Der Bergmann Uwe Hölting steht in einem Stollen des Bergwerks Prosper Haniel

In der Hängebahn durch den Berg

Stand: 23.07.2020, 14:37 Uhr

Nach dem Förderkorb geht die Reise unter Tage mit der sogenannten Dieselkatze weiter. Mit zehn Kilometern pro Stunde ruckelt die Hängebahn durch kilometerlange Stollen - bis zum Kohlehobel. Bergmann Uwe Hölting führt den Besucher durch die Welt unter Tage.

Station 1: Im Materialbahnhof

Blick in einen Stollen des Bergwerks Prosper Haniel

Das Stollensystem ist weitverzweigt

Vor uns liegen Schienen und Weichen für Waggons. Und rechts an der Stollenwand hängen die einzelnen Abteile einer Schwebebahn, die Dieselkatze. Links sind große Versorgungsrohre und Leitungen zu sehen. Sie alle führen ins Dunkel des Stollensystems. "Ja, Glück auf. Wir befinden uns hier im Materialbahnhof 9811. Hier sehen Sie eine von 22 Dieselkatzen. Diese Dieselkatze nehmen wir für die Fahrten der Besucher auf dieser Schachtanlage. Wenn Sie einsteigen möchten können sie einsteigen", sagt Uwe Hölting.

Vor uns ist eine große Tafel mit Schichtplänen und wichtigen Geräte-Informationen. An der Seite hängt ein Telefon zur Kommunikation nach draußen: über Tage. "Das ist der Kommunikationspunkt hier. Von hier aus werden alle Materialien disponiert. Von hier aus hat man aber auch die Möglichkeit, von unter Tage zu einem Leitstand zu telefonieren oder an einen PC über Tage Daten zu übermitteln", erklärt der gelernte Bergmann.

Über uns hängen die Abteile einer Dieselkatze. Wie in einer Miniatur-Schwebebahn wird sie über eine Schiene an der Stollendecke geführt. "An einer Dieselkatze befinden sich bis zu zehn Einheiten, die durch ein Hydrauliksystem über Ketten verbunden sind und dort können wir Container anheben und sie dort hochheben und dementsprechend dann ins Feld fahren", erklärt er den Besuchern.

Die Fahrt beginnt

Eine Dieselkatze fährt durch einen Stollen im Bergwerk Prosper Haniel

Mit der Dieselkatze geht es durch die Welt unter Tage

Vor uns sitzt unser Kumpel Uwe. Das Abteil der Dieselkatze ist eng, vier Sitze hintereinander. Man sitzt mit geducktem Kopf, der an die Decke stößt. Links und rechts ist alles offen. Gleich biegt die Dieselkatze nach rechts unnd gibt den Blick frei: "Ja gute Fahrt, liebe Gäste, in die Untertagewelt. Bitte schön festhalten und nichts mehr rausstecken!"

Für die Kumpel gibt es ein schnelles Fortbewegungsmittel. Wie auf dem Flughafen, nur schneller. Aber Vorsicht: Training erforderlich.

"Hier auf der rechten Seite ist ein Transportband für die Bergleute, die dann nach getaner Arbeit die Rückreise antreten und liegend die Heimreise antreten können. Es gibt eine Ausstiegsstelle und eine Abstiegsstelle - wir sind gerade an der Abstiegsstelle vorbeigefahren.", sagt Hölting.


Es ist stockfinster. Nur unsere Leuchte zeigt Umrisse an den Wänden. Links von uns das Transportband, dahinter im Dunkel die Leitungen der Wasser- und Luftversorgung mit kühlerer Frischluft. Sie ist überlebenswichtig unter Tage.

"Die Geräusche, die Sie jetzt hören, das ist unsere Kühlversorgung unter Tage. Wir schicken circa zwei bis vier Gad Celsius kaltes Wasser über ein Rohrleitungssystem von  über Tage nach unter Tage und da ist vorgeschaltet ein Lüfter, der saugt die Wetter an. Das Wasser wird dem Kühlgerippe zugeführt und am Endverbraucher kommt die kühlere Luft raus."

Station 2: Infopunkt

Ein Mann steht in einem weißen Arbeitsanzug, mit Schutzhelm und Kamera am Infopoint im Bergwerk

Vor uns ist der Infopunkt. Links und rechts erleuchtete Tafeln, Tische davor und Stühle. Links verläuft das große Transportband. "Hier auf der rechten Seite sehen Sie einmal eine Basisstrecke. An dieser Basisstrecke lagen ganz viele “Flözstrecken”. Wenn Sie weiter rechts gucken, sehen Sie einen Abschlussdamm, da befindet sich der Wettersteiger; der macht gerade eine Messung. Ein wenig weiter links müssen Sie schauen, dann sehen Sie eine Bandaufstiegsstelle. Ein wenig weiter links ist eine Erste-Hilfe-Station, mit gleichzeitig eingebautem Informationspunkt - da werden alle Mitarbeiter von dem Steiger unterwiesen."

