WHO-Bericht: Wie Tabak unsere Umwelt zerstört

Stand: 31.05.2022, 13:39 Uhr

Dass Rauchen der Gesundheit schadet, ist schon lange bekannt. Zum Weltnichtrauchertag macht die WHO aber noch auf ein anderes riesiges Problem der Tabakindustrie aufmerksam: die Zerstörung der Natur.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat der Tabakindustrie vorgeworfen, einer der "größten Umweltverschmutzer der Welt" zu sein. In ihrem zum Weltnichtrauchertag am Dienstag veröffentlichten Bericht forderte die UN-Agentur, die Industrie für die Umweltschäden durch Abholzung, Emissionen und Zigarettenstummel zur Kasse zu bitten. Die Zigarettenhersteller sind demnach für den Verlust von etwa 600 Millionen Bäumen pro Jahr verantwortlich - fünf Prozent der weltweiten Entwaldung.

Der Tabakanbau wiederum blockiert demnach jedes Jahr weitere 200.000 Hektar Land - umgerechnet ist das die Fläche von 280.000 Fußballfeldern. Da der größte Teil des Tabaks in ärmeren Ländern angebaut wird, in denen Ackerland oft knapp ist, gehen die Tabakkulturen dem Bericht zufolge auf Kosten der Nahrungsmittelproduktion.

Dazu kommt, dass man für den Anbau von Tabak sehr viel Dünger und Pestizide braucht, weil die Pflanze sehr empfindlich ist und Schädlinge anzieht. Das wiederum kann den Boden nachhaltig schädigen, sodass man dort keine anderen Lebensmittel mehr anbauen kann.

CO2-Produktion so groß wie der Ausstoß von ganz Griechenland

Zudem herrscht in den meisten Ländern, in denen Tabak angebaut wird, auch Wassermangel. Die Produktion der Tabakprodukte verbraucht jedoch 22 Millionen Tonnen Wasser jährlich. Das entspricht elf Millionen Schwimmbecken oder dem halben Bodensee.

Dabei entstehen dem Bericht zufolge 84 Millionen Tonnen Kohlendioxid. Das entspricht dem jährlichen CO2-Ausstoß von ganz Griechenland.

Filterzigaretten nicht gesünder als filterlose

Beim Wegwerfen der Zigarettenstummel gelangten "mehr als 7.000 giftige Chemikalien" in die Umwelt. Der WHO-Direktor für Gesundheitsförderung, Rüdiger Krech, sagte der Nachrichtenagentur AFP, dass jeder der geschätzten 4,5 Billionen Zigarettenstummel, die jedes Jahr in Ozeanen, Flüssen, auf Gehwegen und Stränden landen, hundert Liter Wasser verschmutzen kann. Zigarettenfilter, Zigarettenverpackungen und E-Zigaretten tragen zudem erheblich zum Plastikmüll bei.

Die WHO betonte, dass es keine Beweise dafür gibt, dass Filter im Vergleich zum Rauchen filterloser Zigaretten einen gesundheitlichen Vorteil bieten. Die UN-Agentur forderte deshalb, Zigarettenfilter als Einwegplastik zu behandeln und ein Verbot in Betracht zu ziehen.

Rauchfrei durch E-Zigaretten

WDR 5 Quarks - Hintergrund 15.02.2021 10:02 Min. Verfügbar bis 15.02.2026 WDR 5


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Tabakbauern "rauchen" 50 Zigaretten am Tag

Bis zu einem Viertel aller Tabakbauern erkrankt an der sogenannten "Grüner-Tabak-Krankheit", einer Vergiftung durch das über die Haut aufgenommene Nikotin. Landwirte, die den ganzen Tag mit Tabakblättern hantieren, nehmen täglich das Äquivalent von 50 Zigaretten Nikotin auf, erklärte Krech. Besonders besorgniserregend sei dies für die vielen Kinder, die im Tabakanbau tätig sind. "Stellen Sie sich vor, ein Zwölfjähriger wäre täglich 50 Zigaretten ausgesetzt", sagte er. Vom Rauchen selbst sterben pro Jahr geschätzt acht Millionen Menschen.

Der Bericht wies auf die enormen Kosten hin, die bislang vom Steuerzahler getragen werden. Jedes Jahr zahle China beispielsweise rund 2,6 Milliarden Dollar, Indien rund 766 Millionen Dollar, Brasilien und Deutschland jeweils rund 200 Millionen Dollar für die Beseitigung von Tabakabfällen. Die WHO forderte, dass die Industrie gemäß dem Verursacherprinzip für die Umweltschäden zahlen sollte. Es sei wichtig, dass "die Industrie tatsächlich für das Chaos, das sie verursacht, zahlt", sagte Krech.

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