringt die Zukunft

Ab Herbst will der Kinderschutzbund Remscheid eine digitale Beratung anbieten per Internet-Chat. Damit sollen die Mediengewohnheiten der Kinder wie auch der Eltern berücksichtigt werden, Berührungsängste abgebaut und gleichzeitig das Gruppenerlebnis erhalten bleiben. Denn es sei wichtig für verunsicherte Eltern, so Karl-Richard Ponsar "zu erleben, nicht nur ich habe Probleme. Andere Eltern scheitern auch an der Erziehung."

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