Flugplatz der Nato-Airbase in Geilenkirchen mit einem Awacs-Flugzeug

NATO-Airbase Geilenkirchen: Darum könnte sie ein Anschlagsziel sein

Stand: 23.08.2024, 10:17 Uhr

Die NATO warnt vor einer "möglichen Bedrohung" auf ihrem Luftwaffenstützpunkt in Geilenkirchen im südwestlichen NRW. Was bedeutet die zweithöchste Sicherheitsstufe "Charlie"? Und was macht die NATO dort eigentlich? Fragen und Antworten.

Aufregung an der NATO-Airbase in Geilenkirchen: Seit dem späten Donnerstagabend gilt an dem Standort des Verteidigungsbündnisses im Kreis Heinsberg nördlich von Aachen die zweithöchste Sicherheitsstufe. Was das bedeutet, warum der NATO-Standort so wichtig ist, welche Rolle die USA in dem Vorfall spielen - ein Überblick.

Was bedeutet Sicherheitsstufe "Charlie", die die NATO in Geilenkirchen ausgerufen hat?

Die nun geltende Sicherheitsstufe "Charlie" bedeutet im NATO-Jargon, dass ein Zwischenfall eingetreten ist oder Erkenntnisse vorliegen, dass irgendeine Form von terroristischen Aktionen gegen das Bündnis sehr wahrscheinlich ist. 

"Dies ist kein Grund zur Besorgnis und eine reine Vorsichtsmaßnahme, um sicherzustellen, dass wir unsere kritischen Operationen fortsetzen können". Ein Sprecher der Nato-Air-Base

Die höchste Stufe ist "Delta". Diese wird bei der NATO gemeinhin ausgerufen, wenn ein Terroranschlag erfolgt oder unmittelbar bevorsteht.

Was macht die NATO in Geilenkirchen?

Das Militärbündnis hat in Geilenkirchen das fliegende Frühwarnsystem Awacs stationiert. 14 umgebaute Boeing-707-Maschinen überwachen den Luftraum mit dem Ziel der Früherkennung möglicher Gefahren und der Vorwarnung des Bündnisses.

Wappen der Nato Airbase in Geilenkirchen

NATO-Airbase in Geilenkirchen

Der multinational zusammengesetzte Verband leistet klassische Luft- und Seeraumüberwachung und wird in Einsätzen zum Führen von Kampfflugzeugen als eine Art fliegende Kommandozentrale eingesetzt. 

Der Verband hat an zahlreichen Einsätzen teilgenommen, etwa auf dem Balkan und in Afghanistan. Nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine verlegte die Nato zeitweise Maschinen nach Rumänien.

Was können solche Awacs, die die NATO in Geilenkirchen stationiert hat?

Awacs steht für "Airborne Early Warning and Control System", auf Deutsch: Luftgestütztes Frühwarn- und Kontrollsystem. Die Flugzeuge haben eine Reichweite von 9.250 Kilometern.

Flugzeuge der NATO-Air-Base Geilenkirchen

Awacs-Flugzeuge in Geilenkirchen

Die Maschinen können andere Luftfahrzeuge in mehr als 400 Kilometern Entfernung orten und identifizieren. Dazu haben sie ein großes Radargerät auf dem Rücken, das einem Pilz ähnelt. Es handelt sich also nicht um ein Waffensystem.

Gibt es einen Zusammenhang mit den jüngsten Vorfällen bei der Bundeswehr in NRW?

In der vergangenen Woche hatte es in mehreren Militäreinrichtungen erhöhte Sicherheitsmaßnahmen gegeben: am Bundeswehr-Standort in Köln-Wahn, am Bundeswehr-Standort in Mechernich in der Eifel und am NATO-Stützpunkt Geilenkirchen.

Laut einer NATO-Sprecherin des Stützpunkts in Geilenkirchen besteht kein Zusammenhang mit dem Vorfall in der vergangenen Woche. Dabei war die Sicherheitsstufe auf der Airbase kurzzeitig erhöht worden, weil ein Bundeswehr-Stützpunkt im nahe gelegenen Köln wegen eines mutmaßlichen Sabotageakts an der Wasserversorgung untersucht wurde.

Die Bundeswehr gab später Entwarnung: Testergebnisse hätten gezeigt, dass das Leitungswasser nicht verunreinigt sei.

Welche Rolle spielen die USA in der Gefährdungslage in Geilenkirchen?

Hintergrund der erhöhten Warnstufe seien nachrichtendienstliche Informationen, die auf eine mögliche Bedrohung hinwiesen, sagte ein Sprecher der NATO-Airbase. Konkreter wurde er nicht.

Klar ist: Ein amerikanischer Geheimdienst hatte am Donnerstag vor einem Anschlag gewarnt. Und klar ist auch, dass Personen auf der Airbase direkt beim Kommandeur melden sollen, wenn sie Drohnen über der Base sehen - das teilte der Stützpunkt am Freitagmorgen mit.

Ob das mit der Warnung des Geheimdienstes zusammenhängt, blieb jedoch offen. Vieles deutet aber daraufhin, dass die Amerikaner vor einem möglichen Drohnenangriff gewarnt haben.

Gibt es einen Zusammenhang mit Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine?

Gesichert ist lediglich: Die NATO hat mehrfach vor einer von Russland inszenierten Kampagne feindlicher Aktivitäten gewarnt, darunter Sabotageakte und Cyberangriffe. Ob es sich in diesem Fall aber um eine solche Aktivität handelt, ist nicht klar.

Russland hat das westliche Verteidigungsbündnis seinerseits regelmäßig beschuldigt, seine Sicherheit zu bedrohen, was die Nato zurückweist.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagenturen dpa, Reuters
  • Nato: Mitteilung im Onlinedienst X und Aussagen eines Sprechers der Airbase in Geilenkirchen

Über dieses Thema berichten wir am 23.08.2024 auch in der Aktuellen Stunde im WDR-Fernsehen.