Die Wege zur Kohle

Stand: 29.06.2021, 10:47 Uhr

Wie kommen eigentlich die Kumpel zur Kohle?

Willkommen untertage, am Bahnhof auf der 7. Sohle, über 1000 m unter der Erdoberfläche. Ein Personenzug brachte die Kumpel von hier aus Richtung Streb. Er wurde gezogen von einer Diesel-Bergbau-Lokomotive mit einem explosionsgeschützten Motor.

Die Zug-Abteile waren eng; zwanzig oder dreißig Minuten konnte die Fahrt bis zum Streb dauern. Das Schienennetz auf dieser Sohle war insgesamt über 17 Kilometer lang. Früher, vor den Loks, wurden Material und Kohle wurde mit Grubenpferden bewegt. Die Kumpel mussten diese Strecken alle zu Fuß machen.

Unterwegs kam man vorbei an nicht mehr genutzten Grubenbauten. Die nennt man "Alter Mann". Der wurde zur Sicherheit mit Material gefüllt, besonders gestützt und dann verschlossen.

Neben den Personenzügen gab es die Einschienen-Hänge-Bahn. Die Kumpel nannten sie "Diesel-Katze". Sie wurde überall da eingesetzt, wo es für Schienen am Boden zu wellig wurde, weil sich hier unten der Boden heben oder senken konnte.

Kumpel an einem unterirdischen Bahnhof.

Die Dieselkatze war vor allem ein Transportsystem für schweres Material: Hydraulik-Pumpen, Schaltanlagen, Transformatoren. In einer so extremen Umgebung ging ständig etwas kaputt - und musste so schnell wie möglich repariert werden, damit hier alles weiterging! Über die Hälfte der Kumpel waren nicht im Kohleabbau direkt, sondern damit beschäftigt, die Infrastruktur in Gang zu halten: Elektriker, Mechaniker, Ingenieure.

Auch die Förderbänder mussten ständig laufen. Einige Abschnitte dieser Bänder waren auch für die Kumpel freigegeben, wie ein Laufband. Das war der schnellste Weg, unter Tage voranzukommen. Aber das Bandfahren musste gelernt sein: Beim Einstieg ganz langsam flach aufs Band legen oder in die Hocke. Und dann, kurz vor der Abstieg-Stelle, schnell wieder hochkommen.

Überall auf der Strecke hingen Kohlenmonoxid-Sensoren, erkennbar an einem roten quadratischen Schild. Wenn die Konzentration zu hoch war, wurde sofort ein Alarm ausgelöst. Früher führten einige Kumpel stattdessen Kanarienvögel mit sich: Wenn die tot von der Stange umfielen, wusste man: Es ist zu viel Kohlenmonoxid in der Luft.