Nachfolge-Ideen für das 9-Euro-Ticket: Pendeln für 29 Euro im Monat

Stand: 06.08.2022, 15:18 Uhr

Die Bundesländer wollen offenbar ein Nachfolgeangebot zum 9-Euro-Ticket mitfinanzieren. Von den Grünen liegen neue Ideen für preiswerte Ticket-Alternativen auf dem Tisch. Zum Beispiel ein Pendler-Ticket für 29 Euro.

Die Bundesländer sind laut Verkehrsministerkonferenz-Chefin Maike Schaefer (Grüne) bereit, ein Nachfolgeangebot zum 9-Euro-Ticket mitzufinanzieren. Grundvoraussetzung für eine solche Entscheidung wären aber Fakten, die Bundesminister Volker Wissing bisher schuldig bleibt“, sagte die Bremer Mobilitätssenatorin Schaefer dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) heute. „

Doch es gäbe noch jede Menge offener Fragen, zählt Schaefer auf: „Wie teuer wäre ein Nachfolgeticket? Gilt es bundesweit? Wie hoch soll konkret der Länderanteil sein? Wenn Minister Wissing schon im September ein Nachfolgeticket am Start haben will, sollte er jetzt schleunigst liefern, so Schaefer.“ 

Durch ganz Deutschland für 49 Euro?

Ideen für die mögliche Preisgestaltung eines günstigen Nachfolgetickets gibt es schon. So schlagen die Grünen zum Beispiel ein Regionalticket für 29 Euro im Monat vor, das dann für ein ganzes Bundesland oder für zusammenhängende Regionen wie Berlin-Brandenburg gelten soll. Ein bundesweites Ticket könnte laut Grünen-Vorschlag dann 49 Euro kosten.

Beide Tickets sollen für den Nah- und Regionalverkehr gelten. Dabei soll sich das 29-Euro-Ticket vor allem an Pendler wenden, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit fahren. "Günstig, klimafreundlich und simpel" nennen die Grünen ihren Vorschlag.

Finanzierungsvorschlag: Weniger Steuervorteile für Dienstwagen

Um das günstige Ticket zu finanzieren, empfehlen die Grünen, dass es künftig weniger Steuervorteile für Dienstwagen geben solle. So könnte ihrer Meinung nach das sogenannten Dienstwagenprivileg künftig stärker den CO2-Ausstoß von Fahrzeugen berücksichtigen. "Die daraus resultierenden Mehreinnahmen für Bund und Länder könnten nahtlos in die Finanzierung der günstigen Tickets fließen", schreibt die Partei auf ihrer Homepage.

Krischer: Lösung ist auch sozial gerecht

Oliver Krischer, Bündnis 90/ Die Gruenen

Oliver Krischer

NRW-Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) betonte am Samstag gegenüber dem WDR, die Lösung unterstütze den Klimaschutz, die nachhaltige Mobilität und sei außerdem sozial gerecht. Derzeit würden viele "schwere Spritschlucker" subventioniert, weil Unternehmer Fahrzeugkosten in unbegrenzter Hohe als Betriebsausgaben geltend machen könnten. "Dass der Manager seinen Porsche steuerlich gefördert bekommt von der Krankenschwester, die mit dem Polo zur Arbeit fährt, ist auch sozial eine himmelschreiende Ungerechtigkeit."

Lindner gegen Beschneidung des Dienstwagenprivilegs

Finanzminister Christian Lindner (FDP) hält allerdings dagegen. "Es ist schon linke Polemik, die pauschale Versteuerung eines Geschäftswagens als Privileg zu bezeichnen, denn es ist vor allem eine Steuervereinfachung", sagte der FDP-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.

Die Idee der Grünen würde aus seiner Sicht mehrere Millionen Bürger dazu zwingen, ein Fahrtenbuch zu führen, ohne dass unter dem Strich für den Staat Mehreinnahmen herauskämen. Untersuchungen hätten ergeben, dass die Pauschalversteuerung keinen Steuervorteil bedeute, sagte Lindner. 

Subventionsbedarf in Milliardenhöhe

Die Verkehrsunternehmen rechnen mit deutlichem Subventionsbedarf: Selbst ein Ticket für 69 Euro würde nach Angaben des Verbands Deutscher Verkehrsunternehmen jährliche Mehrkosten von zwei Milliarden Euro bedeuten.

Wer hat tatsächlich das Auto stehen lassen?

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) will jedoch erst einmal untersuchen lassen, wer das 9-Euro-Ticket überhaupt genutzt hat. Erste Analysen zeigen, dass wohl nur wenige Menschen tatsächlich dauerhaft vom Auto auf die Bahn umgestiegen sind. Eine Nachfolgeregelung hält Wissing frühestens Ende des Jahres für möglich.

Reisen für 9 Euro - noch bis Ende August

Neun-Euro-Ticket vor einer S-Bahn gehalten

Gilt noch bis Ende August: Neun-Euro-Ticket

Noch bis Ende des Monats können Bahnreisende für neun Euro im Monat den Nahverkehr in der 2. Klasse in ganz Deutschland nutzen. Am 31. August 2022 endet die Gültigkeit.

Die Finanzierung des Tickets für drei Monate ist Teil der Entlastungspakete des Bundes als Reaktion auf drastische Preissteigerungen in nahezu allen Lebensbereichen.