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Mehr Sicherheit im ÖPNV, aber auch mehr Schwarzfahrten

Stand: 17.06.2024, 15:07 Uhr

Sicherheitspersonal, Bodycams, Videoüberwachung: Das alles zeigt Wirkung in den Bahnen. Die Fahrten im ÖPNV werden für die Kunden sicherer. Leider gilt das nicht für das Personal.

Von Thomas DrescherThomas Drescher

Ein bisschen merkt man Oliver Wittke noch den Politprofi an, er redet gerne in Schlagzeilen: "Bahnfahren in NRW ist sicherer geworden", diktiert er den anwesenden Journalisten in Blöcke und Mikrofone, als er am Montag den Sicherheitsbericht für den ÖPNV im Lande vorstellt. CDU-Mann Wittke ist seit ein paar Monaten Vorstandssprecher des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR). Früher einmal war er Verkehrsminister von Nordrhein-Westfalen.

Busse und Bahnen sind sicherer geworden

WDR Studios NRW 17.06.2024 00:51 Min. Verfügbar bis 17.06.2026 WDR Online


Doch ganz so klar wie es Wittkes Wunsch-Schlagzeile formuliert ist das Thema Sicherheit dann doch nicht. In den Sicherheitsbericht fließen gemeldete Straftaten aus allen Verkehrsverbünden in NRW ein, dazu Ordnungswidrigkeiten und Auffälligkeiten.

Weniger "sicherheitsrelevante Vorfälle"

Die Zahl "sicherheitsrelevanter Vorfälle" im Regionalverkehr ist klar rückläufig. Im Vergleich zu 2022 gab es im letzten Jahr weniger Sachbeschädigungen (5.179 Fälle, minus 21 Prozent), weniger Bedrohungen (1.138 Fälle, minus 14 Prozent), weniger Körperverletzungen (708 Fälle, minus 12,5 Prozent) und Sexualdelikte (71 Fälle, minus 17,4 Prozent). Die Notbremse in den Zügen wurde seltener missbraucht (63 Fälle, minus 64 Prozent).

Es wurden weniger Alkohol- und Drogenkonsumenten registriert und weniger Fälle von aggressivem Betteln. Die Zahl von Beleidigungen blieb in etwa gleich (5.604).

Mehr Sicherheitsteams in Bahnen

Diese rückläufigen Zahlen der Strafanzeigen bei gleichzeitig steigenden Fahrgastzahlen führt Wittke auf mehrere Faktoren zurück: In den Zügen sind sogenannte "NRW-Sicherheitsteams" im Einsatz. Die Teams bestehen aus zwei Personen. Sie unterstützen das Servicepersonal in den Zügen. Zehn dieser Teams waren vergangenes Jahr im Einsatz. Wegen der guten Erfahrungen wird während der Fußball-EM auf 15 Teams zu je vier Personen aufgestockt. Die Sicherheitsteams sind mit Bodycams ausgerüstet, die im Falls von Eskalationen aktiviert werden können.

In vielen Zügen gibt es eine fest installierte Videoüberwachung. Auch an 40 mittleren und kleineren Bahnhöfen hängen inzwischen Videokameras. Bis zum Jahresende kommen 58 weitere Bahnhöfe in NRW dazu. All dies, so Wittke, verbessere die Sicherheitslage.

Video-Überwachungskamera am Dortmunder Hauptbahnhof

Video-Überwachungskamera am Dortmunder Hauptbahnhof

Dies bezieht sich allerdings vor allem auf die Sicherheit der Fahrgäste. Das Zugpersonal aller Verkehrsunternehmen berichtet über wachsende Aggressionen ihnen gegenüber. Genaue Zahlen dieser Übergriffe liegen dazu noch nicht vor. "Nicht jede Beleidigung wird bisher zur Anzeige gebracht", so Wittke. Aber das Problem müsse angegangen werden. "Die Attraktivität von einem Beruf hängt auch davon ab, wie sicher sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlen können."

Höchststand bei Schwarzfahrten

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Fahrscheinkontrolle

Eine sehr deutliche Zunahme gibt es beim "Erschleichen von Leistungen", wie Schwarzfahren auf Bürokratisch heißt: 12.884 Fälle wurden angezeigt (plus 38 Prozent). Hinzu kommen sehr viele Fälle, die nicht zur Anzeige gebracht, in denen aber ein erhöhtes Beförderungsentgelt gezahlt wurde. Allein im VRR stieg die Zahl von 184.000 im Jahr 2022 auf 235.000 im vergangenen Jahr. Wie es zu diesem rasanten Anstieg kam, obwohl im Mai das Deutschlandticket eingeführt wurde, konnte Wittke nicht sagen. Auch ist unklar, wie die Sozialstruktur der Schwarzfahrer aussieht.

Wittke kritisierte Versuche, das Schwarzfahren zu entkriminalisieren, "nur weil es angeblich der Justiz zu viel Arbeit macht". Das müsse eine Straftat bleiben. "Eine Herabstufung zur Ordnungswidrigkeit wäre eine Einladung zu noch intensiverem Missbrauch", sagte VRR-Vorstand Wittke und forderte auch in Zukunft "empfindlich abschreckende Konsequenzen".

Über das Thema berichten wir am 17.06.2024 auch in den aktuellen Sendungen des WDR-Fernsehens und im Westblick auf WDR 5.

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