Als die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel kürzlich mit der höchstmöglichen Stufe des Bundesverdienstkreuzes ausgezeichnet wurde, sorgte es für Irritationen, dass niemand aus der aktuellen CDU-Spitze eingeladen war und von Parteichef Friedrich Merz keine Worte des Glückwunschs zu hören waren. Das Verhältnis zwischen aktueller und ehemaliger Führungsriege scheint - um es diplomatisch auszudrücken - unterkühlt zu sein.
Wüst ehrt Merkel mit Staatspreis
Umso erstaunlicher ist es daher, dass Merkel nun die nächste Auszeichnung bekommen soll und die Entscheidung dafür von einem anderen CDU-Spitzenmann kommt. So hat die Düsseldorfer Staatskanzlei von Ministerpräsident Hendrik Wüst am Mittwoch mitgeteilt, dass die ehemalige Bundeskanzlerin in diesem Jahr den Staatspreis von Nordrhein-Westfalen erhält - die höchste Auszeichnung des Landes.
Merkel und Wüst bei einer Ministerpräsidentenkonferenz in Berlin
Merkel werde damit "für ihren unermüdlichen Einsatz zum Wohl des deutschen Volkes in einer von internationalen Krisen geprägten Zeit, ihre Beiträge zur Stabilität der Europäischen Union, ihre außergewöhnlichen humanitären Leistungen und ihre herausragenden Verdienste um das Ansehen Deutschlands in der Welt" gewürdigt, sagte Wüst. "In ihren 16 Jahren als Bundeskanzlerin hat Angela Merkel unser Land und ganze Generationen geprägt." Die Auszeichnung sei auch eine Anerkennung der Vorbildfunktion Merkels als erste Kanzlerin in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, "die zahlreichen Frauen als Ermutigung gedient hat und weiterhin dient".
Wüst stellt sich mit diesen Worten demonstrativ hinter das Erbe von Merkel. Von ihrem ehemaligen Widersacher Merz sind solche Lobeshymnen zuletzt nicht bekannt geworden. Parteiintern wird Merkels Arbeit in der Flüchtlingskrise und in der Russlandpolitik in Teilen kritisch gesehen.
Preisverleihung in Köln mit EZB-Chefin Lagarde
2020 haben sich Merkel und Lagarde im Kanzleramt getroffen
Den Preis wird Merkel nach Angaben der Staatskanzlei am 16. Mai in der Flora in Köln entgegennehmen. Die Laudatio auf die ehemalige Kanzlerin halte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank, Christine Lagarde. Merkel sei während ihrer Amtszeit mit Lagarde auf vielfältige Weise verbunden gewesen.
Der Staatspreis wurde 1986 gestiftet. Zu den bisherigen Preisträgern gehören etwa Formel-1-Legende Michael Schumacher, der frühere Bundesumweltminister Klaus Töpfer, der Gründer des Circus Roncalli, Bernhard Paul und die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Der Staatspreis wird an Persönlichkeiten verliehen, die herausragende Leistungen erbracht haben und Nordrhein-Westfalen durch Werdegang und Wirken verbunden sind.
Verbundenheit zu NRW
Frauenministerin Merkel 1991 in ihrem Büro in Bonn
Laut Wüst ist das bei Merkel der Fall. So habe sie stets eine "besondere Beziehung" zu NRW gehabt, seit sie 1990 als Bundestagsabgeordnete nach Bonn gekommen war. "Für Nordrhein-Westfalen war die spätere Bundeskanzlerin Angela Merkel immer eine wichtige Verbündete, die auch durch zahlreiche Besuche gezeigt hat, dass sie unser Land, seine vielfältigen Regionen und die Menschen hier schätzt", so der Ministerpräsident.