Die Fahrt geht weiter

Wenn man nach hinten schaut, sieht man rechts rote schwere Stromkabel. Und Transformatoren. "Hier auf der rechten Seite sehen sie eine Trafostation. Wir nennen das ganze Trans-Switch. Wir müssen den Strom von über 10.000 Volt runtertransformieren bis zu 12 Volt."

Rechts fahren wir am Transportband vorbei. "Jetzt hören Sie gerade so klassisch ein Telefon. Das haben wir unter Tage natürlich  an sämtlichen Eingängen, damit wir eine Kommunikation untereinander und nach über  Tage haben."

Station 3: Am Holzfänger

Bergmänner auf der Strecke zum Streb

Rechts sieht man eine Art Gitterlkonstruktion, die einen stillgelegten Stollen schützt. Wenn hier später bei der Stilllegung alles unter Wasser steht, halten diese Gitter Geröll zurück. Links ist eine Erste-Hilfe-Station untergebracht. Hell erleuchtet. Dahinter beginnt wieder das Transportband. "Hier auf der linken Seite sehen Sie eine typische Erste-Hilfe-Station, mit den ganz ganz wichtigen Sachen wie Verbandstrommel, Schleifkorb und eine Kennzeichnung durch eine rote Lampe. Dann wissen wir Bergleute, dort befindet sich die Erste-Hilfe-Station."

Links an der Decke hängen große, rechteckige Wasserwannen. Dicht an dicht. In vielen Reihen. "Wir fahren gerade an einer sogenannten Sicherheitseinrichtung vorbei. Das ist der Explosionsschutz. Wir haben in bestimmten Abständen diese Sicherheitsvorkehrung überall vorhanden hier im Grubengebäude. Bei 104 Kilometer Streckennetz ca. 40.000 von diesen Wassertrögen."

Der Fahrer stellt die Weiche

Beim Halt kann man in Ruhe die Wände abtasten mit seinem Geleucht. Links geht der Fahrer an uns vorbei, um die Weiche zu stellen. "Der Dieselkatzenfahrer muss jetzt halten, um eine Weiche zu stellen, weil wir jetzt, wenn wir über die Weiche gefahren sind, einmal die Fahrtrichtung wechseln."

Links verläuft ein Transportband. Darauf wird die gewonnene Kohle nach oben transportiert. "Auf der rechten Seite - oberhalb von uns - sehen sie eine Gurtbandanlage. Über diese Gurtbandanlage werden die Kohlen - die wir aus der Bauhöhe 547 gewinnen - abtransportiert."

Station 4: Am Abbau

Flöz im Bergwerk

Ein Flöz in der Wand

Links werden wir auf einer Tafel herzlich begrüßt. Wir müssen aussteigen und nun zu Fuß weiter. Hier ist Endstation der Dieselkatze: "Wir sind jetzt hier am Abbau angekommen. Von hier aus müssen wir noch ungefähr 200 Meter laufen. Dann sehen wir das schwarze Gold, das Flöz", erklärt Uwe Hölting.

Station 5: Am Streb

Abbau von Kohle im Streb

Vor uns eine steile, rote Leiter, einige Kumpel arbeiten. Hinter uns das Dunkel des Stollens. "Herzlich willkommen. Hier ist unser Herzstück. Sie befinden sich jetzt in der Bauhöhe 547 in dem Bereich Strecke Übergang Streb. Von hier aus gehts in den Streb, und da können Sie sich auch den Hobel anschauen", sagt Uwe Hölting.

Wir müssen uns ducken. Über uns und links vor uns sind breite Stahlfüße, die hydraulisch die Decke über uns abstützen. Rechts fräst der Kohlehobel die Kohle ab. "Wenn sie im Streb sind, können sie den Live-Abbau sehen. Die Produktion findet dort statt am Kohlenstoß. Der Hobel fährt mit einer Geschwindigkeit von 3,6 Metern pro Sekunde am Kohlenstoß vorbei und nimmt 40, 50 oder 100 Millimeter von der Kohle ab und danach wird gleichzeitig vollautomatisch der Schildausbau gezogen."

Es ist laut und stickig. Als Besucher möchte man nicht lange im Streb bleiben. Und bekommt große Achtung vor den Bergmännern, die hier täglich arbeiten.