Bild eines Mädchens, das Handstand macht, auf einer kaputten Mauer

Kunst als Mutmacher: Banksy bei Kiew entdeckt

Stand: 12.11.2022, 13:27 Uhr

Kunstfreunde sind begeistert: Der geheimnisvolle britische Streetart-Künstler Banksy hat wieder ein Statement hinterlassen. Offenbar war er in der zerstörten ukrainischen Stadt Borodjanka unterwegs.

Von Nina Magoley

Öffentlich gezeigt hat er sich noch nie, doch für seine Kunstwerke blättern Sammler weltweit mittlerweile Millionen hin: Der britische Streetart-Künstler Banksy. Seit Jahren schafft er es, seine Bilder zwar meist an öffentlichen Orten, aber dennoch unbemerkt anzubringen. Banksys oft einfachen Motive faszinieren durch ihre Ausdruckskraft - vor allem in Verbindung mit dem Ort, an dem sie überraschend erscheinen.

So wie jetzt in der Stadt Borodjanka nahe Kiew. Freitagabend veröffentlichte der Brite Bilder von einem Graffito auf einem kriegszerstörten Haus in Borodjanka.

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Borodjanka war schon zu Beginn des russischen Kriegs gegen die Ukraine besonders hart von Luftangriffen getroffen worden und besteht an vielen Stellen nur noch aus Ruinen. An der verbliebenen Mauer eines brandgeschwärzten, stark zerstörten Wohnhochhauses erhebt sich nun eine grazile Figur - ein Mädchen, dass scheinbar ruhig und unbeirrt einen kunstvollen Handstand vollführt.

Dargestellt im typischen Banksy-Stil und in seiner favorisierten Technik des Stencil Graffiti. Dass er es auf seinem eigenen Instagram-Account postet, gilt Experten als Zeichen, dass dieses kleine, berührende Bild inmitten der Zerstörung wirklich "ein Banksy" ist.

Unter Banksys Insta-Post bedankten sich am Freitag bereits zahlreiche Menschen offenbar aus der Ukraine für seine Unterstützung.

Noch zwei weitere mutmaßlich Banksy-Graftittis entdeckt

Fotografen entdeckten noch zwei weitere Bilder im zerstörten Borodjanka, die ebenfalls von Banksy stammen könnten. Auf einem wirft ein Junge im Judoanzug einen Mann rücklings auf den Boden. Spekuliert wurde bereits über einen Bezug zum russischen Präsidenten Putin, der als passionierter Judokämpfer gilt.

Bild eines Jungen, der einen Mann beim Judo auf den Rücken wirft

Auf dem dritten Bild ist ein grazil tanzendes Mädchen zu sehen - ebenfalls vor dem Hintergrund der Zerstörung.

Bild eine Tänzerin auf zerstörten Mauern

Mit seiner Streetart thematisiert der mutmaßlich Mitte-Fünfzig-Jährige oft politische oder gesellschaftliche Missstände: Die Auswüchse der Konsumgesellschaft, Ausbeutung auf dem Arbeitsmarkt, Zerstörung durch Kriege. Banksy-Bilder sind schon in vielen Ländern aufgetaucht, selbst im Westjordanland hinterließ er ein Statement.

Spektakuläre Schredder-Aktion

Taucht ein Banksy-Bild irgendwo in einer Stadt auf, kann es passieren, dass Kunstsammler das Graffitti mitsamt der Mauer oder dem Putz abtragen. Um gegen die exorbitanten Preise auf dem Kunstmarkt zu protestieren, machte Banksy 2018 in einer spektakulären Aktion von sich reden: Auf einer Kunstauktion in London stand ausnahmsweise ein Bild auf Leinwand von ihm zur Versteigerung.

geschreddertes Kunstwerk von Banksy im Auktionshaus Sothebys

Der überraschende Moment: Das Bild wird geschreddert

Unmittelbar nach dem Verkauf des "Girl With Balloon" für gut eine Million Pfund (1,18 Millionen Euro) trat ein im Bilderrahmen versteckter Schredder in Aktion und schnitt das Bild in Streifen. Die Käuferin übernahm das Bild trotzdem - und verkaufte es drei Jahre später für umgerechnet etwa 21,9 Millionen Euro. Ob Banksys Sozialkritik damit erfolgreich war, wurde anschließend unter Kunstfreunden kontrovers diskutiert.

2020 kaufte Banksy ein Schiff, das seither zur Rettung von Flüchtlingen auf dem Mittelmeer unterwegs ist. Seine Erklärung dazu: Er wolle einen Teil des vielen Geldes, das seine Kunst mittlerweile eingebracht hat, wieder an die Gesellschaft abgeben.

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