Zwei Windräder stehen auf einer freien Fläche, darunter Solaranlagen.

So will NRW klimaneutral werden

Stand: 09.09.2024, 13:00 Uhr

2045 soll NRW unabhängig von fossilen Energien sein. Ministerin Neubaur stellte am Montag die "Energie- und Wärmestrategie NRW" vor.

Das Ziel der Landesregierung ist ehrgeizig: Nordrhein-Westfalen will bis 2045 die erste klimaneutrale Industrieregion Europas werden. Bei der Energiewende wolle man daher "voran gehen", verkündete Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur (Grüne) am Montag in Düsseldorf.

Eine neu vorgestellte "Energie- und Wärmestrategie NRW" zeigt auf, wie das gehen soll. Der Plan beschreibt den Weg bis zur Klimaneutralität und listet rund 100 Maßnahmen dazu auf. Unter anderem diese:

  • Auf Bundesebene will sich NRW für Strompreisentlastungen einsetzen, besonders für energieintensive Unternehmen, aber auch für den Mittelstand und Privatpersonen.
  • Erleichterter Ausbau von E-Ladeinfrastruktur für Privatpersonen und Unternehmen - durch schnellere Genehmigungsprozesse in Gewerbegebieten und entlang von Fernverkehrsstraßen. Außerdem Förderangebote für Vermieter und Arbeitgeber.
  • "Erschließungs- und Hochlaufstrategien" für erneuerbare Wärmequellen etwa im Bereich Geothermie oder Abwasserwärme.
  • Antrieb des Ausbaus Erneuerbarer Energien, unter anderem durch Ausweitung der möglichen Flächen für Windenergie und Freiflächen-Photovoltaik im Landesentwicklungsplan und den Regionalplänen.
  • Versorgungssichere Umsetzung des Braunkohleausstiegs 2030.
  • Bessere Rahmenbedingungen und Unterstützung von Vorhaben zum Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft.
  • Genehmigungsverfahren für Energieinfrastrukturen sollen beschleunigt werden, zum Beispiel durch Zusammenlegung von verschiedenen Zuständigkeiten innerhalb solcher Genehmigungsverfahren.

Grüner Wasserstoff für die Energiewende

WDR 5 Mittagsecho 05.09.2024 12:16 Min. Verfügbar bis 05.09.2025 WDR 5


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In drei Schritten zum Ziel

Ziel des Plans sei, dass NRW 2045 unabhängig von fossilen Energieträgern funktioniert. Das Konzept besteht laut Ministerium aus drei Schritten: Bedarfsanalyse, Angebotsplanung und Ausbau der nötigen Infrastruktur.

Zunächst soll eine Analyse den zukünftigen Energie- und Wärmebedarf bei Industrie, Verkehr und Gebäuden ermitteln. "Nur, wenn wir fundiert abschätzen können, welche Bedarfe bestehen werden, können wir zielgenau handeln" - sagt Ministerin Neubaur.

Nach der Bedarfsanalyse soll es an die Bereitstellung der Energiequellen gehen. Im Fokus stehen dabei Strom und Wasserstoff. Strom soll vor allem aus Windkraft und Photovoltaik kommen. Schon bis 2030 will die Landesregierung die Stromproduktion insgesamt auf mindestens 34 Gigawatt verdoppelt haben. Dazu kämen wasserstofffähige Kraftwerke und Strom aus Bioenergie.

Um das Ganze umsetzen zu können, müssten die nötigen Infrastrukturen geschaffen und ausgebaut werden. "Es ist unstreitig, dass es dafür einer Beschleunigung bedarf" räumt das Wirtschaftsministerium ein. Deshalb sollen alle Möglichkeiten zur Beschleunigung bei Planungs- und Genehmigungsverfahren genutzt werden. Dabei könnten verschiedene Sektoren miteinander verbunden werden: beispielsweise sowohl Elektrolyse-Anlagen, die grünen Wasserstoff erzeugen als auch neue Gaskraftwerke berücksichtigt werden.

NRW hatte zurletzt beim Ausbau der Windenergie an Tempo zugelegt: Mit 61 neuen Windrädern im ersten Halbjahr 2024 lag NRW im Bundesländer-Vergleich auf Platz eins. 43 Prozent mehr Leistung wurden dabei installiert als im gleichen Zeitraum 2023. Vor gut zwei Wochen wurde in Oberhausen die bislang wohl größte Elektrolyse-Anlage in Deutschland eingeweiht.

Details erst in der Zukunft klären

Die "Energie- und Wärmestrategie NRW" klingt nach einem ambitionierten Plan - zu dem das Ministerium auch gleich Unwägbarkeiten einkalkuliert: Man wisse heute nicht, welche "wirtschaftlichen und technischen" Innovationen die kommenden Jahre bringen - und wie sie sich gegenseitig fördern könnten. Daher könne die neue Energie- und Wärmestrategie NRW noch nicht alle Details regeln und solle "innovationsoffen" bleiben.

Die "zentralen Entscheidungen und grundlegenden Weichenstellungen" sollten aber schon heute festgelegt werden. Für 2030 seien konkrete Zwischenziele definiert, die in ihrer Entwicklung bis dahin beobachtet würden.