Drogenbericht: Mehr Tote und zunehmend Probleme mit Crack und Kokain
Stand: 12.12.2024, 09:52 Uhr
Im letzten Jahr sind in Deutschland mehr als 2.200 Menschen durch den Konsum illegaler Substanzen gestorben. Auch in den großen Städten in NRW gibt es immer mehr Probleme mit Drogen wie Crack, Kokain oder Crystal Meth.
Der Konsum von Kokain, Crystal Meth, Heroin und anderen Drogen wird in Deutschland zu einem immer größeren Problem. Das geht aus dem neuen Bericht "Drogenmärkte & Kriminalität 2024" hervor, den die Deutsche Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht heute veröffentlicht hat.
Der Trend geht laut den Fachleuten in die falsche Richtung. Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung spricht von einer besorgniserregenden Entwicklung. Der Bericht zeigt, dass im vergangenen Jahr 2.227 Menschen durch den Konsum illegaler Substanzen ums Leben gekommen sind - das sind über 200 mehr als im Jahr davor und so viele wie noch nie.
Kokain-Handel floriert
Fast jeder vierte Drogen-Tote hat laut dem Bericht Crack im Blut gehabt. Eine Droge, die schnell süchtig macht und von der man nur schwer loskommt. Crack ist eine Art rauchbare Form von Kokain. Insgesamt sind in Deutschland im vergangenen Jahr 43 Tonnen Kokain sichergestellt worden. Mehr als doppelt so viel wie Vorjahr. Die Zahl der aufgrund von Kokain-Konsum ärztlich Behandelten stieg zudem deutlich.
Das vorrangig aus Lateinamerika nach Europa geschmuggelte Kokain werde über Schmugglerfahrzeuge weiterverbreitet, heißt es im Bericht der Beobachtungsstelle. Insgesamt spiele im Drogenhandel aber weiter das Darknet eine große Rolle. Auch Messenger-Dienste wie Telegram würden vermehrt für den Handel von Drogen genutzt.
Anhaltender Trend: Lachgas
Bei den Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz stand in Deutschland im vergangenen Jahr weiter Cannabis auf Platz eins. Das dürfte sich im laufenden Jahr mit der Legalisierung ändern.
Die Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht nimmt neben Crack und Kokain auch zahlreiche andere Drogen wie Amphetamin und Crystal, Heroin und LSD oder MDMA in den Blick.
Ein anhaltender Trend ist demnach der Missbrauch von Lachgas (Distickstoffmonoxid). Hier wurden laut Bericht mehrere Fälle mit erheblichen gesundheitlichen Auswirkungen bis hin zum Tod festgestellt. 2023 wurden demnach elf Todesfälle im Zusammenhang mit Lachgas polizeilich registriert.
Lachgas kann in Deutschland derzeit legal erworben werden und ist besonders bei Jugendlichen beliebt. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hatte sich für ein Verbot ausgesprochen.
Drogenkonsum stellt Großstädte vor Probleme
Der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Blienert, sagt, dass vor allem der zunehmende Konsum von Crack die deutschen Großstädte vor Probleme stelle. Das sei eine Herausforderung für die Gesundheit, aber auch für das Zusammenleben. Auch in NRW ist die Drogenproblematik zu spüren.
Dortmund ist deutschlandweit Spitzenreiter, was Kokainwerte im Abwasser angeht.
Eine Untersuchung der Drogenagentur der Europäischen Union zeigt anhand von Rückständen im Abwasser zum Beispiel, wie viel Kokain in europäischen Großstädten konsumiert wird. In Dortmund wurden 2023 knapp 548 Milligramm Kokain-Rückstände nachgewiesen (je 1.000 Einwohner pro Tag).
In Köln wirken Drogenkonsumräume wie Magneten auf Dealer
Auch in der Kölner Innenstadt scheint man die Drogenproblematik nicht in den Griff zu bekommen. Bisher müssen in Köln Abhängige, die in Drogenkonsumräumen Heroin spritzen oder Crack rauchen wollen, sich die Drogen selbst mitbringen. Die Folge: Sie kaufen ihr Rauschgift meist bei illegalen Dealern in unmittelbarer Nähe der Konsumräume.
Das führt laut Polizei dazu, dass rund um den Konsumraum die Dealerszene wächst - beispielsweise in der Kölner Innenstadt am Neumarkt. Durch eine kontrollierte Abgabe von harten Drogen in den Konsumräumen könnte der illegale Markt zumindest teilweise ausgetrocknet werden, sagte der Kölner Polizeipräsident Johannes Hermanns Anfang Dezember dem WDR.
Insgesamt meldeten die Drogenkonsumräume in NRW 2023 einen Anstieg von knapp 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Vor allem an Hotspot-Plätzen kommt es dabei immer wieder zu Auseinandersetzungen von Menschen in der Drogenszene, bei denen zum Teil auch Gewalt eingesetzt wird.
Unsere Quellen:
- Bericht der Deutschen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht
- Beauftragte der Bundesregierung für Sucht- und Drogenfragen (zum Datenportal)
- Nachrichtenagentur KNA