Gaspreis sinkt: Zahlen wir jetzt wieder weniger?

Stand: 09.01.2023, 12:45 Uhr

Die Gasspeicher füllen sich und der Gaspreis sinkt. So günstig wie jetzt war Gas zuletzt vor Beginn des Krieges in der Ukraine. Das klingt nach guten Nachrichten. Doch was bedeutet das für Verbraucher?

Der Gaspreis an den wichtigsten europäischen Handelsplätzen ist weiter auf Talfahrt: Er fiel am Mittwoch auf unter 70 Euro je Megawattstunde. So günstig war Gas zuletzt im Februar 2022, also vor Beginn des Krieges in der Ukraine. Grund sind die ungewöhnlich milden Wintertemperaturen in Europa, wodurch sich auch die Gasspeicher wieder füllen - und das mitten im Winter. Doch wie ist es dazu gekommen und was bedeuten die sinkenden Preise konkret? Fragen und Antworten.

Wieso wird Gas gerade billiger?

Das liegt daran, dass die Nachfrage nach Gas zurückgegangen ist, weil wir in Deutschland und Europa weniger Gas verbraucht haben als erwartet. Ein wesentlicher Grund dafür ist das milde Wetter. Deswegen müssen Haushalte und Unternehmen nicht so viel heizen. Dazu kommt, dass die Gasspeicher alleine in Deutschland mit im Schnitt gut 90 Prozent (Stand 04.01.2023) ungewöhnlich gut gefüllt sind. Vergangenes Jahr um dieselbe Zeit waren sie bereits zur Hälfte leer.

Und was auch dazu beiträgt, dass die Gaspreise zuletzt gesunken sind, ist, dass der Wind zum Jahresende ungewöhnlich kräftig geweht hat und die Windräder viel Energie produziert haben. Deswegen musste weniger Gas in Gaskraftwerken verbrannt werden, um damit Strom zu erzeugen. Dazu kommt, dass Europa zurzeit relativ gut mit Flüssiggas versorgt wird. "Das alles hat dazu beigetragen, dass die Gaspreise an den Börsen sinken", erklärt Ute Schyns aus der WDR-Wirtschaftsredaktion.

Kann sich das kurzfristig wieder ändern? Also, wie nachhaltig sind die sinkenden Preise?

Wie sich die Preise weiter entwickeln, lässt sich schwer vorhersagen. Die langfristigen Wetterprognosen gehen auch in der ersten Januar-Hälfte von relativ milden Temperaturen und viel Wind aus. Bedeutet: Wir müssen weniger heizen und haben viel Strom aus Erneuerbaren Quellen. Das lässt die Gaspreise tendenziell sinken.

"Viel wird auch davon abhängen, dass die Versorgung mit Flüssiggas gut funktioniert", sagt Ute Schyns. Aber die Lage bleibt mit Sicherheit in diesem und im nächsten Winter noch schwierig. Eine Explosion an einer norwegischen Pipeline zum Beispiel dürfte ausreichen, um die Gaspreise erneut in die Höhe schießen zu lassen.

Und wir dürfen auch nicht vergessen: Obwohl Gas an den Börsen im Großhandel mittlerweile wieder so viel kostet wie kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs, ist das Gas immer noch mehr als dreimal so teuer wie im Schnitt der Vorjahre.

Und was heißt das in Zahlen?

Um mal eine Vorstellung zu bekommen: Kurz vor Beginn des Ukraine-Kriegs hatte europäisches Gas etwa 70 Euro die Megawattstunde gekostet. Im August kurz nach der Explosion der Gaspipeline Nord Stream I, als klar wurde, dass mit den Lieferungen darüber jetzt Schluss ist, ist der Gaspreis für kurze Zeit auf ein Rekordhoch von weit über 300 Euro geschossen. Jetzt sind wir mit den 70 Euro in etwa wieder bei dem Preisniveau, das wir kurz vor dem Krieg erlebt haben. "Aber auch das war nicht günstig", betont Ute Schyns. Denn im Schnitt lag der Gaspreis in den vergangenen Jahren an den Börsen etwa bei 15 bis 20 Euro die Megawattstunde.

Machen sich die sinkenden Preise tatsächlich schon auf den Abrechnungen bemerkbar?

"Die gesunkenen Gaspreise dürften sich erst mit einiger Verzögerung in den Tarifen der Energieversorger widerspiegeln", so Ute Schyns. Das liegt daran, dass die Versorger das Gas für ihre Kunden zu unterschiedlichen Zeitpunkten teils Monate und Jahre im Voraus einkaufen. Das machen sie, um extreme Preisschwankungen für die Kunden zu vermeiden. Das heißt: Die Preise, die viele Haushalte jetzt bezahlen, spiegeln die Einkaufspreise aus der Vergangenheit wider. "Ich gehe aber davon aus, dass wenn die Gaspreise an der Börse über längere Zeit niedrig bleiben, auch die Tarife für die Kunden im Laufe des Jahres wieder günstiger werden", sagt Ute Schyns. Davon dürften dann vermutlich als erstes die Neukunden profitieren.

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