Negativ-Rekord bei Kita-Schließungen wegen Personalmangels

Stand: 20.04.2023, 16:15 Uhr

Im März war es besonders schlimm: 2.600 Kitas meldeten Personalmangel, 2.200 mussten teilweise schließen oder ihre Zeiten einschränken. Was ist da los? Und was soll helfen?

Von Nadja Bascheck

Schnell das Kind in der Kita abgeben und ab zur Arbeit: Für viele Eltern gehört das zum Alltag. Was aber, wenn die Kita zu ist? Das kam in den letzten Monaten immer wieder vor und brachte viele Eltern an ihre Grenzen.

Zwar gab es auch im vergangenen Jahr Einschränkungen im Betrieb der Kitas, aber im März dieses Jahres kam es zu einem Höchststand – auch im Vergleich zum Vorjahr. Etwa 2.600 Einrichtungen meldeten, dass zu wenig Personal da war. In mehr als 2.200 Fällen mussten Kitas zum Teil schließen oder ihre Betreuungszeit reduzieren. In 92 Fällen blieben die Türen komplett zu.

Das Problem ist nicht neu, räumt Familienministerin Josefine Paul (Grüne) ein. Sie spricht von einer „dramatischen Situation“ derzeit.

„Dieser Mangel hat sich über Jahre aufgebaut und er ist nicht über Nacht zu beheben.“ Josefine Paul (Grüne), NRW-Familienministerin

Stadtgespräch aus Münster: Kitas in der Krise

Lokalzeit Stadtgespräch 20.04.2023 55:51 Min. Verfügbar bis 19.04.2026 WDR 5


Download

Auch Marcel Hafke, stellvertretender Landesvorsitzender der FDP, sieht die Lage derzeit kritisch:

„Aus den Zahlen ist ersichtlich, dass die Hütte brennt.“ Marcel Hafker (FDP), Sprecher für Familie, Kinder und Jugend

Warum genau Kitas geschlossen werden müssen, also ob es sich um kurz- oder langfristige Krankheitsausfälle handelt, oder auch wie lange sie geschlossen sind, geht aus der Statistik, die am Donnerstag im Landtag diskutiert wurde, nicht hervor. Die Zahlen stammen von den Landesjugendämtern, kommen also aus Westfalen und aus dem Rheinland. Auffällig ist, dass im Rheinland mehr Meldungen vorliegen. Woran das liegt, weiß auch die Familienministerin nicht.

"Beschäftigte gehen auf dem Zahnfleisch"

Marcel Hafke sagt, es brauche verlässliche Daten. Noch wichtiger seien aber die Maßnahmen. Das Familienministerium hat im Februar ein Paket auf den Weg gebracht. Josefine Paul will damit bewirken, dass Personal flexibler eingesetzt werden kann. Und auch Quereinsteiger würden helfen, die Kitas zu entlasten. Doch langfristig brauche es mehr Fachpersonal.

Im NRW-Familienausschuss sitzt auch der SPD-Abgeordnete Dennis Maelzer. Er betont, dass die Beschäftigten auf dem Zahnfleisch gehen.

Die Fachkräfte, die Tag für Tag in der Kinderbetreuung arbeiten und unter dem Personalmangel leiden, haben ein höheres Gesundheitsrisiko. Das hat eine Studie der DAK ergeben. Der Krankenstand sei demnach höher als in anderen Berufen. Vor allem Erschöpfung sei ein Problem. Ein Teufelskreis, denn der Personalmangel führt zu höherer Arbeitsbelastung. Und langfristig wohl zu noch mehr Ausfällen, wenn nicht neues Personal in die Kitas kommt.

Weitere Themen