Solar-Ausbau in NRW auf Rekordniveau - und doch zu niedrig

Stand: 14.02.2023, 10:06 Uhr

NRW hat erneut einen Rekordwert bei neu installierten Solarzellen erreicht. Doch das Tempo reicht noch immer nicht aus für die selbst gesetzten Klimaziele der Politik.

Von Tobias ZacherTobias Zacher

Im vergangenen Jahr hat Nordrhein-Westfalen einen Rekordwert bei der Neuinstallation von Solarzellen erreicht. Insgesamt sind Anlagen mit einer Gesamtleistung von 913 Megawatt (MW) neu ans Netz gegangen.

Rekordniveau wie 2011

Damit liegt der Zubau im Jahr 2022 exakt auf dem Niveau des bisherigen Rekordjahrs 2011 (ebenfalls 913 MW). Das geht aus einer Auswertung des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE NRW) hervor.

Zugleich ist dieses Zubautempo in NRW jedoch nicht ausreichend, um die selbst gesetzten Ziele der Landesregierung zu erreichen: Laut aktuell gültiger Energieversorgungsstrategie sollen bis 2030 in NRW 18 bis 24 Gigawatt (GW) Solar-Leistung installiert sein. Erreicht sind davon bis Ende 2022 jedoch erst 7,539 GW.

"Um die eigenen Ziele beim Klimaschutz und beim Ausbau Erneuerbarer Energien zu erreichen, ist ein jährliches Plus von mindestens 2.000 Megawatt Solarleistung unverzichtbar", so Christian Mildenberger, Geschäftsführer des LEE. Das entspricht gut einer Verdoppelung des Tempos aus dem vergangenen Jahr.

Tempo muss für Klimaziele verdoppelt werden.

NRW liegt 2022 im bundesweiten Vergleich auf Platz 2 hinter Bayern, das allerdings mehr als doppelt so viel Leistung im vergangenen Jahr neu installiert hat.

Immerhin: Die Zahlen des vergangenen Jahres bedeuten ein Plus von fast 40 Prozent beim Zubau der Solarenergie im Vergleich zum Vorjahr. Diesen Schwung lobte LEE-Chef Mildenerger als "positives und überfälliges Signal". Sein LEE vertritt die Interessen der Erneuerbaren-Energien-Branche.

LEE will Änderungen am Landesentwicklungsplan

Der Solarpark Oberlar der Stadtwerke Troisdorf ist die derzeit größte Freiflächen Photovoltaikanlage in NRW

Freiflächen-Photovoltaik-Anlage bei Troisdorf

Für mehr Tempo beim Ausbau fordert der LEE Änderungen am Landesentwicklungsplan: So müssten die Bestimmungen für die so genannte Freiflächen-Photovoltaik gelockert werden. Gemeint sind damit große Solaranlagen, die zum Beispiel auf Wiesen installiert werden - und nicht wie sonst häufig üblich auf Dächern von Gebäuden. Für Industrie- und Gewerbegebiete wünscht sich der LEE darüber hinaus einen Grundsatz im Landesentwicklungsplan, der die Installation von Erneuerbaren Energien als Regelfall vorsieht.

Solarpflicht lässt auf sich warten

Doch auch bei bereits gefassten Vorhaben hinkt die Landesregierung den selbstgesetzten Zielen hinterher: Zum Beispiel sollte die im schwarz-grünen Koalitionsvertrag festgeschriebene Solarpflicht mit einem ersten Schritt für alle neuen öffentlichen Liegenschaften bereits zum 1. Januar starten. Umgesetzt ist das aber auch Mitte Februar noch nicht, der entsprechende Erlass aus dem Bauministerium lässt auf sich warten.

SPD kritisiert Landesregierung scharf

Die oppositionelle SPD kritisiert das: "Die zuständige CDU-Ministerin Scharrenbach hat bislang nicht einmal einen Entwurf zu Papier gebracht", sagte André Stinka, der energiepolitische Sprecher der Sozialdemokraten. Der Landesregierung aus CDU und Grünen warf er weitgehende Untätigkeit vor: "Der Widerspruch in der schwarz-grünen Koalition ist offenkundig: Die einen kündigen ambitionierte Ziele an, die anderen blockieren sie im politischen Alltag", so Stinka. "Der notwendige Ausbau der erneuerbaren Energien darf aber nicht diesem Gezänk zum Opfer fallen", forderte er.

Vor rund einem Monat hatte der LEE bereits die Jahresbilanz für den Ausbau der Windenergie vorgelegt. Auch dabei war ein Ergebnis, dass der Ausbau eigentlich doppelt so schnell passieren müsste, damit die Ziele der Energieversorgungsstrategie erreicht werden.

Über dieses Thema berichtet der WDR unter anderem in seinen Hörfunknachrichten und in der Aktuellen Stunde im WDR Fernsehen.