Eine Frau zündet sich mit einem Feuerzeug eine Zigarette an.

Wieder mehr Raucher seit Beginn der Pandemie

Stand: 27.08.2022, 16:21 Uhr

In Deutschland raucht wieder mehr als jeder dritte Mensch ab 14 Jahren. Das geht aus der "Deutschen Befragung zum Rauchverhalten" hervor. Trotz Corona zeigt sich aber auch ein positiver Trend.

Lockdowns, Angst um die Gesundheit, finanzielle Sorgen: Die Corona-Pandemie hat bei vielen Menschen für erheblichen Stress gesorgt. Wohl auch deshalb hätten zahlreiche ehemalige Raucherinnen und Raucher wieder zur Zigarette gegriffen, kommentiert Epidemiologe Daniel Kotz die neuen Zahlen zum Rauchverhalten. Demnach stieg der Anteil der Raucherinnen und Raucher in der Pandemie wieder deutlich an.

Jeder dritte Mensch ab 14 Jahren raucht

Derzeit liegt ihr Anteil bei allen Menschen ab 14 Jahren in Deutschland über einem Drittel: 34,5 Prozent. Anders gesagt: Jeder Dritte raucht. Das geht aus der repräsentativen "Deutschen Befragung zum Rauchverhalten" (Debra) hervor.

Vor der Corona-Pandemie (Anfang 2020) waren es noch etwa 27 Prozent. Momentan rauchen also ein Viertel mehr Menschen als kurz vor der Pandemie.

Rauchverhalten: Auch ein positiver Trend erkennbar

Es sei eine erschreckende Entwicklung, sagt Debra-Leiter Daniel Kotz von der Uniklinik Düsseldorf. Zwar bedauert er, dass offenbar viele Ex-Raucherinnen und -Raucher rückfällig geworden sind. Zu beobachten sei aber auch etwas Positives: Es zeige sich weiterhin, dass viele junge Leute in Deutschland gar nicht erst anfingen zu rauchen - anders als in den 70er-, 80er- und 90er-Jahren, so Kotz.

Wegen des bedauerlichen Trends bei den Erwachsenen bleibe also noch viel zu tun, meint Christina Rummel, Geschäftsführerin der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen im westfälischen Hamm.

Suchthelferin Rummel: Tabakkontrollpolitik zu schwach

Auch politisch müsse noch mehr getan werden, ist sie überzeugt: "In der Tabakkontrollpolitik zählt Deutschland im internationalen Vergleich zu den Schlusslichtern", sagt Rummel. "Das Beispiel Neuseeland zeigt, dass es auch anders geht: Dort soll der Verkauf von Zigaretten langfristig ganz verboten werden. Eine nachhaltige Verringerung des Tabakkonsums gehört auch in Deutschland ganz oben auf die gesundheitspolitische Agenda."

Auch Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg verlangt mehr Einsatz von der deutschen Regierung. Sie bedauert:

"Immer noch dürfen die Hersteller ihre tödlichen Produkte am Verkaufsort bewerben und sie rund um die Uhr an zahlreichen Automaten verkaufen." Katrin Schaller, Deutsches Krebsforschungszentrum

"Rauchenden werden zu wenig Anreize für einen Rauchstopp geboten, und sie erhalten zu wenig Unterstützung beim Ausstieg. Zudem bringen die Hersteller zunehmend neue Produkte wie E-Zigaretten, Tabakerhitzer und Nikotinbeutel auf den Markt", so Schaller weiter. Da die Produkte abhängig machten und ein Gesundheitsrisiko seien, müssten auch sie streng reguliert werden.