Quagga Muscheln breiten sich aus | sv

00:24 Min. Verfügbar bis 04.04.2026

Trinkwasserversorger kämpfen gegen Quagga-Muschel im Bodensee

Stand: 04.04.2024, 16:02 Uhr

Seit Jahren breitet sich die Quagga-Muschel rapide im Bodensee aus. Das hat nicht nur Auswirkungen auf das Ökosystem, sondern auch auf die Trinkwasserversorgung.

Die Muschelart wurde vor rund zehn Jahren aus dem Schwarzmeerraum eingeschleppt, durch Boote, an denen sie sich festgesetzt hatte. Die Wasserwerke am Bodensee kämpfen gegen die invasive Muschelart. Für die Trinkwasserqualität sei die bis zu vier Zentimeter lange Quagga-Muschel zwar kein Problem, allerdings setze sie sich in Leitungen und an Filteranlagen fest, erklärte eine Sprecherin der Bodensee-Wasserversorgung.

Wasserversorger kämpfen gegen die Muschelart

Die Bodensee-Wasserversorgung schätzt, man könnte am Bodensee etwa 15 Jahre von der Situation am US-amerikanischen Lake Michigan entfernt sei. Dort habe sich die Muschel, die auch an Stegen und Booten wächst, so stark verbreitet, dass sie nun 90 Prozent der Biomasse ausmache. Der Verlauf der Ausbreitung sei in beiden Seen bisher vergleichbar.

Daher haben die Wasserversorger rund um den Bodensee den Kampf gegen den Eindringling aufgenommen - mit speziellen Filtern, größeren Leitungen und neuen Reinigungsmethoden. Denn: Das Kesswiler Wasserwerk versorgt mehr als 20.000 Menschen mit Wasser.  

Innovationen als Waffe

"Wir waren extrem im Zugzwang", erklärt Remo Schnyder, Brunnenmeister im Wasserwerk des Schweizer Bodenseeortes Keswill in der Nähe von Romanshorn. "Wir haben das Wasser nicht mehr aus dem See in das Werk bekommen." Die Muscheln hätten die Leitungen verstopft, dadurch habe das Werk nicht mehr genug Wasser aufbereiten können. Die alten Leitungen hatten einen Durchmesser von 40 Zentimetern. "Deswegen haben wir jetzt zwei 60-Zentimeter-Leitungen."

Schnyder hat auch ein sehr innovatives Mittel für den Kampf gegen die Quagga-Muschel entdeckt: "Molchen". Dabei werde ein Schaumstoffstöpsel - ein sogenannter Molch - durch die Wasserleitungen geschickt, sagt der Brunnenmeister. Er nehme die Muscheln mit. Es sei sehr viel Tüftelarbeit gewesen, bis es geklappt habe. Von der Stange gebe es so eine Anlage nicht. Der "Molch" werde nach dem Vorgang im See wieder eingefangen. 

Ausbreitung ist nicht mehr aufzuhalten

Laut einer Studie der Universität Konstanz könnte die invasive Muschel Schäden in Millionenhöhe verursachen. Auch am Genfer See und am Bielersee sei sie schon angekommen. Der Zürichsee hingegen sei noch frei von der Quagga-Muschel. Mit Flyern werden Bootsbesitzer rund um Zürich darauf hingewiesen, Boote vor einem Einsatz im Zürichsee zu reinigen, um die Muschel nicht einzuschleppen.

"In bereits betroffenen Seen kann die Dynamik aufgrund der Invasivität der Muscheln nicht mehr aufgehalten werden", erklärt der Schweizer Quagga-Muschel-Experte Piet Spaak, der an der Konstanzer Studie beteiligt war. Der Kampf der Wasserwerke dürfte also noch lange weitergehen. 

Große Veränderungen im Ökosystem

Laut der Studie wird die Quagga-Muschel-Masse im Bodensee, Genfer See und Bielersee in den nächsten zwei Jahrzehnten pro Quadratmeter voraussichtlich um das Neun- bis Zwanzigfache zunehmen, verursacht vor allem durch eine stärkere Besiedlung der tieferen Bereiche der Seen.

Dies könne auch zu großen Veränderungen im Ökosystem führen. Denn die Quagga-Muscheln rauben einheimischen Bodensee-Fischen die Nahrung.

Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Forschungsprojekt „SeeWandel“

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