Olaf Scholz gibt im Kanzleramt eine Pressekonferenz

Scholz: "Bund übernimmt ein Drittel des Energiekonzerns Uniper"

Stand: 22.07.2022, 12:53 Uhr

Die Bundesregierung und der Energiekonzern Uniper haben sich auf ein milliardenschweres Rettungspaket geeinigt. Der Bund will sich mit rund 30 Prozent an Deutschlands größtem Gas-Importeur beteiligen.

Die Bundesregierung übernimmt ein Drittel der Anteile des kriselnden deutschen Energiekonzerns Uniper. Demnach steigt der Bund mit 30 Prozent im Gesamtkonzern ein. Das bestätigte Bundeskanzler Olaf Scholz in einer Pressekonferenz.

Uniper für Deutschland "sehr bedeutend"

Olaf Scholz gibt im Kanzleramt eine Pressekonferenz

Dieser Schritt sei Kernbestandteil eines Stützungspakets, das auch einen milliardenschweren Kreditrahmen der Staatsbank KfW umfasse. Laut Scholz sorgen zum einen die Kohlekraftwerke dafür, Gas einzusparen. Ein weiterer Schritt sei nun, Uniper unter die Arme zu greifen. "Wir sind gemeinsam stark genug, das auch zu schaffen", so Olaf Scholz, "wir werden niemanden mit seinen Herausforderungen alleine lassen."

Nach Angaben des Bundeskanzlers und der Unternehmen wird der Bund die Aktien von Uniper für einen Nennwert von 1,70 Euro erwerben. Der Börsenkurs liege bei zehn Euro, sagte Scholz. Insgesamt führt dies zu einer Kapitalerhöhung von 267 Millionen Euro. Ein Grund für die Entscheidung des Bundes: Uniper sei für die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands laut Scholz von "überragender Bedeutung".

Im Laufe des Tages fielen die Papiere des Gas-Versorgers allerdings um beachtliche 28,9 Prozent. Zeitweise hatten sie mit 6,95 Euro ein Rekordtief markiert. Die Papiere der Uniper-Mutter Fortum büßten 8,4 Prozent ein.

Was heißt das für Verbraucher?

Auf Gaskunden kommen im Zuge des Rettungspakets für den angeschlagenen Energiekonzern Uniper Preiserhöhungen zu - Scholz sprach in diesem Zusammenhang von 2 Cent mehr pro Kilowattstunde. Eine Umlage werde am 1. Oktober oder am 1. September kommen, sagte der Bundeskanzler am Freitag in Berlin.

Er kündigte im Gegenzug aber auch geplante Entlastungen für Bürger an: Demnach solle es zum Anfang des kommenden Jahres eine Wohngeldreform geben. Dabei werde unter anderem der Kreis der Berechtigten ausgeweitet. Er sprach zudem von einem geplanten Heizkostenzuschuss. "Was wir verhindern, ist, dass einzelne die ganze Wucht spüren. Dass man vor eine unlösbare Situation gestellt wird – das wollen wir verhindern", so Scholz.

Uniper ist wirtschaftlich angeschlagen

Uniper ist ein international tätiger Energiekonzern, der Strom und Gas an Großhandelskunden wie Stadtwerke und Industrieunternehmen verkauft. Es ist stark im Gashandel mit Russland aktiv und war im Zuge der aktuellen Gas-Krise in Finanznöte geraten. Uniper beantragte deshalb vor zwei Wochen Staatshilfe.

Ein Schild auf dem "Uniper" steht, dahinter eine Glasfront.

Der Hintergrund: Da Russland deutlich weniger Gas als vereinbart liefert, muss Uniper die fehlenden Mengen kurzfristig und teuer am Markt kaufen. Es darf die Kosten aber auf Grundlage bestehender Verträge nicht sofort, beispielsweise an Stadtwerke oder Kunden aus der Industrie, weitergeben. In einem zweiten Schritt zur Stützung könnte die Regierung jedoch auch hierfür den Weg über das Energie-Sicherungsgesetz ebnen.

Das Rettungspaket sei deshalb "eine umfassende, starke Botschaft, die wir hier aussenden", so Scholz. "You’ll never walk alone. Wir werden als Land hier sehr stabil durch die Lage kommen."

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